Bundespolizei zeigt wegen der Terrorwarnungen Präsenz auf dem Harburger Bahnhof und in den S-Bahnen

Harburg. Tag vier nach den Terrorwarnungen von Bundesinnenminister Thomas de Maizière.

Vormittags gegen 11 Uhr am Harburger Bahnhof steigen Passanten aus der S-Bahn, die gerade aus Richtung Hauptbahnhof eingefahren ist, eilen zur Rolltreppe. Im ersten Obergeschoss haben sich die Bundespolizeibeamten Sebastian Plehn, Nils Schneider und Andrea Rütze postiert. Sie halten ihre Maschinenpistolen fest und schauen sich aufmerksam um. Eine Frau spricht Plehn an. "Muss man jetzt auch in Harburg Angst vor den Terroristen haben?", fragt sie. Der Polizeiobermeister erklärt ihr ruhig, dass "kein Anlass zur Panik besteht." Dann drückt Rütze ihr noch eine Visitenkarte in die Hand. Für alle Fälle. Wenn sie etwas Verdächtiges bemerkt.

Auch Katharina Elsner, 21, geht an den Polizisten vorbei. "Das ist schon ein komisches Gefühl, wenn die Beamten mit ihren Maschinenpistolen durch den Harburger Bahnhof schlendern", sagt sie. Wenn sie jemanden mit einer großen Reisetasche sieht, "wird mir schon etwas mulmig". Große Angst hat sie allerdings nicht. Die junge Frau vertraut auf die Medienberichte, die von einem Anschlag im sogenannten Mumbai-Style ausgehen, also ein Überfall auf ein Hotel oder eine Veranstaltung mit vielen Besuchern. Weit weg von Harburg. Trotzdem ist sie froh, dass sich die Polizei zeigt. Und das nicht nur im Bahnhof. "Die Beamten fahren auch in den S-Bahnen mit, steigen mal hier und mal dort aus und patrouillieren über die Bahnsteige", sagt Polizeidirektor Jan Christof Möller, Chef der Hamburger Bundespolizei. Auch die Bahnhöfe Neugraben, Neuwiedenthal und Fischbek werden von den Polizisten stichprobenartig ins Visier genommen. Rund um die Uhr. Immer mal wieder.

"Das macht Sinn, es geht um unsere Sicherheit. Ich habe die Grundausbildung bei der Bundeswehr mitgemacht, von daher schrecken mich die Polizisten mit den MP nicht besonders", sagt Sabine Lewandowski,18, aus Hemmoor. Sie ist gerade aus dem Regionalzug von Cuxhaven gestiegen. Auch auf den Bahnsteigen der Fernbahn stehen Polizisten. Einige sind sichtlich angespannt. Viele wissen, dass einige Terroristen, die 2001 am Anschlag auf die Twin Towers in New York beteiligt gewesen sind, in einer Wohnung an der Marienstraße in Harburg gelebt haben.

"Ich habe Angst, besonders auf Bahnhöfen und in größeren Menschenmengen", sagt die Harburgerin Renate Jacobs. Die Polizeibeamten in ihren gepolsterten Westen, Baseballcaps und Waffen würden ihr Gefühl der Unsicherheit noch verstärken.

Nicht nur die Beamten vom normalen Regeldienst der Harburger Bundespolizeiwache sind im Einsatz. Sie haben Verstärkung von der sogenannten mobilen Kontroll- und Überwachungseinheit (MKÜ) erhalten - so etwas, wie die Kavallerie der Bundespolizei. Die Polizisten mit ihren 14 Kilogramm schweren Einsatzwesten und den Maschinenpistolen sind auf Spezialeinsätze trainiert. "Mit dieser Truppe zeigen wir offensive Präsenz", so Möller. Einerseits sollen sich die Bürger sicher fühlen, andererseits sollen Täter abgeschreckt werden.

Außerdem kontrollieren die Beamten auffällige Gepäckstücke und nehmen die Daten von verdächtigen Personen auf - auch in Harburger Bahnhöfen. Der Harburger Rentner Bernd Zander, 70, zu den Aktivitäten der Polizei: "Was kommt, das kommt. Da kann man nichts machen. Wenn die Polizisten Maschinenpistolen tragen, dann muss das so sein. Die wissen, was zu tun ist. Ich fahre täglich Bus und Bahn und mache mir keine Sorgen. Wenn man immer Panik macht, kann man sich doch nur im Bett verkriechen."

Bereits 2009, vor der Bundestagswahl, wurden Möller und seine Kollegen in Alarmbereitschaft versetzt. Möller: "Da gab es ein Anschlagvideo. Mögliche Ziele waren das Münchner Oktoberfest und der Hamburger Hauptbahnhof."

Damals wie heute arbeiten seine Kollegen eng mit Behörden und anderen Polizeidienststellen zusammen. Auch die Polizisten an den Harburger Polizeiwachen beobachten ihr Revier aufmerksamer. "Man ist schon sensibler", so ein Beamter. Verstärkte Polizeistreifen im Harburger Stadtgebiet wird es allerdings nicht geben. "Es gibt keinen Grund zur Hysterie", sagt ein Polizist.

Dem stimmt Hamburgs Bundespolizeichef Möller zu. "Wenn Panik ausbricht und sich die Menschen nicht mehr aus dem Haus trauen, haben die Täter genau das erreicht, was sie wollen."