Warum eigentlich planen Fachbehörden so oft an den Bedürfnissen der Menschen vorbei?

Zum einen, weil Experten nicht zur Kommunikation mit Laien neigen. Zum anderen, weil Ingenieure aus bestem Wissen Lösungen aus dem technisch Neuesten und dem finanziell Machbaren generieren. Der Volksmund hat ein burschikoses Wort für sie: Fachidioten.

Ein Beispiel für diese Spezies sind die Planer der Deichertüchtigung in Stöckte. Da haben die Experten in sechs Jahren offenbar nicht eine Sekunde daran gedacht, dass Deiche auch andere Funktionen erfüllen als die des Hochwasserschutzes. Deiche sind nicht nur technische Bauwerke. Der Binnendeich bei Stöckte ist ein Naturwanderweg für Menschen, ein Stück Lebensqualität. Der Protest der Anwohner ist ein Lehrstück dafür, warum Bürger an den Planungen von Fachbehörden beteiligt sein müssen - und zwar offenbar früher als es das Gesetz vorsieht.

Jetzt hat sich der Umweltminister selbst bei den Bürgern in Stöckte eingeladen. Ein Deich müsse begehbar sein, sagt er. Dass aber ein Ministerwort eine Fachbehörde dazu bewegt umzuplanen, ist längst noch nicht sicher. Expertenbehörden haben ihre Eigendynamik. Die Seevetaler wissen ein Lied davon zu singen: Die Fachbehörde für Straßenbau hat den Prüfantrag des Parlamentarischen Staatssekretärs beim Bundesverkehrsminister, Andreas Scheuer, erst einmal schlicht ignoriert. Den Stöcktern droht das, was Fachbehörden perfekt beherrschen: das Aussitzen. Zum Jubeln ist es noch zu früh.