Die Kita-Baustelle in Eissendorf liegt direkt am Tonstudio von Joachim Griebe

Harburg. Zum Glück hatte es vor drei Monaten, im September, am Hainholzweg 124 nicht richtig geknallt. Aber immerhin war ein Sprengmeister des Kampfmittelräumdienstes wegen eines vermeintlichen Bombenblindgängers auf der dortigen Baustelle. Letztlich konnte er Entwarnung geben. Aber auch wenn der große Knall ausgeblieben ist, so sorgt zumindest die Baustelle selbst in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft für einiges Grummeln. Dort wohnt und arbeitet ein feinfühliger und kreativer Mann, der Musik komponiert und arrangiert, der Jugendlichen Musikunterricht gibt und der in seinem Studio Sprache, Gesang und Gitarrenbegleitung aufzeichnet. Weil ihm der Baulärm seit zwei Monaten seine Arbeit deutlich erschwert, bemüht er sich nun mit dem Bauherrn, dem Kreisverband Harburg des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), eine Lösung des Problems zu finden. Der Betroffene ist Joachim Griebe (52), der auf der Bühne und im Studio unter anderem mit dem 1995 gestorbenen irischen Blues-Rocksänger Rory Gallagher zusammen spielte. Bislang fühlte sich Griebe mit seinem Problem aber nicht wirklich wahrgenommen und alleingelassen.

Er sagt: "Als das Rote Kreuz im Sommer 2009 die Nachbarschaft ins HTB-Clubhaus eingeladen hatte, um den Bau der Kindertagesstätte vorzustellen, hatte ich gleich darauf hingewiesen, dass ich nebenan nicht nur wohne sondern auch arbeite und dafür eine gewisse Ruhe brauche. Aber offensichtlich ist mein Einwand nicht zur Kenntnis genommen worden, denn vor zwei Monaten begannen die Arbeiten mit dem Abriss eines alten Hauses, dann wurde die Baustelle eingerichtet. Fünf Meter vor meinem Studiofenster wurden Spundwände und Stahlträger in die Erde gerammt und gerüttelt. Nun sind drei Bagger auf der Baustelle mit Erdarbeiten im Einsatz. Ich kann mich bei dem Gedröhne nicht konzentrieren und fürchte um meine Existenz, wenn ich meine Aufträge nicht erledigen kann. Der Wettbewerb in der Musikbranche ist hart."

Griebe hat beim DRK-Kreisverband bereits erreicht, dass ein Gutachter beauftragt wurde, der inzwischen auch die Verhältnisse untersucht hat. "Mir wurde auch bestätigt, dass meine Studiotechnik keine Erschütterungen verträgt", sagt Griebe, "und ich nehme deshalb vorsichtshalber alle Geräte vom Strom, wenn beim Baggern die Erde bebt." Der Musiker betont auch, dass er einen guten Kontakt zum Architekten der Baustelle hat und dass sich die Leute vor Ort zumindest bemühten, Rücksicht zu nehmen. Griebe: "Die Kita-Baustelle wird voraussichtlich aber noch ein Jahr lang für Lärm sorgen. Da muss etwas geschehen, damit ich hier meiner Arbeit nachgehen kann."

Es geschieht auch was. Zumindest haben jetzt der DRK-Kreisgeschäftsführer Harald Krüger und die Abteilungsleiterin für Kinder, Jugend und Familie, Katja Philipp, ihren Besuch bei Griebe für kommenden Montag angekündigt. Griebe wünscht Schallschutz. Tatjana Schütz, Sprecherin des DRK-Kreisverbands Harburg: "Wir wollen natürlich Rücksicht nehmen und sind an einer guten Nachbarschaft interessiert. Daran halten wir uns üblicherweise."

Und der Musiker macht deutlich, dass er grundsätzlich nichts gegen den Bau und Betrieb einer Kindertagesstätte in seiner Nachbarschaft hat. Er sieht darin für die Zukunft sogar eine mögliche Partnerschaft. Griebe: "Ich könnte in der Kita gelegentlich vor Kindern musizieren." Und er denkt auch an die Eltern, die ihre Kinder zur Kita bringen und abholen: "Da ist der Weg zu meiner Musikschule nicht weit." Im Internet ist der Musiker mit seinen Arbeiten unter www.joachimgriebe.de zu finden.