Frank Horch, Schatten-Wirtschaftssenator der SPD, spricht die politischen Ziele für den Hamburger Süden. Priorität habe die Hafenquerspange.

Harburg. Frank Horch, Ex-Präses der Handelskammer und Geschäftsführer der Werft Blohm + Voss International, hat nicht mehr viel Zeit, den Blick über den Hafen aus seinem Bürofenster zu genießen. Seitdem SPD-Spitzenkandidat Olaf Scholz ihn in sein Schattenkabinett berufen und ihm das Amt des Wirtschaftssenators zugedacht hat, reiht sich ein Gesprächstermin an den anderen.

Heute hat er sich mit der Abendblatt-Reporterin im Hotel Lindtner in Heimfeld verabredet, um über seine Ziele zu sprechen, wenn er denn tatsächlich ins Rathaus umziehen muss.

"Ich bin häufig zu Gesprächen im Büro des Wirtschaftssenators. Die Sicht über die Innenstadt ist auch ganz schön", sagt er.

Den Hamburger Süden wird er von dort nicht mehr ganz so gut überblicken können. Doch er weiß, dass man hier in Harburg auf ihn setzt. Verwaltung, Politik und auch Vertreter der Wirtschaft erhoffen sich viel von dem gelernten Schiffbauer. Wollen, dass er dafür sorgen wird, dass der Sprung über die Elbe nicht bei Wilhelmsburg aufhört. Er kennt das Quartier wie kaum ein anderer. "Der Binnenhafen, die Schloßinsel - das sind Bereiche mit enormen wirtschaftlichen Entwicklungspotenzial und mit einer hohen Lebensqualität für die künftigen Bewohner der schicken Gebäude, die dort gebaut werden", sagt er. Aber: "Die Planungen müssen noch professioneller aufgegriffen werden - weg von Partikularinteressen." Ähnlich wie bei der Hafencity solle eine Interessengemeinschaft klare Konzepte auf den Weg bringen.

Horch: "Gute Einzelmaßnahmen bündeln und stringent handeln. Das lässt sich auch jenseits der Elbe in der Politik gut vertreten." Dasselbe gelte für Harburgs Innenstadt. "Was sich dort entwickelt hat, ist nicht mehr zeitgemäß." Auch hier solle endlich der große Schritt gemacht werden, müsse eine "konzertierte Aktion" für schnelle Veränderungen sorgen.

Und: Die Lebensqualität der Menschen im Süden der Hansestadt solle verbessert werden, dazu gehöre nicht nur ein angenehmes Umfeld und genügend Wohnungen, sondern auch, dass "der öffentliche Personennahverkehr vernünftig ausgebaut wird."

Überhaupt müsse alles dafür unternommen werden, damit Wirtschaftsunternehmen in der Hansestadt ein investitionsfreudiges Klima vorfinden. Was der parteilose Horch da auf den Weg bringen will, hört sich nach althergebrachter konservativer Politik an. Er setzt auf optimale Infrastruktur und auf eine weitere Elbvertiefung, "damit Hamburg nicht zum Regionalhafen mutiert und seine weltweite Bedeutung als Warenumschlagplatz behaupten kann."

Das könne man gar nicht oft genug herausstellen. "Die A 26, mit Anbindung an die A 7, sollte weitergebaut werden, die A 21, mit der sieben Autobahnen verbunden werden, brauchen wir dringend, ebenso in diesem Atemzuge ein Verkehrskonzept Süd."

Absolute Priorität habe für ihn die Hafenquerspange. "Da geht es mir nicht um Trassenführung, sondern darum, dass dieses Projekt zügig realisiert wird." Diese Straßenbauvorhaben seien auch vor dem Hintergrund der geplanten Fehmarnbeltquerung notwendig. "Die Querung ist die Verbindung von Skandinavien zum Kontinent. Da muss Hamburg in Verkehrsmaßnahmen miteinbezogen werden."

Längst hätte in Sachen Infrastrukturmodernisierung etwas passieren müssen. "Ich wohne in Buxtehude, fahre jeden Tag mit dem Auto in die Stadt. Jeder hier weiß, wie lange das dauert. Schon 1975 wollte man eine schnellere Verbindung schaffen."

Vieles sei "im Ansatz stecken geblieben". Auch der Sprung über die Elbe. "Hier bietet die internationale Bauausstellung die Chance für künftige Planungskonzepte."

Chancen, die die SPD mit ihm als Wirtschaftssenator aufgreifen wird? "Mich hat das klare Bekenntnis zu meiner Person positiv überrascht. Olaf Scholz und ich haben da eine gemeinsame Zielsetzung", sagt er. Und wer mit Frank Horch verhandelt, muss einen Blick für Details haben. "Wir haben auch schon zu vielen organisatorischen Fragen unsere Gedanken ausgetauscht."

Horch ist es gewohnt, am Ruder zu stehen und den Kurs vorzugeben - ob an Bord seines Segelbootes oder an der Spitze von Blohm + Voss. Und er ist es gewohnt, dass seine Vorgaben schnell umgesetzt werden, dass man auf seine Kompetenz zählt. Hat er nicht die Befürchtung, dass es ihm in der Politik so geht wie einst Werner Marnette, den Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Peter Harry Carstensen zum Wirtschaftsminister kürte und der dann am politischen Alltagsgeschäft verzweifelte?

Zu langsam, zu umständlich, zu aufreibend war es dem wendigen, ehemaligen Chef der Norddeutschen Affinerie, heute Aurubis, geworden. "Nein, ich habe da schon meine Erfahrungen gemacht. Das neue Amt wird spannend", so Horch.

Und wenn es ihm mal zu viel wird, dann gibt es da noch sein Segelboot, das auf Finkenwerder liegt. Dann wird der Anker gelichtet und einfach drauflos gesegelt. Auch gegen den Strom.