Förderschule An Boerns Soll wird als Sportfreundliche Schule ausgezeichnet

Buchholz. Jerome, 15, hält den blauen Gummiball fest in der Hand, dann holt er aus und wirft. Begeistert klatschen seine Klassenkameraden in die Hände. Jerome strahlt.

Im vergangenen August ist er mit anderen Kindern um die Wette gesprungen, gelaufen, hat Bälle geworfen und am Ende hatte er sein Sportabzeichen in der Tasche. Das Besondere: Jerome ist geistig behindert und geht auf die Förderschule An Boerns Soll.

"Wir wollen jedem Kind den Zugang zum Sport ermöglichen, egal wie hoch der Grad seiner Behinderung ist", sagt Martin Ihlius, Schulleiter der Förderschule. Das umfangreiche Bewegungsangebot, das im Zuge dessen geschaffen wurde, steht deshalb verbindlich im Schulprogramm. Für diesen Ansatz wird die Schule An Boerns Soll heute ausgezeichnet: Sie bekommt von der Landesschulbehörde das Zertifikat "Sportfreundliche Schule" verliehen.

Dabei gliedert sich das Angebot in die Bereiche Breitensport- und Leistungssportförderung. So veranstaltet die Schule jährlich in Kooperation mit dem Behindertensportverband Niedersachsen (BSN), dem Kreissportbund Harburg-Land und dem Verein Blau-Weiß-Buchholz Sportfeste in den Disziplinen Leichtathletik und Schwimmen, bei denen das Sportabzeichen erworben werden kann. Diese stehen aber nicht nur den Schülern aus Buchholz offen - Kinder von Förderschulen aus dem gesamten Landkreis, sowie aus Delmenhorst, Bleckede, Cluvenhagen, Lüneburg, Osterholz-Scharmbeck, Rotenburg, Stade und Soltau nehmen daran teil. Für stärker behinderte Kinder wird ein Spiele-Bewegungs-Parcours eingerichtet - um auch für sie Bewegung erlebbar zu machen.

190 Schüler werden An Boerns Soll unterrichtet, alle sind geistig behindert, viele weisen eine Mehrfachbehinderung auf, sind zusätzlich gehörlos, blind oder in ihren Bewegungsabläufen stark eingeschränkt. "Ziel der Breitensportförderung ist, alle Schüler sportlich einzubinden", so Martin Ihlius. "Dafür konnten wir zusätzlich örtliche Vereine als Kooperationspartner gewinnen." Blau-Weiß-Buchholz bietet eine Kegel-AG an, ein örtlicher Reitverein eine Reit- und Buchholz 08 eine Tanz-AG. Verbindlich nimmt jeder Schüler jährlich an einem Sportfest der Schule sowie an einem veranstaltet von einer der sieben Partner-Schulen teil, wie der Grundschule Am Ilmer Barg in Winsen. Das AG-Programm ist freiwillig.

"Außerdem versuchen wir die Bewegung in unseren Unterricht einzubinden", sagt Martin Ihlius. So wird im Matheunterricht nicht still auf den Plätzen gesessen, die Aufgaben werden an verschiedenen Lernstationen in der Klasse gelöst.

Darüber hinaus habe sich die Schule die Leistungssportförderung zur Aufgabe gemacht. Viele Schüler nehmen an Fußball und Basketballturnieren in der Region teil, sowie den Turnieren des Landesverbands Special Olympics Hamburg. "Dieses Jahr wollen wir eine gemischte Basketballmannschaft aus behinderten und nicht behinderten Teilnehmern zusammenstellen", verrät Martin Ihlius. Er weiß um die Wichtigkeit des Sports für seine Schüler. "Die Bewegung fördert die Motorik, die Wahrnehmungsfähigkeit. Auf den Wettkämpfen wird ihr Selbstbewusstsein und Sozialverhalten geschult." Und natürlich darf der Spaß nicht fehlen.