Am Stauwehr zwischen dem Östlichen Bahnhofskanal und dem Seevekanal ist der Borstenfischpass fast fertig

Harburg. Die Ziele sind von der Europäischen Union und den Bundesländern gesteckt: Unsere Flüsse und unser Grundwasser sollen bis 2015 sauberer werden. Devise: Zurück zur Natur. So werden beispielsweise kleine Bäche, die einst für einfache Pflege schnurgerade angelegt wurden, wieder in eine natürliche Form gebracht. Oder künstlich angelegte Stauwehre, die für Fische eine unüberwindbare Hürde darstellen, erhalten eine "Fischtreppe" als Umgehung des Hindernisses.

Der Bezirk Harburg arbeitet mit an diesem Ziel, die Gewässergüte der Elbe und ihrer Nebenflüsse zu verbessern. Dipl.-Ing. Martin Paasch, Mitarbeiter des Bezirksamts, Abteilung Tiefbau/Wasserwirtschaft, blickt als Projektleiter nun auf die fast fertig gestellte Fischtreppe am Stauwehr des Harburger Seevekanals. Das Stauwehr befindet sich an dem Punkt, an dem die Straße Karnapp zur Seevestraße wird und der Seevekanal sein Ende hat.

Sein Wasser ergießt sich in den Östlichen Bahnhofskanal, der als Teil des Harburger Binnenhafens über die Hafenschleuse mit der Elbe verbunden ist. Der Seevekanal, der im Stadtgebiet am besten zwischen der Hannoverschen Straße und dem Phoenix Center in Erscheinung tritt, und ansonsten parallel zur Bahnstrecke verläuft, hat seinen Anfang am Seeve-Stauwehr in Höhe Hörsten/Rangierbahnhof Maschen. Dort, auf niedersächsischem Gebiet, gibt es noch keine Fischtreppe.

Martin Paasch spricht als Projektleiter nicht von Fischtreppe sondern von einem "Borstenfischpass". Das Gelände des Stauwehrs im Harburger Binnenhafen ist von einem hohen Zaun umgeben. In einem u-förmigen Bogen überwindet der Fischpass auf einer Länge von rund 20 Meter einen Höheunterschied von etwa zwei Metern. Wanderfische wie die Meerforelle können so wieder flussauf in die Quellgebiete zum Laichen schwimmen - vorerst zumindest nur bis zum nächsten Stauwehr in Hörsten. Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz und der Landkreis Harburg sind ebenfalls damit befasst, die Gewässerqualität und die Durchgängigkeit der Fließgewässer nach der geltenden EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) umzusetzen. Winsen, Luhdorf und Oldendorf sind dort an der Reihe.

Aber der Fischpass in Harburg hat eigentlich ein recht gravierendes Problem. Das ist die Schleuse zwischen der Elbe und dem Binnenhafen. Auf dem Weg zu ihren Laichgebieten - Wanderfische wie die lachsartige Meerforelle zieht es zum Laichen immer wieder an den Ort ihrer eigenen Herkunft zurück - ist die Schleuse im Weg. Und wie will man den Fischen erklären, dass sie ein paar Stunden vor dem geschlossenen Tor warten müssen, bis es sich öffnet und ihnen den Weg zum neuen Borstenfischpass und zum Seevekanal frei gibt.

"Das Problem ist bekannt", sagt Paasch, "wir arbeiten auch noch an weiteren Verbesserungen. Aber es werden auch trotz der Schleuse Fische ihren Weg finden. Da sind sich Fachleute einig. Und wenn es auch nicht so viele Fische sind wie es ohne Schleuse sein könnten, so haben wir auch jetzt schon eine deutliche Verbesserung erzielt."

Am Borstenfischpass bremsen Kunststoffborsten, die wie ein umgekehrter Besen aus dem Wasser ragen und faustgroße Steine am Gewässergrund die Fließgeschwindigkeit des Wassers. So wird den Fischen der Aufstieg gegen die Strömung ermöglicht. Jetzt sind laut Paasch am Borstenfischpass nur noch Restarbeiten an Geländern fertig zu stellen. Beatrice Göhring, Sprecherin des Bezirksamts: "Das Bauwerk hat rund 240 000 Euro gekostet. Beteiligt ist daran auch die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt." Und auch die ECE, Betreiberin Einkaufszentrums Phoenix Center, hat 60 000 Euro beigesteuert.

Die Arbeiten am Seevekanal sollen dieses Jahr für weitere Verbesserungen der Wasserqualität fortgesetzt werden. Paasch sagt, dass in Höhe des Phoenix Centers noch Röhricht gepflanzt werden soll, um einen neuen Lebensraum für kleine Wasserlebewesen zu schaffen. Für Fische werden außerdem noch kleine Buhnen als "Unterstände" oder Unterschlupfmöglichkeit angelegt.

Für die Verbesserung der Gewässerqualität der Elbe arbeiten seit mehreren Jahren zehn Bundesländer der Flussgebietsgemeinschaft (FGG), darunter Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein, zusammen an einem Bewirtschaftungsplan. Im Bezirk Harburg laufen dazu auch Verbesserungen im Bereich der Moorburger Landscheide.

In den Seevekanal mündet in Höhe der Phoenix Werke auch die Engelbek. Dieser kleine, ehemals in Teilen begradigte Bach hat seine Quelle an der Autobahn bei Beckedorf, heißt dort Mühlenbach , wurde in den vergangenen Jahren von Schülern renaturiert und trägt ebenfalls zu höherer Gewässergüte bei.