Der Beschäftigungspakt “Reife Leistung“ hat weitere fünf Jahre vor sich

Winsen/Stade/Lüneburg. Mehr als 50 Jahre alt und arbeitslos? Da ist es äußerst schwierig, wieder in eine feste Anstellung zu kommen. Aber die Situation ist keineswegs aussichtslos. Das beweist der in den Landkreisen Lüneburg, Harburg und Stade geschlossene Beschäftigungspakt "Reife Leistung! Süderelbe packt an", der vor fünf Jahren mit Unterstützung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales und des Europäischen Sozialfonds aus der Taufe gehoben worden war. Bundesweit laufen seitdem insgesamt 62 Beschäftigungspakte.

Der Anfang des Projekts im südlichen Hamburger Umland war mühselig. Unternehmer mussten gesucht werden, die berufserfahrene ältere Beschäftigte schätzen. Inzwischen hat der Pakt an Profil gewonnen und nimmt Fahrt auf. Dieses Jahr sind bereits 250 Männer und Frauen durch Schulungen für den Arbeitsmarkt fit gemacht und in feste Anstellungen vermittelt worden. Bis Jahresende sollen weitere 120 wieder einen Job gefunden haben.

Die Verlängerung um fünf Jahre deutet auf Wertschätzung hin

Hinter dem Beschäftigungspakt stecken die Arbeitsgemeinschaften für Arbeit und Grundsicherung in den drei südlich der Elbe gelegenen Landkreisen, die örtlichen Grone-Schulen, das Maritime Competenzzentrum (ma-co) im Hamburger Hafen und die für den Steuerungsprozess zuständige Süderelbe AG, die ihren Sitz am Schellerdamm 4 in Harburg hat.

Projektmanager Dr. Rupert Seuthe hat auch eine frohe Botschaft für den weiteren Verlauf: "Bundesministerin Ursula von der Leyen hat gerade die Fortsetzung des Programms Perspektive 50plus - Beschäftigungspakte für Ältere in der Region um fünf Jahre zugesagt. Die Verlängerung gilt für den Zeitraum vom 1. Januar 2011 bis 31. Dezember 2015."

Die Verlängerung um fünf Jahre deutet auf Wertschätzung hin. Anfangs war der Beschäftigungspakt auf zwei Jahre befristet, dann folgte eine dreijährige Fortsetzung bis 31. Dezember dieses Jahres. Seuthe: "Nach Ablauf der kommenden Phase werden zehn Jahre Erfahrung gesammelt sein. Ich rechne damit, dass die Erkenntnisse aus den Beschäftigungspakten im SGB II-Sozialgesetzbuch verankert werden."

Während in der Anfangszeit Arbeitsuchende durch Schulungen vornehmlich für neue Aufgaben in der Boom-Branche "Logistik" fit gemacht wurden, ist das Schulungsspektrum inzwischen deutlich breiter gefächert. Heute besteht eine große Nachfrage nach Arbeitskräften im Bereich "Gesundheits- und Sozialwesen". In den Pflegeberufen besteht unter anderem Bedarf an Betreuungskräften für Demenzkranke.

An zweiter Stelle der Arbeitskräfte-Nachfrage rangiert der Einzelhandel. Aber Seuthe bedauert, dass sich die Branche derzeit deutlich umstrukturiert, ihre langfristig beschäftigten Arbeitskräfte abbaut und geringfügig Beschäftige auf 400 Euro-Basis einstellt. Da wird es natürlich auch schwierig, die durch Schulung qualifizierten Kräfte wieder in eine angemessen bezahlte Anstellung zu bekommen.

An dritter, vierter und fünfter Stelle kommen der Reihe nach Dienstleistungsberufe, darunter Sicherheits- und Wachdienste, dann die Logistik mit Lagerei und Verkehr und schließlich das Baugewerbe unter anderem mit Handwerkshelfern. Seuthe: "Viele Handwerksbetriebe sind bereit, Ältere wegen ihrer Berufserfahrung einzustellen."

Die Berater sind durchweg Experten aus allen Berufsschichten

Die Arbeitsgemeinschaften (Arge) für Arbeit und Grundsicherung in den Landkreisen, die sich um Langzeitarbeitslose kümmern, haben sogenannte Ü50-Beraterteams speziell für ältere Arbeitslose eingerichtet. Seuthe: "Die Berater sind keine Verwaltungsangestellten sondern durchweg Experten aus allen Berufsschichten. Sie können sich mit Arbeitsuchenden auf Augenhöhe unterhalten."

Arbeitssuchende werden elf Wochen lang bei Grone Schulen in einer sogenannten Jobfirma für den Arbeitsmarkt fit gemacht. Unter anderem gehört auch Sportunterricht zum Pflichtprogramm. Für die Fortsetzung des Beschäftigungspakts in den kommenden fünf Jahren sieht Seuthe keine Automatik, dass alle bisherigen Akteure weiter beteiligt sein werden. "Ab Herbst läuft ein Ausschreibungsprogramm", sagt er, "wir werden uns natürlich an der Ausschreibung beteiligen."