Polizeihauptkommissar Edward Uhl war neun Jahre Bürgernaher Beamter im Stadtteil

Harburg. Zum letzten Mal zur Wache nach Harburg in die Lauterbachstraße fahren, zum letzten Mal die Kollegen begrüßen, die Uniform anziehen und durchs Revier, durch Marmstorf gehen: Die vergangenen Wochen waren nicht leicht für Polizeihauptkommissar Edward Uhl. Nach neun Jahren Dienst als Bürgernaher Beamter in Marmstorf ist für den 60 Jahre alten Polizisten Schluss.

Nun ist Uhl in Pension, kümmert sich um Garten und Haus in Winsen. "Die Zeit in Marmstorf war die schönste in meiner Polizeikarriere", sagt er stolz beim Gespräch in den Räumlichkeiten der Harburger Polizeiwache an der Lauterbachstraße. Fast jedes Kind kennt ihn in dem Harburger Stadtteil, denn Uhl war der "Cop for You" an den Schulen, hat während des Unterrichts seinen Polizeialltag erklärt und auch so manchen Streit geschlichtet. Der Polizist war unter anderem auch Ehrenmitglied im Schützenverein und hat viele Ehrenamtliche unterstützt. Für viele Marmstorfer ist er aus dem Alltagsleben nicht mehr wegzudenken. "Das war das Angenehme bei meiner Tätigkeit als Bünabe - ich hatte Zeit für die Sorgen und Nöte der Bürger."

Damals, 1966, nach seinem Hauptschulabschluss, dachte Uhl allerdings noch nicht daran, Polizist zu werden. Er absolvierte eine Lehre als Maschinenbauer. Im Juli 1970 wurde er zur Bundeswehr eingezogen. Dort gefiel es ihm, er wurde Berufssoldat, war in Lüneburg stationiert. Als 1981 seine Stelle abgebaut wurde, wechselte er zur Polizei. Drei Jahre später kam Uhl ans Polizeikommissariat nach Harburg an die Wache Nöldekestraße und fuhr im Peterwagen auf Streife, war unter anderem im Ermittlungsdienst tätig und auch als Zivilfahnder unterwegs.

"Egal, wie erfahren man ist, es gibt immer wieder Dinge, die man nicht so einfach wegstecken kann", sagt er. Zu den schrecklichsten Begebenheiten seiner Dienstzeit gehört ein Unfall, bei dem ein Harburger Fotomodell noch am Unfallort starb. "Der Fahrer, der an diesem Unglück die Schuld trug, war nicht nur angetrunken, sondern besaß auch keinen Führerschein", erinnert sich Uhl. Die Hilflosigkeit damals, das Entsetzen, die Wut - er hat alles noch präsent. Er schüttelt den Kopf, schaut aus dem Fenster. "Ich konnte nichts mehr für die junge Frau tun. Das war furchtbar."

Umso glücklicher war er, als er vor einigen Jahren einen Selbstmordkandidaten davon abbrachte, von einem Hochhaus in den Tod zu springen. "Ich war so froh, als der Mann sich beruhigte und nicht mehr hoffnungslos in die Tiefe starrte."

Doch am liebsten waren ihm die Begegnungen mit den Kindern und ihren Eltern in seinem Revier. "Wenn da am Einkaufszentrum am Ernst-Bergeest-Weg so ein Steppke mit seiner Mutter unterwegs war, an meiner Jacke zupfte und ,Hallo Herr Uhl' sagte und mir von seinen Erlebnissen in der Schule erzählte - das war schon toll, das Vertrauen, das die Kinder zu mir hatten", sagt er und Tränen stehen in seinen Augen.

Als Pensionär will er sich intensiver als bisher um seinen Garten kümmern. "Und jetzt habe ich außerdem endlich mehr Zeit, um mit meinem 19 Monate alten Enkelkind Lena-Marie zu spielen."