Neues Ausbildungszentrum für Vielseitigkeitsreiter eingeweiht

Luhmühlen. Landrat Joachim Bordt sprach den mehreren Hundert Gästen bei der Einweihungsfeier am Sonnabend in Luhmühlen aus der Seele. "Endlich ist es so weit. Das runderneuerte Ausbildungszentrum ist Anlass zur Freude", so der Verwaltungschef des Kreises Harburg.

Rund 4,4 Millionen Euro waren in den vergangenen Monaten auf dem Gelände des Ausbildungszentrums für die Vielseitigkeitsreiterei verbaut worden. Entstanden sind so der Neubau von zwei Reithallen und zwei Stallkomplexen mit 54 Boxen.

Auch wurde die Kurt-Günther-Jagau-Reithalle saniert, ein Seminarbereich eingerichtet, zwei Dressuraußenplätze und ein Springplatz sowie ein Longierzirkel mit Allwetterböden angelegt. Gleichzeitig mussten zwei marode Reithallen und 30 Boxen abgerissen werden. Noch eine wichtige Maßnahme: Für Besucher, Gastreiter, Lehrgangs- und Turnierteilnehmer stehen jetzt dringend benötigte 180 Parkplätze zur Verfügung.

Insgesamt fließen mehr als elf Millionen Euro nach Luhmühlen. Das Land ist mit acht Millionen beteiligt. Die beiden Kreise Lüneburg und Harburg haben jeweils 1,5 Millionen Euro zu zahlen. Neben der Erweiterung des Ausbildungszentrums ist der Umbau des Turniergeländes für sieben Millionen Euro geplant und bereits angelaufen. Am Freitag, 26. November, steht das Richtfest für das neue, 1000 Quadratmeter große Multifunktionsgebäude an. Die Aufträge für den Bau der neuen Tribüne sind vergeben. Bereist errichtet sind Stallzeltplätze für Pferde und Reiter, Wohnmobilstellplätze und Parkplätze. Zurzeit laufen die Arbeiten an der Zufahrt auf Hochtouren.

Die Investition sei gerechtfertigt, betonte Bordt. "Luhmühlen ist national und international eine Hochburg für den Spitzensport und ein Publikumsmagnet für 10 000 Besucher bei großen Turnieren." Mit der Größenordnung rechnet er auch bei der Europameisterschaft der Vielseitigkeitsreiter im kommenden August. Bis dahin müssen alle Arbeiten fertig sein.

Der Reiter-Standort habe nicht nur Tradition und weltweites Renommee, sondern sei auch wichtiger Wirtschaftsstandort für die Region, so der Landrat. ,,Pferdebetriebe, Gastronomie, Hotels und Landwirtschaft profitieren schon heute und werden es erst recht morgen." Der Pferdesport sei ein Wachstumsmarkt. "Luhmühlen wird Erfolgsgeschichte für ganz Niedersachsen schreiben."

Bordt räumte jedoch auch ein, dass ohne die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise im Mekka der Vielseitigkeitsreiterei nichts Neues entstanden, die veraltete Infrastruktur nicht modernisiert worden wäre. "Das Konjunkturpaket der Bundesregierung war ein glücklicher Umstand für Luhmühlen, ein Zufall", sagte er. Seine Kollege aus Lüneburg, Landrat Manfred Nahrstedt, ergänzte: "Wir haben die Chance für Luhmühlen ergriffen, weil wir das Konjunkturpaket bemüht haben." Dadurch hätten regionale Unternehmen Aufträge für den Um- und Ausbau in Luhmühlen erhalten. "Das hat Arbeitsplätze geschaffen und es werden weitere folgen", so Nahrstedt.

"Niedersachsen ist ein Pferdeland." Das sagte der der Staatsekretär im niedersächsischen Landwirtschaftsministerium, Friedrich-Otto Ripke. "Deshalb haben wir die acht Millionen Euro auch sehr gerne dazu gegeben."

Er zitierte den bekannten Kommentator und Moderator bei Pferdeveranstaltungen, Hans-Heinrich Isenbart. Der habe erst kürzlich bei einer Auktion in Verden gesagt, so Ripke, Niedersachsen sei in der Pferdezucht Weltspitze und müsse dafür sorgen, dass das auch für die Reiterei so wird. "Wir bauen in Luhmühlen für die Zukunft des Pferdelandes Niedersachsen. Deshalb geht es nicht nur um Geld", so der Staatsekretär, an dessen Worte sich alle Redner hielten.

Dass das Verwaltungsgericht Lüneburg im September geurteilt hatte, die Luhmühlen-Förderung durch das Land sei rechtswidrig, wurde nicht erwähnt. Nicht alles an Mitteln, was aus Hannover in die Heide geflossen ist, war rechtmäßig, entschied das Gericht. Der Kreis Lüchow-Dannenberg hatte geklagt, weil er rund 800 000 Euro Fördermittel erhalten wollte, um eine Sporthalle zu sanieren.

Weil das Land den Antrag damals ablehnte, zog der Kreis vor das Verwaltungsgericht und bekam dort Recht. Drei Millionen Euro hätten nach Meinung der Richter nicht nach Luhmühlen fließen dürfen. Denn das Geld stammte aus dem Fördertopf "Sportstätten-Sanierung" des Konjunkturpakets II. Das Verwaltungsgericht urteilte, dass diese Zuschüsse durch die Förderrichtlinien nicht gedeckt gewesen seien.

Laut Richtlinie des Landes soll mit diesen zweckgebundenen Mitteln eigentlich vorrangig die Sanierung von Turn- und Sportstätten finanziert werden. Das Geld sei aber vor allem in den Spitzensport investiert worden, so Gerichtspräsident Hennig von Alten nach der Urteilsverkündung. Die Konsequenzen aus dem Richterspruch sind noch offen.