700 Gäste kamen zur Traditionsveranstaltung der Harburger Schützengilde von 1528

Heimfeld. Der Doorman Francisco, 50, fegte mit einem Lächeln im Gesicht den roten Teppich von Matsch und Schnee frei, und der Drehorgelspieler Hans-Uwe Hauswald hatte sich ganz warm angezogen: mit einem Kutschermantel, einem Unterhemd, einem langen Unterhemd und zwei Pullovern. Wer am Sonnabendabend zum Winterball der Harburger Schützengilde von 1528 im Hotel Lindtner in Heimfeld wollte, musste an diesen beiden Institutionen vorbei, wenn er aus der Kälte ins Warme wollte.

Drinnen im Hotel war alles festlich vorbereitet für den sechsten Harburger Winterball, der früher mal "Königsball" hieß, bis er eine Jungzellenkur bekam, weil immer weniger Gäste gekommen waren. Der Große Festsaal im Hotel Lindtner war am Sonnabend eine Augenweide: Weiß hieß die Farbe des Abends. Die Tische waren weiß gedeckt, die Wände mit weißem Stoff abgehängt und die Stühle mit weißen Hussen überzogen. Dazu standen zwölf schlichte Tannenbäume im Saal - im Foyer hingegen waren sie mit goldenen und roten Kugeln geschmückt.

Der 2. Kapitän der Harburger Schützengilde stand mit einem Gläschen Sekt im Eingangsbereich und war hoch zufrieden. "700 Gäste besuchen den sechsten Harburger Winterball - das ist absoluter Rekord", sagte Mathias Martens. Unter den 700 Frauen und Männern waren 130 Harburger Schützen samt Ehefrauen und ein Drittel "Nicht-Schützen" - der Rest waren Schützen und deren Ehefrauen aus anderen Schützenvereinen in der südlichen Metropolregion Hamburg.

420 Karten à 29 Euro hatte die Gilde für die Sitzplätze im Großen Festsaal verkauft, 280 Karten à 19 Euro waren "Flanierkarten" ohne Sitzplatzanspruch.

Zwei Sitzkarten hatten auch Ralf-Dieter Fischer, CDU-Fraktionsvorsitzender der Harburger Bezirksversammlung, und seine Ehefrau Lydia, CDU-Bürgerschaftsabgeordnete, erworben. Beide waren bestens gelaunt: "Wir sind das erste Mal Großeltern geworden", sagte Lydia Fischer, "und sind ganz stolz." Ihre Tochter Treeske Fischer, CDU-Bezirksabgeordnete, und deren Mann Ernst Hampel, waren am 15. Dezember Eltern von Lias Luano geworden - der Kleine kam in der Asklepios Klinik Harburg zur Welt. Ralf-Dieter Fischer zeigte stolz ein Foto des Kleinen, das er auf der Rückseite einer Einladung zur Kreisausschusssitzung ausgedruckt hatte.

"Ist der Kleine schon in der CDU?", scherzte Harburgs "Bürgermeister", Bezirksamtsleiter Torsten Meinberg, 50, CDU. Der Heimfelder war wie immer ohne seine Ehefrau Birte, 46, auf dem Winterball erschienen. "Meine Frau ist zu Hause und isst mit meinem elfjährigen Sohn Moritz Ente", sagte Meinberg. "Sie möchte lieber zu Hause bleiben - die Leute unterhalten sich hier ja viel mit mir."

Höchster Repräsentant der Sozialdemokraten war der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Sören Schumacher. Er war für Marc Leonhard eingesprungen - das ist der Ehemann von Melanie Leonhard, der stellvertretenden SPD-Fraktionsvorsitzenden der Bezirksversammlung Harburg. "Mein Mann ist beruflich verhindert, da haben wir die Gelegenheit beim Schopfe ergriffen und uns zusammengetan", sagte Melanie Leonhard.

Ansonsten war außer dem Vorsitzenden der Bezirksversammlung Harburg, Michael Hagedorn (CDU), und Seevetals Bürgermeister Günter Schwarz keine Politikprominenz auf dem sechsten Winterball zu sichten. Auch aus der Wirtschaft waren fast keine prominenten Kapitäne erschienen, bis auf Karstadt-Chef Thomas Diebold, der auch Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft Harburg ist, und Jochen Winand, 59, Vorsitzender des Wirtschaftsvereins für den Hamburger Süden. Er kam mit seiner Ehefrau Astrid und erwies sich als einer der eifrigsten männlichen Tänzer des Abends: "Man sieht ja bei den Männern, dass viele weniger gern tanzen", sagte Jochen Winand, "also kann der Ball nur dann funktionieren, wenn manche Männer mehr und auch mit anderen Damen tanzen."

Um 20.20 Uhr erschien das Königspaar Marita und Frank Kirste aus Leversen im Saal. Zur Musik von "Ich war noch niemals in New York", gespielt von den Valendras, legten sie den Eröffnungstanz hin. Das Stück hatte seine Bewandtnis: "Die beiden haben sich auf einer Reise nach New York verliebt", sagte Mathias Martens.

Für Spiel und Spaß war auch gesorgt: Viel Zuspruch fanden das Lasergewehr-Schießen, das Torwand-Schießen und das Roulette - der Überschuss dieser Spiele (ein Kombi-Ticket kostete 30 Euro) geht an die Jugendarbeit der Paulus-Gemeinde in Heimfeld. Der erste Preis war eine einwöchige Flugreise in einen Freizeitclub in Ägypten für zwei Personen. Zu bestaunen war derweil im Hotel ein Mercedes SLS AMG in Silber, der für 225 005 Euro zu haben ist - oder für eine monatliche Rate von 2215 Euro - wie viele Raten zu bezahlen sind, blieb unklar.

Um 4 Uhr endete der sechste Winterball traditionell mit dem Spiegeleieressen in der Diele. Die letzten Gäste fuhren um 6.30 Uhr mit dem Taxi nach Hause.