Briefe kommen zu spät, Zusteller kennen sich nicht aus. Die Wenzendorfer sind wütend über das Chaos

Wenzendorf. "In den letzten Monaten hatte ich öfter Abbuchungen auf meinem Firmenkonto, aber die dazu gehörige Rechnung landete erst Tage später in meinem Briefkasten", sagt Landwirt Bernd Oelkers aus Wenzendorf. Oelkers ist wütend auf die Deutsche Post AG. Entweder landet seine Privat- und Geschäftspost gleich im falschen Postkasten oder sie taucht Tage später bei ihm auf.

Bernd Oelkers: "Im Moment ist es hier in Wenzendorf die reinste Katastrophe mit der Post. Früher steckte meine Fachzeitschrift am Donnerstagabend in meinem Postkasten. Ich konnte bei interessanten Annoncen rechtzeitig reagieren. Inzwischen bekomme ich die Zeitschrift am Sonnabendabend. Das ist unzumutbar und geschäftsschädigend. Und wenn ich mich beschweren will, lande ich in irgendeinem Service Center, wo man zwar freundlich auf meine Beschwerde reagiert, aber mehr passiert dann auch nicht. Ich weiß nicht mal, ob meine Beschwerde überhaupt weiter geleitet wird. Einen direkten Ansprechpartner bekommt man bei der Post nicht."

Die Halbjahresprogramme für seinen Hofladen hat der Tannenbaumerzeuger früher immer von der Post verteilen lassen. Das seien immer um die 30 000 Exemplare. Nach diesem ganzen Chaos hat er den Auftrag an eine andere Firme vergeben.

Oelkers ist nicht der einzige, der sich derzeit in Wenzendorf über die Briefzustellung beschwert. "Vor zwei Wochen habe ich mich schriftlich bei der Postdirektion beschwert, ich habe bis heute keine Antwort auf mein Schreiben, nicht mal eine Eingangsbestätigung erhalten", sagt Wenzendorfs Bürgermeister Manfred Cohrs (CDU). Fast täglich wird er auf diese Missstände im Dorf angesprochen, Nachbarn hätten sich bereits zusammen geschlossen. Sie planten, so Cohrs, eine Unterschriften-Aktion. Cohrs: "Wir haben das Problem seit etwa einem halben Jahr, aber jetzt ist das Post-Chaos wirklich schlimm geworden. Bis vor einem halben Jahr hatten wir einen sehr zuverlässigen Zusteller, dem man aber offensichtlich den Zeitvertrag nicht verlängert hat. Seitdem er hier im Dorf nicht mehr die Post zustellt, ist es das reine Chaos."

Seitdem, so Cohrs, seien nur noch Aushilfen der Post in Wenzendorf unterwegs. Alle paar Tage sehe man andere Zusteller durchs Dorf fahren. Cohrs: "Neulich traf ich abends eine verzweifelte Frau aus Stade, die die Post austeilen sollte. Sie versuchte, sich mit ihrem Navigationsgerät in Wenzendorf zurecht zu finden." Mit Service habe das derzeit in Wenzendorf wirklich wenig zu tun, so der Bürgermeister.

Als Bürgermeister bekommt Cohrs auch die offizielle Gemeindepost ins Haus. So sollte es jedenfalls sein. Aber: "Das sind natürlich auch oftmals Terminsachen. Da kann es wirklich unangenehm werden, wenn man nicht fristgerecht reagieren kann, weil man den entsprechenden Brief einfach einige Tage zu spät bekommt. Besonders schlimm ist es jetzt seit Januar geworden." Ein Mitarbeiter eines Wenzendorfer Handwerkbetriebes bestätigt dem Abendblatt gegenüber die Beschwerden. "Seit einigen Monaten läuft die Postzuteilung hier in Wenzendorf nett ausgedrückt unregelmäßig. Uns erreicht hier teilweise Geschäftspost, die vier Tage unterwegs war. Es gab mal Zeiten, da wusste man, dass ein Brief zwei Tage dauert und die Post mittags in den Postkasten eingeworfen wird. Heute erreicht uns unsere Post oft erst abends, wenn es schon dunkel ist", sagt der Mann, der namentlich nicht genannt werden will. In Hollenstedt gibt es zwar eine Postfiliale, die auch einen Eintrag im Internet hat. Die Telefonnummer ist aber die Nummer eines Service Centers in Einbeck bei Göttingen.

Hier werden die Beschwerden aufgenommen und angeblich auch an die zuständige Stelle weiter geleitet. Zuständig ist die Postdirektion in Hamburg. Deren Sprecher Martin Grundler gibt zu: "Es ist in der Tat so, dass es in Wenzendorf Probleme gab. Die Stammzustellerin ging vor einiger Zeit in Elternschutz. Danach haben wir für diesen Bezirk Zeitverträge abgeschlossen. Aber die Qualität der Zusteller hat nicht gestimmt, sodass wir die jeweiligen Verträge nicht verlängert haben. Anfang des Jahres mussten wir auch auf eine Vertretung aus Stade zurückgreifen." Aber jetzt sei alles wieder im Lot.

Der Bezirk sei jetzt an zwei feste Kräfte, die sich die Arbeit teilten, vergeben. Jetzt sollte sich die Situation eigentlich schon gebessert haben. "Für Unannehmlichkeiten möchten wir uns natürlich bei unseren Kunden entschuldigen."