Das Jahrbuch für den Kreis Harburg erscheint seit 75 Jahren

Ehestorf. Sogar Boxweltmeister Max Schmeling hat einmal für den Kreiskalender geschrieben: Seine Heimathommage "Ich fühle mich wohl im Kreise Harburg" erschien 1956. Der Landkreis Harburg hat sein Jahrbuch zum ersten Mal vor 75 Jahren herausgegeben. Jetzt ist die neueste Ausgabe, der Kreiskalender 2011, erschienen. Die Jubiläumsausgabe in der Auflage von 4300 Exemplaren enthält ein Verzeichnis der mehr als 1200 publizierten regionalgeschichtlichen Beiträge aus den Jahren 1935 bis 2010.

Der Begriff "Kalender" ist eigentlich irreführend. Seit 1988 erscheint das Jahrbuch ohne Kalendarium. Vielmehr handelt es ich um eine Aufsatzsammlung zu aktuellen Forschungsergebnissen der regionalen Geschichtswissenschaft, zu Funden bei archäologischen Ausgrabungen, zu Kunst, Kultur und Landwirtschaft. Deshalb wird das Jahrbuch auch das "Gedächtnis des Landkreises" genannt.

Schwerpunktthema der neuesten Ausgabe ist die Entwicklung der Genossenschaften im Landkreis Harburg, ein spezielles Forschungsfeld von Kreisarchivar Martin Kleinfeld. Gastautor ist der Geschäftsführer des Wildparks Schwarze Berge: Arne Vaubel beschreibt, wie einst aus einem Genossenschaftswald der Tierpark entstand.

Weitere Beiträge im Kreiskalender 2011: Martin Kleinfeld erinnert an den Denkmalstreit im Landkreis Harburg: Vor 100 Jahren errichteten Anhänger des hannoverschen Königshauses die "Welfenpyramide" bei Langenrehm. Preußenfreunde errichteten ein "Gegendenkmal", den "Bismarckturm" am Kiekeberg. Thema im neuen Band ist auch der Kulturpreis "Blauer Löwe" und sein Preisträger 2010, der Schriftsteller Heinz Strunk.

75 Jahre alt, hat die Schriftenreihe ihre eigene Geschichte. In einer Feierstunde im Freilichtmuseum am Kiekeberg erinnerte Landrat Jochen Bordt an die Geburtsstunde des Kreiskalenders während der Nazi-Diktatur. In dieser Zeit sei das Jahrbuch auch Teil einer Geschichtsschreibung gewesen, die Führerkult, politischer Verfolgung, Antisemitismus und Kriegshetze zugearbeitet habe. Nach dem Zweiten Weltkrieg, so Joachim Bordt, habe sich er Kreiskalender kritisch der eigenen Historie gestellt und wichtige Impulse gegeben, um antidemokratischen Tendenzen und politischer Willkür entgegenzuwirken.

Seit 25 Jahren leiten Gisela und Rolf Wiese ehrenamtlich die Kreiskalenderredaktion - das heutige Layout und Editionskonzept gehen auf sie zurück.

"Kreiskalender 2011 - Jahrbuch für den Landkreis Harburg", 208 Seiten, Preis: 12,50 Euro, erhältlich in ausgewählten Buchhandlungen im Landkreis Harburg und im Freilichtmuseum am Kiekeberg in Ehestorf.