Jesteburger Gemeinderat entscheidet sich für Famila-Markt auf Festhallen-Gelände. Unternehmen zahlt für das Grundstück mehr als drei Millionen Euro.

Jesteburg. Für Siegfried Dalinger kommt die Nachricht überraschend. Die Entscheidung des Jesteburger Gemeinderates trifft den Geschäftsführer des Familienunternehmens Dalinger mit seinen fünf Edeka-Märkten im Landkreis Harburg wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Der Rat hat sich in seiner jüngsten Sitzung mehrheitlich gegen einen Neubau des Edeka-Marktes auf dem Festhallengelände und für den Bau eines Famila-Marktes entschieden. Obwohl der Itzehoer Investor May & Co, die Itzehoer wollten auf dem Gelände einen größeren Edeka Markt für Dalinger und einen Aldi-Markt bauen, nach Angabe des Projektleiters Jens-Henrik Gerdes "gestern Abend noch einmal ein neues Angebot nachgelegt hat", hat sich die Ratsmehrheit mit den Stimmen der CDU für das Angebot von Famila entschieden. Das Festhallen-Grundstück wird nun für mehr als drei Millionen Euro an Famila verkauft. Vorausgesetzt, die Schützen räumen das Gelände (das Abendblatt berichtete mehrfach).

Dalinger selbst hatte den Stein vor fast zehn Jahren ins Rollen gebracht, weil sein jetziger Edeka-Markt in Jesteburg modernen Anforderungen an einen Vollsortimenter nicht mehr genügt. Dalinger wollte und musste erweitern, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Und der Unternehmer wollte auf das Festhallen-Gelände umziehen. Einen Investor hatte der Unternehmer auch schnell gefunden. Die May & Co Wohn- und Gewerbebauten GmbH hatte sich vor fast zehn Jahren als Kauf-Interessent für das Gelände bei der Eigentümerin, der Gemeinde Jesteburg, beworben. "Ich bin enttäuscht und verbittert. Ich war eigentlich der Meinung, dass die Chancen für uns sehr gut stehen, dass wir nach all den Jahren unseren Markt in Jesteburg vergrößern und auf das Festhallen-Gelände umziehen können. Ich muss mit dieser politischen Entscheidung leben. Aber die Konsequenz daraus steht für mich fest. Wenn im nächsten Jahr unser Mietvertrag an unserem jetzigen Standort ausläuft, wird es in Jesteburg keinen Edeka-Mark mehr geben. Wir ziehen uns aus dem Ort zurück", sagt Siegfried Dalinger.

Der Projektleiter von May & Co nimmt die Entscheidung des Rates für Famila sportlich. "Ich denke, es ist die falsche Entscheidung für den Ort Jesteburg, aber es ist eben eine politische Entscheidung, die wir natürlich respektieren. Famila ist ein ordentlicher Player. Allerdings weiß ich nicht, ob es mit Famila gelingt, die Kaufkraft in Jesteburg zu halten", sagt Jens-Henrik Gerdes. Famila war erst vor einigen Wochen auf den Plan getreten, als sich eine Lösung mit den Schützen abgezeichnet hatte. Die Jesteburger Schützen hatten den Verkauf des Geländes fast zehn Jahre lang blockiert, weil sie Nutzungsrecht für die Schützenhalle hatten. Inzwischen hat sich dafür eine Regelung gefunden, es wird ein neuer Schießstand für die Schützen gebaut. Die Schützen müssen jetzt nur noch diesem Konstrukt zustimmen.

Und Jesteburgs SPD-Bürgermeister Udo Heitmann macht aus seiner Wut über die "Kehrtwende der CDU gegen ein vernünftiges Gesamtkonzept für Jesteburg zugunsten einiger Taler mehr, die jetzt in unserer Kasse landen" kein Hehl. Heitmann findet klare Worte: "Über Jahre arbeiten wir hier zusammen an einem Gesamtkonzept, arbeiten an diesem verdammten Problem Festhalle. Und am Ende kommt Famila daher und wedelt vor unserer Nase mit dem großen Geld. Plötzlich jagen wir Edeka zum Teufel und entscheiden uns für einen abgespeckten Famila-Markt. Und wenn die CDU jetzt denkt, alle Welt kommt jetzt nach Jesteburg, um bei unserem Famila-Markt einzukaufen, dann kann ich das nur als Sonnenschein-Denken bezeichnen."

Grüne und FDP hatten sich schon im Vorwege gegen das Geschäft mit den Schützen und gegen "die große Lösung auf dem Festhallen-Gelände ausgesprochen. Wir haben von Anfang an einen Vollsortimenter in der Ortsmitte favorisiert und deswegen vorgestern nicht mit gestimmt", sagt der Grünen-Ratsherr Karl-Heinz Glaeser. Die CDU im Jesteburger Gemeinderat hält ihren Mehrheitsbeschluss für "eine vernünftige Entscheidung", so CDU-Ratsfrau Nathalie Bögel. "Beide Angebote waren gut. Das von Famila war allerdings in einigen Punkten besser. Famila hat uns ein überzeugendes, qualitativ sehr hochwertiges Konzept mit vielen regionalen Produkten, hohem Bedienanteil und mit einem Grundsortiment an Non-Food-Artikeln vorgelegt. Rund 60 neue Arbeitsplätze entstehen. Der Ort Jesteburg wird davon profitieren."