Den Anwohnern in der Carl-Benz-Straße in Maschen ist es zu laut, wenn Eltern ihre Kinder vom Kindergarten abholen

Maschen. Gepflegte Vorgärten, ordentlich geschnittene Hecken, die Bürgersteige sauber gekehrt. So sieht es auf der einen Seite der Carl-Benz-Straße in Maschen aus. Auf der anderen spielen Kinder hinter einem Zaun auf dem Spielplatz des Kindergartens Regenbogenkinderland. Ihr Lachen hallt über die Straße, manchmal weint oder schreit eines der Kinder - ansonsten ist es still. Dann fährt ein Auto vor, parkt am Straßenrand. Eine Mutter holt ihre Tochter ab. Weitere Autos kommen: Türenschlagen, Gelächter, Eltern unterhalten sich. 12.45 Uhr, Mittagszeit.

In der Carl-Benz-Straße in Maschen schwelt seit Jahren ein handfester Streit zwischen Anliegern und Eltern. Dabei geht es vor allem um die Parksituation. In der Höhe des Kindergartens ist parken erlaubt. Trotzdem: Geht es nach den Anliegern, sollen die Mütter und Väter den großen Parkplatz im Schulkamp nutzen, wenn sie ihre Kinder bringen oder abholen. Doch das tun die wenigsten.

Jetzt musste sich sogar das Amtsgericht Winsen mit diesem Streit befassen. Vergangene Woche saß Ekkehard R., Anwohner der Carl-Benz-Straße, auf der Anklagebank. Der 70 Jahre alte Rentner hatte gegen einen Strafbefehl Einspruch erhoben. Er soll im August den Türgriff eines am Straßenrand parkenden Autos zerkratzt haben - mutwillig. Er habe mit seinem Nachbarn zusammengestanden, als Katja S. ihr Auto vor seinem Grundstück geparkt hatte. "Ich habe sie lediglich auf den Parkplatz im Schulkamp aufmerksam machen wollen", so der Rentner. Doch die habe ihn mit den Worten "ich habe keine Lust auf Diskussionen" stehen lassen. Das stimmt - sagte die dreifache Mutter vor Gericht aus. Zu oft sei ihr von anderen Eltern von solchen Gesprächen berichtet worden, von Beschimpfungen und Beleidigungen. Ihre Autos würden Einfahrten und Garagen blockieren, so der Zorn der Anwohner.

Doch nach dieser Abfuhr habe sie ein ungutes Gefühl gehabt, sich hinter einer Hecke versteckt und ihr Auto beobachtet. Was sie gesehen hat? Einen Mann, der sich ganz nah an ihr Auto gestellt habe und dann in das Haus der Familie R. gegangen sei. Außerdem habe sie ein Schnappen gehört. Beim Nachsehen sei ihr sofort der Kratzer am Türgriff aufgefallen. "Das können Sie mir nicht beweisen", habe Ekkard R. erwidert, als die Zeugin daraufhin bei ihm klingelte und ihn zur Rede stellte. Auch vor Gericht stritt Ekkard R. die Tat ab. Trotzdem zog sein Anwalt den Einspruch gegen den Strafbefehl zurück. "Die Zeugin war sehr glaubhaft", so Oberstaatsanwalt Roland Kazimierski.

Montagmittag: Wer sich die Situation in der Carl-Benz-Straße einmal persönlich anschaut, ist überrascht. Ein einzelnes Auto parkt am Straßenrand. Horst Lühr holt seine Enkelin ab. "Ich weiß, dass einige Anwohner sich gestört fühlen, aber es gibt kein Parkverbot", sagt er. "Und schauen sie sich um, hier ist nichts los." Und tatsächlich, erst als der Rentner fährt, kommt ein weiteres Auto. "Manchmal sind es vier oder fünf Autos auf einmal, die hier parken, mehr nie. Und wir parken nicht lange", sagt Silke R. Sie sei schon oft beschimpft worden. Aber Sachbeschädigung könne sie nicht berichten. Andere Eltern schon.

Bei den Anwohnern hört sich die Geschichte anders an. Insgesamt besuchen 36 Kinder die Einrichtungen: 18 die Vormittags- und 20 die Nachmittagsgruppe. "Vier Mal am Tag steht vor meinem Haus alles voll", beschwert sich Horst Klahr. Dabei richte sich sein Unmut nicht gegen den Kinderlärm, betont er. Einfahrten würden blockiert, Türen geöffnet und zugeschlagen, das sei eine Zumutung. Dabei habe die Gemeindeverwaltung bei der Ansiedlung der Einrichtung an die Carl-Benz-Straße zugesagt, dass es von hier aus keinen Zugang geben werde, so Klahr.

"Das ist nicht richtig", sagt Andreas Schmidt, Sprecher der Gemeinde Seevetal. "Wir appellieren zwar an die Eltern, den offiziellen Parkplatz im Schulkamp zu nutzen. Aber so lange sich alle an die Verkehrsregeln halten, werden wir nicht eingreifen", so Schmidt. "Das ist eine öffentliche Straße."