Qualm und Löschwasser verursachen hohen Sachschaden am Ausflugslokal “Waldklause“. Seniorchef glaubt nicht an Brandstiftung

Garlstorf. Im Dorf riecht es nach Qualm. "Schon wieder hat es hier gebrannt", erzählen sich einige Garlstorfer, die sich vor dem Einkaufsladen zum Klönen getroffen haben.

Während Anfang März dieses Jahres ein großes Reetdachhaus in der Ortsmitte lichterloh gebrannt hat, traf es diesmal das bei Bewohnern und Touristen gleichermaßen beliebte Ausflugslokal "Waldklause" an der Straße Zur Osterheide - das ehemalige Bahnhofsgebäude, das direkt an der Heidebahn-Trasse liegt. Schon von weitem ist die weiße Schutzplane auf dem ausgebrannten Dach der Gaststätte zu sehen. Vor dem Gebäude liegen Asche und zu schwarzen Klumpen verbrannte Dachpfannen. Die einst leuchtend weiße Fachwerk-Fassade ist nun mit einer grauen Schicht überzogen.

Fassungslos steht Richard Vick mit seinem Bruder Hans-Otto Eick vor dem Lokal. "Im Frühjahr hatte ich das Haus neu gestrichen", sagt er. Er spricht leise, schüttelt immer wieder den Kopf, ist oft den Tränen nahe. Vor vierzehn Jahren hat er den Betrieb an seinen Sohn Thomas und dessen Frau Doris überschrieben.

Feuerwehrhelfer bargen Inventar aus der "Waldklause"

Wie berichtet, fing der Dachstuhl am Sonnabendmorgen Feuer und das vernichtete zunächst den Spitzboden. Thomas und Doris Vick bemerkten die Gefahr und konnten sich ins Freie retten. 60 Brandschützer von umliegenden Feuerwehren bemühten sich drei Stunden lang, die Flammen zu löschen. Als dann die letzten Brandnester erstickt worden waren, halfen die Retter dem Ehepaar noch, Inventar zu bergen. "Die haben jetzt buchstäblich nichts mehr anzuziehen, die ganze Wäsche ist hin", sagt Vater Vick.

20 000 Liter Löschwasser und Qualm zerstörten große Teile des beliebten Ausfluglokals und die Wohnung der Inhaber. Zwei Polizeibeamte, die ermitteln, weshalb das Feuer ausgebrochen war, laufen die Stiegen hoch und runter und begutachten die Räumlichkeiten.

Die noch vor einigen Stunden schmucke, gepflegte Gaststube mit den rustikalen Möbeln, die gemütliche Bar mit dem großen Kuhfell am Boden gleichen einer Tropfsteinhöhle. Unermüdlich tropft das Wasser von der Decke, die sich mit Feuchtigkeit voll gesogen hat. An vielen Stellen stehen Wassereimer. Immer wieder müssen die Behälter draußen ausgeleert werden. Auf der Biergarten-Terrasse liegen Teppiche, die Schwämmen gleichen. Der Gestank nach Rauch mischt sich mit dem klammen Geruch feuchter Möbel. An den Wänden rinnen unaufhörlich Tropfen auf den Boden, der sich an einigen Stellen schon wellt.

"Die Inneneinrichtung - das muss alles raus, da können wir nichts mehr retten", sagt Richard Vick. Die Wohnung seines Sohnes muss komplett renoviert werden, schätzt er. "Der hatte einen Schock. Als die Feuerwehr kam, stand er völlig neben sich." Dabei hätte alles noch viel schlimmer kommen können. "Geistesgegenwärtig haben wir die Gasheizung im Keller ausgestellt, als es gebrannt hat. Wer weiß, was sonst noch passiert wäre."

Richard Vick wohnt gleich nebenan, "im Altenteil", wie er sagt. Sein Sohn ist nun in seine Ferienwohnung gezogen, die er an Heidetouristen vermietet. Glück im Unglück: "Wir sind versichert", so der Seniorchef.

"Ich kann gut nachvollziehen, wie du dich jetzt fühlst", sagt ein Bekannter, der vorbeikommt, um zu trösten. Er war einer der Bewohner des im März ausgebrannten Reetdachhauses, der sich zusammen mit den Mietern der vier anderen Wohnungen des Gebäudes retten konnte. Vick ist froh dass keine Menschen in der "Waldklause" zu Schaden gekommen sind. Allerdings: Gerade in diesen Wochen beginnt die umsatzstarke Zeit für Gastwirte, Martinsgansessen, Weihnachtsbrunch und Silvestermenü - die "Waldklause" ist für ihre gute Küche bekannt. "Das können wir nun alles absagen." Wie hoch der Schaden dann insgesamt ist, mag sich der Garlstorfer nicht ausmalen. Er weiß auch nicht, was mit den vielen Lebensmitteln geschehen soll, die er mit seinem Sohn ins Kühlhaus gebracht hat.

Immer wieder kommen Nachbarn vorbei, um Hilfe anzubieten

Und wie lange es dauern wird bis zur Wiedereröffnung "steht in den Sternen. Ein halbes Jahr, ein Jahr - ich kann es nicht abschätzen", sagt er. Klar ist, dass die Familie weitermachen wird. Immer wieder kommen Nachbarn vorbei, um Hilfe anzubieten. "Wird schon", sagt ein Handwerker und klopft ihm auf die Schulter.

Unterdessen schälen sich die Brandermittler der Polizei vor dem Gebäude aus ihren nach Qualm stinkenden Schutzanzügen. Sie sind fertig mit ihrer Arbeit. Wie es zu dem Feuer gekommen ist, sagen sie nicht. "Das war keinesfalls Brandstiftung", ist sich Richard Vick sicher. Er holt Ansichtskarten aus der zerstörten Gaststube. Sie zeigen seine "Waldklause" in alter Pracht vor dem Brand. Er betrachtet sie traurig. "So wie auf diesen Bildern wird es nie wieder sein."