Der frühe Wintereinbruch wird weitere Löcher in den Asphalt fressen

Winsen. Das große Grundsanierungsprogramm für die Kreisstraßen im Landkreis Harburg hat noch nicht begonnen, da machen Frost und Schnee den Straßenbauern wieder einen Strich durch die Rechnung. Alle Arbeiten wurden wegen der Wetterlage eingestellt. Die gröbsten Löcher sind zwar geflickt, aber die gefährlichsten Schäden für Straßen sind meist im Unterbau verborgen.

Nach dem Winter 2009/2010 war der Zustand der alten Kreisstraßen im Landkreis teilweise schon so katastrophal, dass der Kreistag noch im Sommer neun Millionen Euro Sondermittel für die Grundsanierung freigab - obwohl sich da schon ein Defizit von mehreren Millionen Euro im Kreishaushalt abgezeichnet hatte. Bis zum Frühjahr 2011 wird der Frost weitere Löcher in die Kreisstraßen fressen. Ob neun Millionen Euro dann noch ausreichen werden, um den desaströsen Zustand der völlig veralteten Straße zu verbessern, darf bezweifelt werden.

"Unsere Kreisstraßen sind ein Fass ohne Boden, und im Moment können wir nicht an den Straßen arbeiten, weil das Wetter zu schlecht ist", sagt Uwe Karsten. Als Bereichsleiter Kreisstraßen in der Kreisverwaltung des Landkreises Harburg ist Karsten für die Kreisstraßen zuständig. Der frühe Wintereinbruch in diesem Jahr schadet dem rund 400 Kilometer langen Kreisstraßennetz. Und die Schäden, die der letzte Winter auf und in den Straßen im Landkreis hinterlassen hatte, sind noch längst nicht alle behoben. Um Asphalt gießen zu können, müssen die Temperaturen tagsüber mindestens über fünf Grad steigen, nachts darf das Thermometer nicht unter null Grad sinken.

Eine Million Euro hatte der Kreistag für die Reparatur der schlimmsten Schäden in 2010 freigegeben. Die Sondermittel wurden Uwe Karsten und seiner Abteilung für die Grundsanierung verteilt auf zwei Jahre zur Verfügung gestellt, denn nach dem Winter 2009/2010 hatte der Straßenbau-Ingenieur Alarm geschlagen und auf den überaus schlechten Zustand des Straßennetzes aufmerksam gemacht.

Die Flickschusterei, so Karsten damals, mache keinen Sinn mehr, grundlegende Sanierungen seien nötig, wenn nicht einzelne Straßen ganz in sich zusammensacken sollten. Der Kreistag reagierte.

Aber schon jetzt sei absehbar, dass auch diese Mittel aus dem Sondertopf nicht ausreichen würden. "In diesem Jahr haben wir vorrangig versucht, die schlimmsten Löcher zu stopfen, was uns auch bis auf die Kreisstraße 16 zwischen Hollenstedt und Holvede gelungen ist."

"Sobald das Wetter es zulässt, machen wir uns an die Arbeit. Viele Aufträge sind auch schon ausgeschrieben. Ob wir dann alles schaffen, hängt von vielen Faktoren ab, unter anderem eben auch davon, welche tatsächlichen Schäden sich dann zeigen", so Karsten. Viele Schadstellen zeigten sich auch erst dann, wenn die oberste Schicht abgetragen sei und marode Stellen im Unterbau sichtbar würden.

An der Kreisstraße 16 sind die Straßenränder weg gerutscht. Sie müssen im Frühjahr wieder auf Straßenniveau angehoben und neu befestigt werden. Auch nicht fertig geworden sind die Straßenbauer mit dem Radweg an der Kreisstraße 22 zwischen Stelle und Fliegenberg. Obwohl die Decke des Radweges noch fehle, sei der Weg schon befahrbar, so Uwe Karsten.

Der Bereichsleiter ist froh über die richtungsweisende Entscheidung des Kreistages, die Flickschusterei der letzten Jahre nicht fortzuführen zu wollen, sondern die schlimmsten Straßen zu von Grund auf zu sanieren.

Uwe Karsten: "Man kann sich das ganz einfach ausrechnen. Bei rund 400 Kilometern Kreisstraße müsste ich jährlich 12 bis 13 Kilometer Straße sanieren bei einer durchschnittlichen Lebensdauer der Straßen von etwa 30 Jahren. In den letzten Jahren reichte das Geld gerade mal für fünf Kilometer. Lediglich in diesem Jahr konnten wir zehn Kilometer sanieren. Im Gegensatz zu den vorhergehenden Jahren ist das schon mal ein großer Erfolg für uns." Und Abstriche in seiner Reparatur-Planung muss Karsten trotz Sondermittel machen, beispielsweise bei der Meckelfelder Ortsdurchfahrt (K 68), bei der vorerst nur die Fahrbahn repariert werden kann.