Die Organisatoren von der Gilde waren zufrieden. Die letzten Besucher verließen um 6 Uhr den Ort des Geschehens.

Harburg. Als die Show-Band "Valendras" im Großen Saal des Hotels Lindtner um kurz nach 20 Uhr mit "Jingle Bells" loslegte, zog der 2. Kapitän der Harburger Schützengilde von 1528 schon mal zufrieden Bilanz: "670 Frauen und Männer besuchen den fünften Winterball", sagte Mathias Martens (45), "das ist absoluter Rekord in der Ballgeschichte der Gilde."

Seit fünf Jahren heißt der Ball zu Ehren des Königspaares nicht mehr Gilde- sondern Winterball. Und das ist auch gut so: Denn der Winterball hat nur noch wenig mit dem alten Gildeball zu tun. Der war für manche Harburger schon zu einer lästigen Pflichtveranstaltung geworden und drohte zum schützeninternen Tanztee zu mutieren. "Zum letzten Gildeball sind nur noch 270 Leute gekommen", sagte der 2. Kapitän, "heute sind nicht mehr nur Gildemitglieder und ihre Partnerinnen dabei, sondern der Winterball ist zu einer öffentlichen Veranstaltung geworden." Und so kamen zum fünften Winterball im Hotel Lindtner rund 60 Prozent Nicht-Schützen und 40 Prozent Schützen samt Anhang.

Mit einem Discofox aus dem Jahre 1972 von Daniel Boone eröffneten das Königspaar Norbert (59) und Gitta Buchholz (56) aus Harburg das Tanzgeschehen um 20.30 Uhr. Nach der Ehrenrunde füllte sich flugs die gesamte Tanzfläche. Und so sollte es bleiben, bis kurz vor 3 Uhr, bis den Tänzern im Großen Saal die Puste ausging. Aber es war noch lange nicht Schluss: Wer noch Kraft in den Knochen hatte, konnte sich im kleinen Saal bis 4.15 Uhr bei "DJ Tom" austoben. Am Sonntagmorgen um 6 Uhr verließen die letzten Gäste das Hotel.

Bezirksamtsleiter Torsten Meinberg (49) kam ohne seine Gattin Birte (46) zum Winterball - "das fünfte Mal jetzt", bilanzierte der Harburg-Chef. "Der Winterball ist ein gesellschaftliches Highlight in Harburg. Hier herrscht trotz aller Etikette ein freundschaftliches und ungezwungenes Miteinander."

Meinberg verließ das Fest um kurz vor Mitternacht. Eine Viertelstunde länger blieb die Hamburger Wissenschaftssenatorin Dr. Herlind Gundelach (60). Auch sie war alleine gekommen - "das erste Mal, man muss mit allem mal anfangen. Meine Freunde wohnen alle im Rheinland", sagte die Senatorin.

Zum 20. Mal kam der Vorsitzende des Wirtschaftsvereins für den Hamburger Süden, Jochen Wienand (58), mit seiner Gattin Astrid zum Ball der Harburger Schützen. "Neben dem Herrenabend und dem Jägerball ist dies eines der drei wichtigen gesellschaftlichen Ereignisse in Harburg", analysierte der Wirtschaftskapitän. Tanzen sei zwar nicht sein "Hobby", dennoch legten die Wienands bis Mitternacht ein paar passable Tänze auf die Tanzfläche.

Seevetals Bürgermeister Günter Schwarz und seine Gattin Veronika (beide 58) waren zum fünften Mal mit von der Partie und freuten sich darauf, "mal wieder alte Freundschaften aufleben zu lassen." Der Sozialdemokrat war von 2006 bis 2007 selbst König der Schützenvereinigung Meckelfeld gewesen und hatte damals "alte Freundschaften zur Harburger Schützengilde wieder aufleben lassen". Das Paar ging um 1.30 Uhr. Mehr Durchhaltevermögen bewiesen Petra Gögel (46), Birgit Martens (48) und Ruth Gögel (77): Sie reihten sich um 4 Uhr noch in die Schlange der Spiegeleieresser ein und freuten sich darüber, "dass der Abend nicht mehr so steif wie früher war".

Die jüngsten Gäste des fünften Winterballs waren die Zwillinge Emily und Elena Frühauf (16) aus Kirchsteinbek, die mit ihren Eltern, ihrem Freund Philipp Butenschön (16) aus Bergstedt und dessen Eltern nach Heimfeld gekommen waren. "Der Abend war ganz nett", verrieten die Zwillinge, "aber unser Abtanzball in Reinbek war etwas interessanter. Dies hier ist nicht so ganz unserer Jahrgang."