Schulausschuss im Lüneburger Kreistag diskutiert Initiative aus dem Landkreis Harburg

Winsen/Lüneburg. Von einem guten Job, der Spaß macht, in dem man Anerkennung erntet und zugleich gut verdient, träumen fast alle Jugendlichen. Doch der Weg zum Traumjob gestaltet sich vor allem für Schüler von Haupt- oder Realschule oft schwierig. Wenn Eltern und Lehrer keine Zeit haben, fehlt vielen jungen Frauen und Männern ein kompetenter Ansprechpartner, der sie beim Schreiben von Bewerbungen unterstützt, sie motiviert, sich in der Schule anzustrengen, und sie bei der Suche nach einem passenden Ausbildungswegs begleitet.

Dass der Übergang von der Schule in den Beruf für viele Jugendliche eine besonders große Hürde darstellt, hat auch Reiner Kaminski festgestellt. Der Sozialdezernent des Landkreises Harburg ist vielen Jugendlichen begegnet, die keinen Ausbildungsplatz fanden und deshalb kaum Zukunftschancen für sich sahen. In Gesprächen mit Vertretern der Industrie- und Handelskammer wiederum, erfuhr Kaminski, dass sich viele Unternehmen über mangelhafte Kenntnisse ihrer Auszubildenden beklagten. "Da haben wir 2007 die Idee für 'My Life' interessierten Firmen vorgestellt. Ehrenamtliche Paten mit Lebens- und Berufserfahrung helfen Jugendlichen beim Start ins Arbeitsleben", sagt Kaminski übers Konzept.

Zurzeit engagieren sich über 115 ehrenamtliche Paten und mehr als 70 Unternehmen, um Jugendlichen eine Chance zu geben. Knapp 100 junge Männer und Frauen haben bislang durch das Projekt einen Ausbildungsplatz gefunden, viele wurden bestärkt, weiterführende Schulen zu besuchen.

Inzwischen hat sich der Erfolg herumgesprochen. Der Landkreis Rothenburg/Wümme hat das Konzept übernommen, mit der Stadt Emden ist Kaminski im Gespräch. Und Bundespräsident Christian Wulff hat die Ausbildungsinitiative jüngst zu einem der diesjährigen Preisträger im Wettbewerb "Land der Ideen" gekürt.

Was in Harburg funktioniert, könnte auch im Landkreis Lüneburg Erfolg haben, dachten sich dort die Mitglieder der CDU-Kreistagsfraktion. In einem Antrag schlagen die Christdemokraten vor, ein ähnliches Projekt zu starten und Jugendliche bei der Suche eines Ausbildungsplatzes und in der Startphase der Ausbildung mit Hilfe von ehrenamtlichen Coaches zu unterstützen.

Im Schulausschuss des Landkreises, der am Donnerstag tagt, soll ein Modell vorgestellt werden, dass vor kurzem im Landkreis Uelzen gestartet ist. Dort kümmert sich das Diakonische Werk um Schüler der achten und neunten Klassen. Das deutschlandweite Projekt setzt ebenfalls auf die ehrenamtliche Mitarbeit von Erwachsenen.

Im Unterschied zu "My Life" koordiniert nicht der Landkreis, sondern der Träger die Arbeit der Paten.

Dass Paten-Projekte auch in Zeiten sinkender Jugendarbeitslosigkeit wichtig sind, ist parteiübergreifend Konsens. "Vor fünf Jahren gab es nicht genügend Ausbildungsplätze für Jugendliche. Da hat sich die Lage etwas entspannt. Aber trotzdem brauchen viele Jugendliche Unterstützung. Und in Firmen setzt sich langsam die Einstellung durch, dass man mit der Suche nach geeigneten Fachkräften nicht früh genug beginnen kann", sagt Reiner Kaminski.