Auf dem Gelände der ehemaligen Kaserne südlich der Cuxhavener Straße in Fischbek haben die Abbruch-Arbeiten begonnen

Fischbek. Die Totenstille hat ein Ende. Sieben Jahre nachdem alle Panzer abzogen und die letzten Soldaten die Röttiger Kaserne in Fischbek verließen, rasseln jetzt wieder Kettenfahrzeuge über das 55 Hektar große Gelände südlich der Cuxhavener Straße. Statt Panzer sind es diesmal Raupenbagger. Und statt Kanonen haben diese lange Greiferarme an Bord mit mächtigen hydraulischen Scheren. Ihr Auftrag: Alles plattmachen. Ausnahme: Ein historisch wertvoller Kasernenblock an der Cuxhavener Straße soll stehen bleiben, ebenso die Uwe-Seeler-Sporthalle und der Sportplatz. Das Kasernengelände wird geräumt, damit dort ab 2012 gut 450 Wohneinheiten in Form von Einzel-, Doppel- und Reihenhäusern entstehen können.

Abbruchunternehmer Wagner hat eine Mannschaft in Fischbek

Die Liegenschaftsverwaltung der Hamburger Finanzbehörde, die Sprinkenhof AG als Verwalterin gewerblicher, städtischer Grundstücke und der Bezirk Harburg halten beim Abriss die Fäden in der Hand. Und das auf der Veddel ansässige Hamburger Abbruchunternehmen Wilko Wagner ist für das Grobe da, hat nun eine erste Mannschaft in Fischbek im Einsatz.

Die Firma hatte zuvor auch schon im Harburger Binnenhafen, auf der Schlossinsel, den ehemaligen Lagereibetrieb Andreas Hansen dem Erdboden gleichgemacht und ebenso die alten Güterbahn-Gebäude zwischen Schellerdamm und Östlichem Bahnhofskanal abgerissen.

In den sieben Jahren ohne Bundeswehr auf dem Kasernengelände hat sich die Natur viele Flächen zurückerobert. Rasenflächen sind verkrautet, Moos bedeckt selbst die Auffahrrampen für Panzer und Lastwagen vor den ehemaligen Werkstatthallen. Äste von Bäumen, Zweige von Büschen - alles wuchert über Wege hinweg und versperrt manchen Durchgang.

An Kantsteinen und Treppenstufen türmen sich Sand- und Laubhaufen, die der Wind zusammengekehrt hat. Ein trostloser Anblick. Kaum zu glauben, dass hier bis 2003 Hamburgs "Hausbrigade", die Panzergrenadierbrigade 7/32, mit mehr als 1100 Mann stationiert war, Befehl und Gehorsam auf der Tagesordnung standen, der Rasen gemäht war und keine Zigarettenkippe auf dem Weg lag.

Jetzt werden Werte vernichtet, weil Aufgaben erledigt sind. Keiner braucht mehr Unterstellhallen aus Stahlträgern und Alublech für Panzer und Radfahrzeuge. Die nimmt nun der Baggerfahrer in die Zange, und sortiert Stahl und Alu sauber getrennt in Sammelcontainer. In den früheren Wohnunterkünften der Soldaten wird auch sortiert.

Dort sind Männer dabei, die Holztüren auszubauen und durch ein geöffnetes Fenster nach draußen zu werfen. Vor dem Haus türmt sich bereits ein Türenberg mit Aufschriften wie "Putzraum" oder "Waschraum". Vor anderen Gebäuden liegen Deckenlampen beieinander und in besonderen Sammelbehältern auch Leuchtstoffröhren. Alles wird zur Wiederverwertung nach Rohstoffen sortiert: Holz, Glas, Metalle, Kunststoffe und letztlich Beton/Steine/Bauschutt.

Das Material aus dem Abbruch wird streng sortiert

Henning Tants, Vorstandssprecher der Sprinkenhof AG, sagt: "Wir legen großen Wert auf die Trennung der Materialien und hoffen, dass wir keine Überraschungen erleben. Im Boden könnten beispielsweise noch nicht bekannte Verunreinigungen stecken, die zu beseitigen wären." Nach erfolgter Räumung des Geländes hat die Sprinkenhof AG als Grundstücksverwalter ihre Schuldigkeit getan.

Die Finanzbehörde sucht nach einer möglichst ertragreichen Vermarktung der Grundstücksflächen und versucht auf dem Gelände auch Geschosswohnungsbau unterzubringen. Bezirksverwaltung und Kommunalpolitik verfolgen aber das Ziel, auf diesem Gelände am Rande des Naturschutzgebiets Fischbeker Heide höherwertigen Wohnraum entstehen zu lassen.