Die Grün-Alternative Liste (GAL) will die Verlegung der Reichsstraße, aber nicht mehr die Hafenquerspange als Verbindung von A 1 und A 7.

Wilhelmsburg/Harburg. Die Grün-Alternative Liste (GAL) plädiert in ihrem Wahlprogramm für eine Verlegung der Wilhelmsburger Reichsstraße in Richtung Osten auf den Bahndamm. Gleichzeitig ist die Partei nun gegen eine Hafenquerspange durch den Süden der Elbinsel. "Wir Grüne erteilen der Hafenquerspange eine Absage", sagte der grüne Spitzenkandidat für die Bürgerschaft im Wahlkreis I (Teile von Mitte), Michael Osterburg, im Gespräch mit dem Hamburger Abendblatt. "Wir sehen, dass der Bedarf für eine Hafenquerspange nicht nachgewiesen wurde und eine Verbesserung der Haupthafenroute den Hafen viel schneller und besser entlasten würde."

Das 25 Seiten starke Wahlprogramm hatten die Delegierten am vorvergangenen Wochenende verabschiedet. Auf den Seiten sechs und sieben gehen die Grünen unter der Überschrift "Transparent, partizipativ, stadtverträglich" explizit auf Verkehrsprojekte im Süden der Hansestadt ein. "Wo Straßen für den Autoverkehr ausgebaut werden, muss sich gleichzeitig die Stadtverträglichkeit verbessern. Darum haben wir die Finanzierung des A 7-Deckels gesichert und die Verlegung der Wilhelmsburger Reichsstraße vorangetrieben. Beide Maßnahmen verbinden optimalen Lärmschutz mit neuen Chancen für die Stadtentwicklung." Die Verlegung der Wilhelmsburger Reichsstraße auf den Bahndamm bedeute eine "Entlastung von Verkehrslärm für tausende von Menschen".

Auch die Mitte-Abgeordnete Jutta Kodrzynski, die auf Platz 1 der Bezirksliste für die Bezirksversammlung kandidiert, betrachtet eine Reichsstraßenverlegung "für die Wilhelmsburger Stadtteilentwicklung als ein großes Plus - dann werden anstelle von drei großen Trassen in Nord-Südrichtung nur noch zwei Trassen die Elbinsel durchschneiden". Das schaffe Platz für neue Wohnprojekte. An der derzeitigen Reichsstraße gibt es gar keinen Lärmschutz, das werde sich mit der neuen Trasse ändern. Den Anstieg der Projektkosten von 67,4 auf 136,3 Millionen Euro (zahlt der Bund) und der Planungskosten von 9,6 auf 19,9 Millionen Euro (zahlt Hamburg) nahm Kodrzynski "mit Verwunderung zur Kenntnis".

Interessant sind die Passagen zur Hafenquerspange von der A 7 zur A 1 im grünen Wahlprogramm: "Es war richtig, bei der Hafenquerspange anstelle der bisher geplanten Nordtrasse - die die Menschen in Wilhelmsburg und auf der Veddel übermäßig belastet und den Sprung über die Elbe verhindert hätte - eine Südvariante zu entwickeln. Ob aber nicht die durch Hafeninteressen verhinderte Führung der Südvariante nördlich von Moorburg sinnvoller wäre, sollte diskutiert werden."

Der letzte Passus stehe für den Fall, dass die Hafenquerspange doch gebaut werden sollte, sagt Michael Osterburg. Dafür haben sich die Harburger Grünen unter deren Fraktionsvorsitzenden Ronald Preuß eingesetzt. "Ein Trasse nördlich von Moorburg ist deutlich schonender für Moorburg und die Natur und ist auch kürzer", sagt Ronald Preuß. "Diese Variante wird auch von den Moorburgern favorisiert."

Der grüne Wandel in puncto Hafenquerspange ist auch im Wahlprogramm nachzulesen: Die "verkehrliche Notwendigkeit" dieser Autobahn müsse "vor dem Hintergrund eines Gesamt-Verkehrskonzepts für den Süderelberaum neu bewertet werden. Vor dem Hintergrund der immensen Kosten dieser Straße ist fraglich, ob die Planung im nächsten Bundesverkehrswegeplan im vordringlichen Bedarf landen wird. Deswegen ist unsere Priorität, die Verkehrsprobleme im Hafen pragmatisch, zum Beispiel durch den Ausbau der Haupthafenroute anzugehen".

Die Grünen in der Bezirksversammlung Mitte hatten indes schon immer eine andere Meinung zur geplanten Hafenquerspange: "Wir lehnen auch die Südtrasse der Hafenquerspange ab, weil wir die Autobahn aus ökologischer und wirtschaftlicher Sicht für nicht erforderlich halten", sagt Jutta Kodrzynski.

Die Grünen wollen bei Infrastrukturprojekten "für Transparenz und Beteiligung" sorgen. "Uns ist bewusst, dass insbesondere in Wilhelmsburg, Harburg und in den Süderelbe-Stadtteilen viele Menschen besonders unter den Belastungen durch die Hafenverkehre leiden. Für viele Probleme, die die Hafenverkehre auslösen, gibt es keinen goldenen Weg. Wir wollen deswegen die Verkehrsanbindungen in einem breit angelegten und öffentlichen Prozess mit Bürgern, Anwohnern und Experten diskutieren." Sprich: Der "Beteiligungsprozess" mit Politikern, Behörden- und Wirtschaftsvertretern sowie Vertretern von Protestgruppen soll auch in Sachen Reichsstraße fortgeführt werden.

Für den Hinterlandverkehr des Hafens setzen die Grünen "auf die Schiene". "Wohngebiete müssen vom Lkw-Verkehr entlastet werden." Um dabei die Belastung der Harburger Innenstadt durch den Bahnverkehr im Hafen zu senken, wollen die Grünen die Planungen für eine "Landschaftsbrücke" für Fußgänger und Radfahrer vom Großen Schippsee über die Gleise und über die Bundesstraße 73 in den Binnenhafen "voranbringen". Und die geplante A 26 soll in Neugraben-Fischbek, Francop, Moorburg und Neuwiedenthal ausreichenden Lärmschutz bekommen.

Auch zu Moorburg äußern sich die Grünen: "Bei den Planungen im Hafen hat auch künftig für uns Grüne der Erhalt des Dorfes Moorburg Priorität. Die Planungen der Hamburg Port Authority (HPA) für eine Schlickdeponie in Moorburg sind auf lückenhaften Datengrundlagen erfolgt und können nicht ohne weiteres so umgesetzt werden."