Schon mehr als 10 000 Harburger haben ihre Stimme im Rathaus abgegeben. Beratung und Musterunterlagen im Rathaus

Harburg. Verwaltungsmitarbeiterin Annelore Zuther kennt sich gut aus mit dem neuen Wahlrecht. Muss sie auch, denn sie ist eine von zehn Mitarbeiterinnen, die mit ihren Schreibtischen in den Saal mit der Nummer 118 im ersten Stock des Rathauses umgezogen sind, um Harburger zu beraten, die ihre Stimme per Briefwahl abgeben wollen, und um ihnen die Wahlunterlagen auszuhändigen.

"Die Bürger können direkt hier bei uns ihre Kreuze machen und die Papiere in die Wahlurne werfen", sagt Dierk Trispel, stellvertretender Bezirksamtschef und Wahlleiter. Der Service, der auch im ehemaligen Ortsamt in Neugraben angeboten wird, kommt an. Vormittags bilden sich lange Schlangen vor dem Saaleingang. Bereits 10 649 von 112 663 wahlberechtigten Harburgern haben ihre Stimmen schon abgegeben - wobei sich EU-Bürger nur an den Wahlen zur Bezirksversammlung beteiligen dürfen. Die müssen dann nur die grünen und die blauen Hefte ausfüllen.

Bereits am Vormittag bilden sich vor Saal 118 lange Warteschlangen. Einige halten schon ihre Schreibstifte in den Händen. "Die Leute schätzen es, hier in Ruhe ihre Kreuze machen zu können. Die meisten kommen gegen 10.30 Uhr ins Rathaus", so Trispel.

Fürs Ankreuzen der Briefwahlunterlagen stehen vier Kabinen zur Verfügung. Besonders ältere Harburger kommen, um Fragen zu den Bögen und den Heften zu stellen. "Ist ja auch nicht einfach. Die Stimmzettel sind ziemlich umfangreich", sagt Trispel und schlägt das blaue Heft auf, in dem die Stimmzettel für die Wahlkreislisten aufgeführt sind. Ein Bogen mit mehr als fünf Kreuzen ist ungültig. Das gilt auch für das gelbe, rote und grüne Heft.

Seine Stimmen verschenkt man auch, wenn man vergisst, die "Versicherung an Eides statt zur Briefwahl" mit Ort, Datum sowie Unterschrift zu versehen und sie dann mit in den roten Umschlag zu stecken. Das erklärt Annelore Zuther Jutta und Hans-Peter Böttcher, 68 und 66 Jahre alt. "Diese Beratung ist eine gute Sache. Nützlich sind aber auch die Musterunterlagen. Damit sollte sich jeder Wähler unbedingt befassen", sagen die Böttchers.

Beide erhalten, bevor sie ihre Kreuze machen, für alle Fälle noch einen Wegweiser für die Briefwahl, auf dem die einzelnen Schritte, die vonnöten sind, aufgeführt wurden.

Auch Katharina Thielking, 26, nutzt das Rathaus-Angebot, um Fragen zum Prozedere zu stellen. "Ich habe mich im Internet über die Wahl informiert, wollte mir hier aber Hilfe fürs Ausfüllen der Unterlagen holen und dann direkt wählen. Das hat gut geklappt, die Mitarbeiter sind sehr kompetent", sagt sie und wirft ihren roten Umschlag in den großen Blechcontainer. Dorothea Schmidt, die nach der 26-Jährigen zur Wahlurne geht, hatte keine Schwierigkeiten mit dem neuen Verfahren. "Ich habe aber Zuhause mit Musterunterlagen geübt, damit ich keine ungültigen Stimmen abgebe", sagt sie.

Jeden Tag wird die Box ausgeleert. Hinter einer Trennwand werden die Umschläge nach Briefwahlkreisen geordnet. Dann werden sie in eine der 35 großen blauen Plastikbehälter - einer für jeden Briefwahlbezirk -, die sich hinter Trennwänden befinden, geworfen. Am Wahlsonntag werden die Rollcontainer abgeschlossen, versiegelt und zum Auszählen ins ehemalige Phoenix-Verwaltungszentrum gefahren. Mit Wachmann, damit die Wahl korrekt vonstatten geht und nicht etwa einer der Container mit seinem wichtigen Inhalt verschwindet.

"Wir zählen 111 Wahlbezirke und 35 Briefwahlbezirke aus. In manchen Schulen wird vier Tage lang gezählt. Nie ohne Bewachung. Wir wollen hier ja keine südamerikanischen Verhältnisse", sagt Trispel. Damit alles glatt geht am Sonntag, hat die Behörde 1500 ehrenamtliche Mitarbeiter rekrutiert. Ausgezählt wird in fünf Arbeitsgängen. Zunächst werden die Stimmen für die Bürgerschaft erhoben. "Abends, ab 23 Uhr, gibt es dann erste Ergebnisse", sagt der Wahlleiter.

Danach geht es ans Zählen der Kreuze für die Zusammensetzung des Bezirksparlaments. Wie die neuen lokalen Machtverhältnisse aussehen, wird am Mittwoch, 23. Februar, bekannt gegeben.

Trispel ist gespannt, wie die neuen Spielregeln für Bezirks- und Bürgerschaftswahlen bei den Harburgern ankommt: "Ich hoffe, dass das komplizierte Verfahren nicht zu sehr auf Vorbehalte stößt oder für ungültige Wahlzettel sorgt." Er selbst muss nicht zur Wahlurne gehen. "Ich wohne im Umland", sagt er.

Der Saal 118 im Rathaus ist montags bis donnerstags, jeweils von 8 Uhr an bis 16 Uhr, geöffnet. Freitag können Harburger ab 8 bis 14 Uhr ihre Kreuze machen.