Der Landkreis Harburg startet mit dem Projekt “stadtlandpraxis“ eine bundesweite Werbekampagne und will junge Mediziner anlocken

Winsen. Mit einer groß angelegten bundesweiten Kampagne will der Landkreis Harburg um junge Mediziner werben. Damit will die Kreisverwaltung dem drohenden Hausärztemangel entgegenwirken. Die Zahlen belegen den Handlungsbedarf: knapp 120 Mediziner stellen im Landkreis Harburg derzeit die hausärztliche Versorgung sicher. Das entspricht einem Versorgungsgrad von gut 86 Prozent. Würden die Hausärzte erst mit 68 Jahren in Pension gehen, und würden sich bis zum Jahr 2020 keine neun Hausärzte im Kreis niederlassen, blieben dann in neun Jahren noch 77 praktizierende Hausärzte übrig. Das entspräche einem Versorgungsgrad von nur noch 55 Prozent. Noch dramatischer sehen die Prognosen aus, wenn die jetzt praktizierenden Hausärzte bereits mit 60 Jahren ihre Praxen schließen würden. Dann würde die hausärztliche Versorgung im Landkreis Harburg im Jahr 2020 noch bei gerade 30 Prozent liegen. Etwa 41 Hausärzte würden dann im Kreis noch praktizieren.

"Eine 30-prozentige hausärztliche Versorgung wäre eine eklatante Unterversorgung, gegen die wir jetzt schon dringend etwas unternehmen müssen. Aus diesem Grund arbeiten wir bereits seit einiger Zeit an einer Strategie, wie wir insbesondere bei jungen Ärzten beziehungsweise schon an den Universitäten für unseren Landkreis werben können", sagt Reiner Kaminski, Bereichsleiter Soziales bei der Kreisverwaltung des Landkreises Harburg in Winsen. In der jüngsten Sitzung des Kreissozialausschusses legte Kaminski den Kreistagspolitikern diese Zahlen vor und machte deutlich, wie groß der Handlungsbedarf in diesem Gebiet sei.

In Kooperation mit niedergelassenen Ärzten im Landkreis Harburg, mit den Kreiskrankenhäusern in Buchholz und Winsen und mit der Kassenärztlichen Vereinigung hat die Kreisverwaltung jetzt ein Konzept für eine Kampagne erarbeitet. Der Name der Kampagne lautet "Stadtlandpraxis". Zentraler Punkt der Kampagne soll eine Internetseite sein. Medizinstudenten und Ärzte sollen sich hier einloggen können. Per Mausklick bekommen sie über die Internetseite einen Ansprechpartner, der ihnen erste Informationen geben kann, wenn sie sich im Landkreis Harburg niederlassen wollen. Kaminski: "Uns ist ganz wichtig, dass die angehenden Ärzte sofort die Informationen bekommen, die sie brauchen. Denn Ziel ist es, für unseren Kreis als Niederlassungsgebiet im großen Stil Werbung zu machen, vor allem bei jüngeren Medizinern."

Die Ansprechpartner, die den niederlassungswilligen Ärzten zur Seite gestellt werden, kennen sich genau in den Strukturen des Landkreises Harburg aus. Sie vermitteln den jungen Medizinern Praktikumsplätze in Arztpraxen und Krankenhäusern, beraten in Fragen der Praxisgründung und versorgen den angehenden Hausarzt, der seine Praxis im Landkreis Harburg eröffnen will, mit allen wichtigen Informationen rund im die Investitionsfragen. "Wir diskutieren gerade einen Berg von Vorschlägen dazu, wie wir die jungen Mediziner im ganzen Bundesgebiet auf unsere Internetseite aufmerksam machen können", sagt Kaminski. Als erste Aktion ist geplant, an den Unikliniken und Universitäten Plakate aufzustellen, die auf die Internetseite www.stadtlandpraxis.de hinweist.