Filmemacher Dennis Albrecht setzt Harburg für sein Fußballdrama “We all love football“ in Szene

Harburg. Ein millionenschwerer Mäzen steigt bei einem Harburger Fußballverein ein. Fortuna Hamburg heißt der Club, der es in die Niederungen des bezahlten Fußballs schafft. Die Dritte Liga gehört zu den Lieblingsspielfeldern der Wettmafia. Und die nimmt den Fortuna-Neuzugang Boubacar ins Visier, um ein Spiel zu verschieben.

Das Ganze ist Fiktion. Aber spätestens seit dem Wettskandal 2005 um den Schiedsrichter Robert Hoyzer und den Drahtzieher Ante Sapina ein realistisches Szenario.

Das Fußballdrama hat sich Dennis Albrecht ausgedacht. Der 37 Jahre alte Filmemacher aus Harburg dreht einen Kurzspielfilm um den afrikanischen Kicker Boubacar. Es ist die Geschichte eines Fußball-Legionärs, der seit zehn Jahren in jedem Jahr bei einem anderen Club in einem anderen Land spielt. Er ist müde, sein Knie ist kaputt. Im Spätherbst seiner Karriere erhält der abgehalfterte Profi die Möglichkeit, ein Spiel zu manipulieren und somit ein letztes Mal Kasse zu machen. Nur: Boubacar liebt Fußball!

Die meisten Szenen sind schon im Internet zu sehen

"We all love football" heißt dann auch das Fußballdrama von Dennis Albrecht. Episoden daraus waren am Sonntag bei dem Kurzfilmfestival im Elbinselmuseum in Wilhelmsburg zu sehen. Die meisten Szenen hat der Filmproduzent auch schon im Internet veröffentlicht. Ob es der Kurzspielfilm jemals auf die Leinwand oder ins Fernsehen schafft, ist offen. Im nächsten Jahr will Dennis Albrecht Filmförderung beantragen.

Ein feines Händchen bewies der Harburger bei der Besetzung der Hauptrolle: Den Fußball-Legionär Boubacar spielt ein ballgewandter Mime aus Berlin, der ausgerechnet Boateng heißt, mit Vornamen Eugene. So wie der frühere HSV-Profi Jerome und sein Halbbruder, der ghanaische Nationalspieler Kevin-Prince. Ein Filmpromi unterstützt die Produktion: Till Demtroeder, bekannt als Zivilfahnder aus der ARD-Fernsehserie "Großstadtrevier", spielt den Arzt, der Boubacar fit machen soll - auf Teufel komm' raus.

Dennis Albrecht dreht einen Fußballfilm mit viel Harburger Lokalkolorit. Boubacar kickt auf dem Kunstrasenplatz des Harburger TB. Wenn der lädierte Fußballprofi sich fit macht, joggt er am Appelbütteler Weg. Und der Harburger Hafen bildet die Kulisse für einen abgelegenen Ort, wenn die Akteure in dem abgekarteten Spiel mal unbeobachtet reden wollen.

Der Filmemacher mag den Harburger Hafen. Er nennt ihn liebevoll einen "kleinen Schrotthafen". Hier lassen sich noch unbekannte Schauplätze entdecken. Abends könne man eine halbe Stunde spazieren gehen, ohne einem einzigen Menschen zu begegnen. Dagegen sei ja jeder Winkel im großen Hamburger Hafen bereits gezeigt worden - abgedroschen eben. Dennis Albrecht ist in Berlin geboren und später auf dem Land in Hessen aufgewachsen. Vor einem Jahr ist er nach Harburg gezogen. Wenn man Filme machen will, erklärt er, gehe man entweder nach Hamburg oder Berlin.

Nach nur einem Jahr in Harburg sei er schon ein Patriot geworden. Die Leute hier seien offener für Filmaufnahmen. "Man ist hier noch nicht so kaputt gemacht worden von den Medien", sagt Dennis Albrecht. Nördlich der Elbe habe die Krimiserie "Das Großstadtrevier" schon jede Ecke der Stadt abgegrast.

Der Film "We all love football" ist ein Wunschfilm. Ein Werk, mit dem der Harburger Filmemacher auf eigene Kosten sein künstlerisches Schaffen verwirklicht. Geld verdient die Dennis Albrecht Filmproduktion vor allem mit Image- und Werbefilmen. So hat er das "Lübzer Pils" in Szene gesetzt oder auch den Dortmunder Flughafen. Der NDR fragt Dennis Albrecht immer wieder mal als Oberbeleuchter an. Dann setzt er Außenreportagen oder die Tagesschau ins rechte Licht.

Seit 2001 ist Dennis Albrecht eigenständiger Regisseur und Autor. Wie kommt man eigentlich in den Beruf, der bei der Jugend so angesagt ist? Immer mehr private Filmhochschulen drängen auf den Markt, sagt Dennis Albrecht.

Die Malerlehre machte er nur zur Beruhigung der Eltern

Auch er besuchte so ein Institut, die Hanseatische Akademie für Marketing und Medien, die es heute schon nicht mehr gibt. Seine Referenzen verschaffte sich Dennis Albrecht mit der Ochsentour bei diversen Filmgesellschaften, sogar in Kanada. "Außer Maske und Requisite", sagt der Filmemacher, "habe ich alles gemacht." Einen soliden Ausbildungsberuf hat er auch: Drei Jahre Lehre zum Maler und Lackierer - zur Beruhigung der Eltern.

Bei der Fußball-Weltmeisterschaft im Jahr 2006 in Deutschland arbeitete Dennis Albrecht am Coca-Cola-Heimspiel-TV mit. Das waren Einspielfilme vor Länderspielen, die der Brausebranchenprimus an den Public-Viewing-Schauplätzen präsentierte. Der Harburger Regisseur war für die einzelnen Länderporträts zuständig.

Mit dem Verdienst aus dieser Zeit hat sich Dennis Albrecht seinen Traum erfüllt, einen richtigen Spielfilm zu drehen. Ins Kino oder ins Fernsehen hat es der Streifen mit dem Titel "Das Leben ist keine Autobahn" dann allerdings nicht geschafft. Wichtiger für den Regisseur aber ist es aber ohnehin, sich mit dem Dreh eine Herzensangelegenheit erfüllt zu haben: "Es gibt Menschen, die kaufen sich einen Oldtimer. Ich stecke eben all mein Geld ins Filmemachen."