Ein Förderverein will das Filmmuseum in den alten Bendestorfer Ateliers einrichten und braucht dringend Geld

Bendestorf. Das Filmmuseum Bendestorf bekommt einen prominenten Freund: Bernd-Olaf Henkel, einer der bekanntesten Industriellen Deutschlands, hat in einem Schreiben an Bendestorfs Bürgermeister Bernd Wegener angekündigt, dem neuen Förderverein beitreten zu wollen. Der frühere Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie ist der Stiefsohn des Hamburger Volkssängers Richard Germer (1900-1993). "Der Mann mit der Laute", wie Germer hieß, war an zahlreichen Showsendungen beteiligt, die in den 1960er-Jahren in den Bendestorfer Filmsstudios für das Fernsehen produziert wurden.

Der Verein "Freunde des Filmsmuseums Bendestorf", der sich erst heute Abend gründen wird, kann jede Hilfe brauchen. Denn der noch kleine Kreis hat Großes vor: Er will möglichst viel der vor dem Abriss bedrohten Architektur der früheren Filmsstudios Bendestorf retten. Ein Bebauungsplanvorentwurf sieht auf dem 13 500 Quadratmeter großen Gelände den Bau von 30 edlen Wohnungen vor. Sollte das Wirklichkeit werden, würde nur noch der Westflügel der alten "Filmfabrik" überleben. Dort hat das Vox Klangstudio seinen Sitz. Im hinteren Teil des Westflügels, architektonisch eher anspruchslos, würde das Filmmuseum einziehen, das heute unter dem Dach des Rathauses ist. Noch ist diese Halle mit dem Charme einer Autowerkstatt in Privatbesitz.

Der Leiter des Filmmuseums hat eine andere Vision: Die architektonisch anspruchsvollere, sogenannte "Halle A 1" soll neuer Sitz des Filmmuseums werden. "Dieses frühere Filmatelier", sagt Walfried Malleskat, 59, "ist der einzig richtige Ort, die filmgeschichtliche Dimension, die von Bendestorf ausging, zu würdigen." Die Halle sei der Ursprung des Filmschaffens in Bendestorf gewesen, sozusagen eine Wiege des deutschen Nachkriegs-Films.

Der Regisseur Rolf Mayer kam als Flüchtling in den kleinen Heideort Bendestorf und schuf mit der Junge-Film Union ein Kinoimperium, das in einem Atemzug mit denen in Berlin, München und Göttingen genannt wurde - Städte, in denen die großen Filmstudios standen. Die sündhaft schöne und für Sekunden nackte Hildegard Knef startete in Bendestorf als "Sünderin" ihre Karriere. Ebenso Hardy Krüger. Marika Rökk stöckelte in mondän teuren Seidenschuhen über das Straßenpflaster des Dorfes, Zarah Leander sang hier.

Walfried Malleskat, ein Hamburger, der nach Bendestorf gezogen ist, will das kulturhistorische Erbe des "Heide-Hollywoods" bewahren. Dass bisher einzig die kleine Gemeinde Bendestorf das Filmmuseum fördert, sie stellt den Raum und zahlt die Portokasse, kann der ehrenamtliche Leiter nicht verstehen. Das Bedürfnis der jungen Bundesrepublik nach Kino und Kultur sei von Bendestorf aus befriedigt worden, sagt Malleskat: "Rolf Meyer hat mit nationaler und internationaler Perspektive produziert."

Walfried Malleskat hat Kommunikationsdesign studiert, war 20 Jahre lang in der Erwachsenbildung tätig. Seit 2007 leitet er ehrenamtlich das Filmmuseum Bendestorf. Mit Hilfe des neuen Fördervereins will Malleskat das Museum in die Moderne hieven. Eine "sechsstellige Summe", so sagt er, sei dazu wohl nötig.

Die "Halle A 1" böte etwa 240 Quadratmeter Ausstellungsfläche, 60 Quadratmeter mehr als bisher. Bei fünf Meter Gebäudehöhe ist eine Präsentation aus zwei Ebenen möglich. Malleskat will dem Besucher dauerhaft bewegte Bilder bieten. Per Touchscreen soll er sich kurze Filmszenen selbst aussuchen dürfen. Das neue Filmmuseum soll ein Forum für Sonderausstellungen bieten. Das ist ein heute üblicher Weg, mit dem Museen zusätzliche Einnahmen erwirtschaften. Walfried Malleskat hat schon eine Idee: Thema könnte John Lennon und sein Filmausflug in die Lüneburger Heide sein. Der "Beatle" stand dort für die Kriegssatire "How I won the war" vor der Kamera. Der Fotograf Günter Zint, bekannt wurde er mit seinen Fotos aus dem Hamburger Star Club, war bei den Dreharbeiten dabei. Trotz der illustren Schar Filmstars, die mit dem Namen Bendestorf verbunden sind, sucht man Hinweise im Ortsbild nahezu vergeblich. Das Gasthaus "Zum Schlangenbaum", damals improvisiertes Filmstudio und Wohnsitz Rolf Meyers, existiert nicht mehr. Einzig eine Sackgasse tragt seinen Namen. Eine Hildegard-Knef-Straße? Fehlanzeige! Einen Heinrich-George-Weg gibt es - dabei hat der Vater von Götz George niemals in Bendestorf gespielt.