Eine Kette der Carlsberg-Brauerei zieht mit System-Gastronomie in leer stehendes Lokal ein

Harburg. "Das ist kein gutes Weihnachtsgeschenk für uns", sagt der Harburger Gastronom Heiko Hornbacher, 47, "ich habe den Mietvertrag für die Harburger Privatbrauerei Engelbräu nicht bekommen. Dabei wäre es mein Traum gewesen, selbst Bier zu brauen." Vielleicht habe er bei den Verhandlungen mit dem Hausherrn und Vermieter des Geschäftshauses Lüneburger Tor 9-13, Horst Sobottka, zu lange gezögert oder sei ganz einfach zu vorsichtig gewesen, habe bei dem Wagnis einer so großen Gastronomieübernahme vielleicht das finanzielle Risiko zu hoch eingeschätzt.

"Wir waren uns schon fast einig", bestätigt Horst Sobottka, "aber vergangene Woche, da musste ich mich ganz einfach zu einer neuen Entscheidung durchringen, weil ein Mietinteressent gekommen war, der die gewünschten Konditionen ohne Abstriche erfüllen will. Inzwischen ist der Vertrag unterzeichnet. Und voraussichtlich im März kommenden Jahres wird über der Tür des ehemaligen Brauhauses der Name "O'Learys" prangen. Mit weiterer Bezeichnung "Bar & Restaurant seit 1988" oder auch "The No. 1 Sportsbar".

Dass Sobottka bei dem Mieter nicht Nein sagen konnte, weckt Verständnis. Hinter O'Learys steckt geballtes skandinavisches Unternehmertum: Die dänische Carlsberg Brauerei, zu der in Hamburg Holsten/Astra gehört. O'Learys hat seinen Hauptsitz im schwedischen Stockholm und betreibt in Skandinavien mit Erfolg bereits 62 Sportbars, zwei Sportbars in Spanien und zwei in Singapur. Konzept: Gemütliche Atmosphäre, gut Essen und Trinken. Und von jedem Sitzplatz aus ein freier Blick auf einen Bildschirm mit Übertragung bedeutender Sportveranstaltungen. Bevor das O'Learys im März in Harburg eröffnet, wird sich Deutschlands erste O'Learys Sportsbar bereits im Februar in Lüneburg, Schrangenstraße1, präsentieren, wo zuvor die Restaurant-Kette "Oktober" den Betrieb aufgab.

Da Carlberg als Bierlieferant voraussichtlich die eigenen Produktionsquellen nutzt, wird das Brauhaus in Harburg auf seine installierte Brautechnik vermutlich verzichten können. Aber von den für den deutschen Markt zuständigen O'Learys-Franchisenehmern ist zu hören, dass zur weiteren Verwendung der Brautechnik noch nicht das letzte Wort gefallen ist.

Vielleicht kann unter der Federführung von Carlsberg auch in Zukunft in Harburg wieder Engelbräu gezapft werden. Der Harburger Gastronom Konstantinos Englezos und sein Braumeister Günther Fügert hatten das Brauhaus von 2006 bis Anfang dieses Jahres betrieben - in der Anfangszeit mit Erfolg, zum Schluss weniger, weshalb Vermieter Horst Sobottka seinen Worten nach "die Kündigung aussprechen musste." In der Folge bemühte sich Heiko Hornbacher, das Brauhaus zu übernehmen.

Horst Sobottka hat mit der Vermietung seines 1977 gebauten Geschäftshauses, das er 2003 modernisieren und von drei auf fünf Etagen plus Staffelgeschoss aufstocken ließ, noch nicht den vollen Erfolg gehabt. Auf mehreren Etagen - insgesamt 7500 Quadratmeter Nutzfläche - sind noch Räume, die bislang kein einziges Mal vermietet waren. Sobottka: "Meine ursprüngliche Planung sah vor, an einen Hotelbetreiber zu vermieten. Aber Verhandlungen mit einer Hotelkette platzten kurz vor Vertragsabschluss."

Nun hat er in der zweiten Etage die Barmer-Gmünder-Ersatzkasse und die Arag Versicherung zur Miete und in der vierten Etage die Württembergische Versicherung. Aber so sehr er sich freut, mit O'Learys einen starken Mieter für einen Teil des Erdgeschosses gefunden zu haben, so hat er auf der anderen Seite des Erdgeschosses neuen Leerstand zu verzeichnen.

Das Café Edelmann ist ausgezogen, die Inneneinrichtung ist raus. Und wie zu hören ist, wird wohl auch der "Tanzsalon 1900" demnächst das Haus verlassen. Was sagt Horst Sobottka dazu? "Ach, ich könnte ein dickes Buch schreiben über Mieter und Zahlungsmoral. Aber das erspare ich mir lieber."