Glatte Fahrbahnen forderten die Räumdienste heraus und führten zu vielen Unfällen auf den Autobahnen

Harburg/Thieshope/Winsen. Der Wintereinbruch mit Eis und Schnee hat besonders auf den Autobahnen 1 und 7 für Chaos gesorgt. "Der Schnee hat sich auf dem eiskalten Boden festgefroren und sorgte für spiegelglatte Fahrbahnen. Es ereignete sich ein Unfall nach dem anderen", sagt ein Polizeibeamter der Autobahnpolizeiwache Thieshope.

So verlor ein Lkw-Fahrer auf der A 7 bei Ramelsloh die Kontrolle über sein Fahrzeug und prallte gegen einen VW-Passat Kombi. Der Fahrer verletzte sich schwer und wurde in ein Krankenhaus gebracht. Mit dem Schrecken davongekommen ist ein Mercedes-Fahrer, dessen Auto über die glatte Fahrbahn in die Böschung rutschte. Zwei Trucker traf es härter. Gegen 11 Uhr prallte ein Lkw-Fahrer zwischen Thieshope und Garlstorf mit seinem Laster gegen die Leitplanke. Das Fahrzeug kippte um, der Tank riss auf und 500 Liter Dieselkraftstoff flossen aus. Der Fahrer zog sich leichte Verletzungen zu.

Knapp zwei Stunden später geriet ein Containerlaster auf der A 7 bei Garlstorf ins Schleudern und knallte in die Mittelschutzplanke. Der Fahrer wurde aus dem Fahrerhaus heraus auf die Straße geschleudert. Er musste schwer verletzt in ein Krankenhaus gebracht werden. Stundenlange Staus waren die Folge. Immer wieder wurden die Beamten zu Einsätzen gerufen. "Wir machen schon Überstunden, und zum Schichtwechsel am Nachmittag fängt es wieder an, stark zu schneien. Das hört nicht auf", so ein Polizist. Einige Kilometer weiter bei der Autobahnpolizei Sittensen, wundern sich die Polizisten über die Situation ihrer Kollegen. "Hier ist alles ruhig", so eine Beamtin.

Da der Schnee die Sicht behinderte, kamen Autofahrer nur langsam voran. Sie nutzten Nebenstrecken, sorgten für kilometerlange Staus auf den Landstraßen - und schimpften auf die Autobahnmeisterei, deren Mitarbeiter die Fahrbahn nicht ordnungsgemäß abgesichert hätten.

"Wir sind schon seit heute Morgen im Einsatz, haben die Fahrbahnen mit Salz gestreut und geräumt", sagt Anke Nordholz, Leiterin der Autobahnmeisterei Hittfeld. Die "regional sehr unterschiedliche Wetter-Situation" mache dem Winterdienst sehr zu schaffen.

In Harburg ist unterdessen alles ruhig. 120 Räumfahrzeuge und 700 Mitarbeiter der Stadtreinigung, die dieses Jahr für den Winterdienst zuständig ist, waren schon gegen 4 Uhr auch im Hamburger Süden unterwegs, sorgen für eis- und schneefreie Hauptstraßen, Kreuzungen, Bushaltestellen und Radwege. "Der Bezirkliche Ordnungsdienst ist ebenfalls unterwegs, um zu kontrollieren, ob die Anlieger ihren Räumpflichten nachkommen", sagt Harburgs Baudezernent Jörg Heinrich Penner. Allerdings: Die Nebenstraßen, die auch in Harburg im vergangenen Winter teilweise derart vereist waren, dass sie abgesperrt werden mussten, werden schon wieder ausgespart. "Wir sind sehr leistungsfähig, brauchen aber für die Wohnstraßen andere Fahrzeuge. Mit Schneefräsen und zusätzlichem Personal würden wir diese Bereiche auch noch schaffen", sagt Andree Möller. Sprecher der Stadtreinigung. Auf Nachfrage der Rundschau sagte Möller, dass sich noch vor wenigen Jahren solche Fräsen im Bestand der Stadtreinigung befanden. Möller: "Die wurden nie gebraucht und sind jetzt eingerostet." Für neue Geräte sei kein Geld da.

Auch der Landkreis Harburg stellt sich auf den Winter ein. "Die 17 Streu- und Räumfahrzeuge von Landkreis und Straßenbauverwaltung Lüneburg sind einsatzbereit", sagt Behördensprecherin Birgit Behrens. 35 Straßenwärter kümmern sich um 170 Kilometer Landes-, 423 Kilometer Kreisstraßen und 400 Kilometer Radwege. Bei widrigen Witterungsverhältnissen wird täglich ab 2 Uhr eine Glättekontrolle auf einigen Routen an Kreis-, Bundes- und Landesstraßen vorgenommen, um die Einsätze abzustimmen. "Eng wird es für den Winterdienst immer dann, wenn die Glätte erst in den Morgenstunden einsetzt, da nicht alle Strecken gleichzeitig abgestreut werden können", so Jochen Brück, Leiter der Betriebsgemeinschaft Straßen im Landkreis. Autofahrer sollten sich darauf einstellen und vorsichtig fahren.

Gegen diesen "Unfall" konnte selbst der Winterdienst nichts unternehmen: Ein Hittfelder wollte am Donnerstagmorgen nur schnell seinen Müll raus bringen, war nur mit Pantoffeln und Schlafanzug bekleidet. Als er draußen war, fiel jedoch die Tür seiner Wohnung ins Schloss. Bei grimmiger Kälte und Schneefall tappte der Mann zur Polizeiwache und bat um Hilfe.

Die Ordnungshüter fuhren ihn mit dem Peterwagen wieder nach Hause, ließen von der Vermieterin des Hittfelders die Tür öffnen und brachten ihn ins Warme.