DSDS-Viertplatzierter Dominik Büchele stellt neues Album in den Arcaden vor

Harburg. Er hat ein Millionenpublikum begeistert. Sein Name wurde in zahllosen Zeitungen und Magazinen abgedruckt. Fast jeder kannte Dominik Büchele. Heute ist vom Glanz vergangener Tage nur noch wenig übrig.

"Wer tritt hier auf?", fragt eine Frau Ende 40, als sie Mittwochabend eine Traube junger Mädchen im Einkaufscenter Harburg Arcaden entdeckt. Der Plakathinweis "Autogrammstunde mit Dominik Büchele" gibt ihr offenbar keinen hinreichenden Aufschluss. Doch auch mit der Anmerkung, es handele sich bei dem jungen Mann um einen ehemaligen Kandidaten der RTL-Castingshow "Deutschland sucht den Superstar", war der Frau nicht geholfen. "Kenne ich nicht", sagt sie und trottet weiter ins nächste Geschäft.

Dominik Büchele ist durch seine Auftritte in Deutschlands wohl berühmtester Castingsendung offensichtlich nicht jedem in Erinnerung geblieben. Dabei hatte der Lockenkopf mit dem schüchternen Blick in der sechsten Staffel der Talentshow gar nicht schlecht abgeschnitten, sogar den vierten Platz belegt.

Büchele war bekannt geworden als "der deutsche James Blunt". Stimme und Outfit ähnelten dem britischen Sänger. Und auch heute sieht der 20-Jährige ein wenig aus wie der kleine Bruder des großen Popstars - wenngleich er das nicht gerne hört.

Büchele verkörpert einen lässigen Stil. Er trägt bequeme Turnschuhe, Lederjacke und ein orangefarbenes Shirt mit dem Aufdruck "VIP". Von einer "Very Important Person" ist der Musiker aus dem kleinen Örtchen Kappel-Grafenhausen in Baden-Württemberg aber noch ein gutes Stück entfernt.

Am 25. Februar hat Büchele sein zweites Album veröffentlicht. Es trägt den Titel "Again". Büchele will es also noch einmal wissen. Er träumt weiter von der großen Karriere, möchte am liebsten sein Leben lang Musik machen.

In seiner Heimat hat er Erfolg. Dort erkennen ihn die Menschen auf der Straße. "Doch in Hamburg ist es nicht so brutal", gesteht Büchele knapp.

Wie viele andere Castingshow-Kandidaten hat auch der 20-Jährige mit der Vergänglichkeit des Ruhms zu kämpfen. Anstatt auf großen nationalen Bühnen zu stehen und seine musikalische Klasse unter Beweis zu stellen, promotet er seine Songs derzeit in kleinen und größeren Einkaufspassagen.

Für Büchele ist das eigenen Angaben zufolge aber kein Problem. "Ich habe mir nie große Hoffnungen gemacht, durch DSDS eine riesige Musik-Karriere starten zu können. Für mich war das von vornherein eine einmalige Sache", sagt der 20-Jährige nüchtern. In seinen Worten klingt eine gewisse Gelassenheit. Resultierend auch daraus, dass er für den Fall, dass es mit der Musikerlaufbahn nicht klappen sollte, vorgesorgt hat. "Ich könnte mir vorstellen, später Musik zu studieren", erklärt Büchele sein Vorhaben. Eine Freiburger Musikschule hat ihm ein Stipendium zugesagt. Dieses wahrzunehmen ist so etwas wie der Notfallplan des ehemaligen Castingshow-Stars. Bis es aber dazu kommt, versucht Dominik Büchele erst einmal alles, um die Menschen in Deutschland von seinem Können zu überzeugen.

Seine neue Single "Hazel Eyes", die er in den Arcaden mit einer Gitarre unter dem Arm live vorträgt und die rund 100, vor allem junge Zuschauer begeistert, belegt derzeit Platz 59 in den deutschen Single-Charts. Ein ausbaufähiges Ergebnis, das Büchele durch seine Werbetour in eigener Sache zu korrigieren sucht.

Dominik Büchele ist Realist. Zurückhaltend, aber mutig genug, die Wahrheit zuzulassen und sich ihr zu stellen, sollte sie auch unbequem sein. Auf die Frage, warum sich bislang kaum ein deutscher DSDS-Teilnehmer fest in der Musikbranche etablieren konnte, hat jedoch auch er keine Antwort. "Vielleicht sind die Deutschen davon genervt, dass jedes Jahr aufs Neue Songs von ehemaligen Castingshow-Teilnehmern veröffentlicht werden. Vielleicht gibt es hier einfach ein Überangebot an Talentsendungen", orakelt der 20-Jährige. Gewissheit hat Büchele in dieser Sache natürlich nicht. Und sie ist ihm auch nicht wichtig. Er will vor allem eines: Singen. Für den musikalischen Ruhm und gegen das Vergessen.