Die Anlieger einer Stichstraße am Schafshagenberg wehren sich mit einer Bürgerinitiative gegen die Baupläne der Stadt.

Marmstorf. Arnold Ude und seine Nachbarn, die an einer Stichstraße, die vom Schafshagenberg abgeht, wohnen, tun alles, um ihr Idyll am Appelbütteler Tal zu erhalten. "Dazu gehören nicht nur Haus und Garten sowie die Nähe zum schönen Naturschutzgebiet, sondern auch die Zuwegung, die teils geschottert, teils asphaltiert ist. Sie wird überwiegend von Fußgängern, Radlern und im Winter von den Kindern als Rodelpiste genutzt", sagt Ude, der einige Stunden zuvor eine Liste mit etwa 1500 Unterschriften im Rathaus abgegeben hat. Damit protestieren er und seine Bürgerinitiative Schafshagenberg gegen den Ausbau der kleinen Straße. Sie soll unter anderem auf sieben Meter verbreitert, mit Betonbelag im oberen Bereich und einer Grantdecke sowie einer Kehre im unteren Abschnitt versehen werden. Eine Mulde mit Notüberlauf soll dafür sorgen, dass Regenwasser gut ablaufen kann. In der Tat würde die "Betonpiste", wie die Anwohner die neue Straße nennen, den Charakter der kleinen Siedlung am Mergellschen Wald verändern. "Im Frühjahr wandern Grasfrösche und Erdkröten über diesen Weg, auch Rehe und Hasen kommen", sagt Gerhard Bruns. Der 70-Jährige befürchtet, dass eine befestigte Straße die Naturnähe beeinträchtigen würde. Anklagend zeigt er auf den Grünstreifen am Wald. Dort sind die Bauarbeiten bereits gestartet. Bäume wurden gefällt, Straßenschilder warnen vor dem Abstellen von Fahrzeugen. Doch da die Unterschriften ausreichen, um ein Bürgerbegehren in Gang zu setzen, rücken die Bagger vorerst noch nicht an.

Dafür haben sich Torsten Meinberg und Bernd Motl, Leiter des Tiefbauamtes, vor Ort begeben und den Anwohnern die Planungen vorgestellt. Um den Ausbau kommt man ihrer Ansicht nach nach nicht herum. "Das erfordern Verkehrssicherungsgesetze. Auch die Straßenverkehrsbehörde schreibt die Bauarbeiten vor, denn jederzeit müssen Kehr- und Räummaschinen und andere Einsatzfahrzeuge wie Feuerwehrwagen die Trasse passieren können", so Meinberg. Außerdem wolle man durch Grüninseln, Sickerschächte und Wasserläufe endlich ein großes Problem beseitigen: Aufgrund der Gefällelage, immerhin 18 Prozent, werden bei Starkregen Zuwegung und Grundstücke von Wasser unterspült. "Deshalb haben wir Jahr für Jahr Unterhaltungskosten in Höhe von etwa 6000 Euro für den Weg", sagt Meinberg. Deshalb will man trotz knapper Haushaltslage beim Schafshagenberg tief in die Tasche greifen: Etwa 500 000 Euro sollen die Bauarbeiten kosten. Davon müssten die sechs Anwohner 200 000 Euro Eigenleistung bezahlen, die Restsumme in Höhe von 300 000 Euro würde die Stadt übernehmen. "Wir haben den Behörden sogar angeboten, das Geld zu bezahlen, um dann in Ruhe gelassen zu werden. Hat aber nichts genützt", sagt Ude.

Dann haben die Nachbarn dem Tiefbauamt eigene Vorschläge für eine Zuwegung gemacht. "Da reicht doch auch ein schmaler Fußweg", sagt der BI-Sprecher. Meinberg und Motl schütteln die Köpfe. "Wir können uns hier nicht einfach gegen die Gesetze wenden. Passiert hier ein Unfall, kommt uns das sehr teuer, denn wir sind unseren Pflichten nicht nachgekommen", sagt der Verwaltungschef. Aus diesem Grund habe man den Weg vor längerer Zeit für den Durchfahrtverkehr gesperrt und das Schild "Betreten auf eigene Gefahr" aufgestellt. "Wir können so einen rechtswidrigen Zustand nicht auf Dauer dulden", sagt Meinberg. Der Weg müsse zu einer ordnungsgemäßen Straße umgewidmet und der Öffentlichkeit übergeben werden. Dazu gehöre es, dass jedes Haus eine sichere Zuwegung haben müsse.

Ude wendet ein, dass man sich doch von Amts wegen seit den 1950er-Jahren, als hier die ersten Häuser gebaut worden waren, nicht um derlei Pflichten gekümmert habe. Meinberg: "Über den Zeitpunkt der Bauarbeiten entscheidet die Stadt. Zunächst waren die Siele fällig Jetzt ist Geld für den Ausbau da." Bei der Gestaltung gebe es wenig Spielraum.

Dafür sorge eine weitere Vorschrift zur Planungsregulation, die so genannte PLAST, Planungshinweise für Stadtstraßen. "Auch deshalb ist es nicht möglich, es hier bei einem Fußweg zu belassen", sagt Motl. Nichtsdestotrotz werde das Bürgerbegehren geprüft. Ude und seine Kollegen sind nicht die einzigen, die sich gegen die im Amtsdeutsch so genannte "endgültige Herstellung unfertiger Straßen" wehren. Hamburgweit werden nach Medieninformationen etwa 800 Wege ausgebaut, teils unter großen Protesten der Anwohner, die für die Modernisierung zahlen müssen.

Die Nachbarn am Schafshagenberg indes sind froh, die Baumaßnahmen erstmal abgewendet zu haben. "So viele Harburger nutzen diesen Wanderweg. Wir sind zuversichtlich, genug Stimmen für einen Bürgerentscheid zusammenzubekommen", sagt Ude.