Seit vier Jahren liegt die “Gloria D.“ im Überwinterungshafen und wird jetzt zum Problem für die Bezirksverwaltung

Harburg. Von Traumschiff ist schon lange keine Rede mehr, nur noch von Albtraumschiff. Wohin nur mit der "Gloria D.", die seit vier Jahren fest vertäut an den Dalben im Harburger Überwinterungshafen liegt. Zwar sagt einer der Schiffseigner, das Schiff solle verkauft werden. Doch es passiert nichts. Der Zustand der Gloria D. verschlechtert sich zusehends und wirft ein schlechtes Bild auf die anlaufenden Bauprojekte "Wohnen auf der Schlossinsel" und IBA-Park, die 2012 fertiggestellt sein sollen. Der Bezirk Harburg, der Mitte September von der Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA) die offizielle Zuständigkeit für den Binnenhafen erhielt, wird nach den Worten von HPA-Sprecherin Karin Lengenfelder voraussichtlich Ende dieses Jahres auch die wasserrechtliche Zuständigkeit erhalten und damit auch die Zuständigkeit, sich mit Problemfällen wie der "Gloria D." befassen zu müssen. Carl-Henning von Ladiges, Leiter des Harburger Fachamts Stadt- und Landschaftsplanung, vertrat gestern noch die Ansicht: "Die Zuständigkeit für Schiffe und nautische Angelegenheiten bleibt beim Oberhafenamt und bei HPA."

Karin Lengenfelder berichtet, dass die Eigentümergemeinschaft der "Gloria D." für das Schiff bereits eine "Wasserrechtliche Beseitigungsverfügung" und in Folge auch Zwangsgeldforderungen erhalten habe. Der Bezirk werde sich voraussichtlich um die Fortsetzung des Verfahrens kümmern müssen.

Gerhardt Slupinski-Petzold aus Pampow bei Schwerin sagt, das Schiff gehöre einer Eigentümergesellschaft (ehemals Gloria-Reederei, Kontakt: buero.kastahn@googlemail.com ), er sei beteiligt, und es seien drei Kaufinteressenten im Gespräch. Einer wolle die "Gloria D." zum Versorgungsschiff für Offshore-Windparks umbauen lassen, ein Pole denke an einen Umbau zum Kreuzfahrtschiff und ein weiterer Interessent wolle das Schiff verschrotten lassen. Die "Gloria D." hieß ursprünglich "Wappen von Heiligenhafen" und war zuletzt auch unter dem Namen "Atlantis III" als Butterschiff im Einsatz. Die Eigentümer der Gloria-Reederei, planten mit der "Gloria D." einem Schwesterschiff "Gloria II" und einem dritten Schiff "Kaffeefahrten in Rio de Janeiro mit Blick auf den Zuckerhut", so Gerhard Slupinski-Petzold. Das Schwesterschiff "Gloria II" sorgte 2004 für Schlagzeilen, weil sie auf der Ewer-Werft in Wischhafen seefest gemacht werden sollte. Der Werftbetrieb musste eine Forderung von 70 000 Euro gerichtlich einklagen und existiert inzwischen nicht mehr.

Die "Gloria D." war vor vier Jahren - so HPA-Sprecherin Karin Lengenfelder - zuerst nach Finkenwerder, dann nach Harburg gekommen, um auf einer Werft seefest gemacht zu werden. Zuerst lag das Schiff am Kanalplatz, musste dann wegen des Binnenhafenfests den Liegeplatz wechseln, sollte nur vorübergehend an den Dalben im Überwinterungshafen liegen, hat den Platz seitdem aber nicht mehr verlassen.

"Das Schiff ist doch ein Wrack", sagt Frank Lorenz Projektentwickler für "Wohnen auf der Schlossinsel" und er fügt an: "Wir gehen davon aus, dass das Schiff bis zur Fertigstellung unseres Projekts und des IBA-Parks verschwunden sein wird." Er sagte auch, die Stadt sei seiner Meinung nach dafür zuständig, dass der Schrottkahn verschwindet." Die Stadt, sprich der Steuerzahler, hat vor ebenfalls vier Jahren schon einmal tief in die Taschen greifen müssen, um einen ähnlichen Schrottkahn, die "Cehili", abwracken zu lassen. Eigentümer Werner B. hatte von Ausbau und großen Fahrten geträumt. "Das Abwracken, unter anderem mit Entsorgen von Asbest, kostete den Steuerzahler gut 250 000 Euro", sagt Karin Lengenfelder.

Wenn es darum geht, die "Gloria D." verschrotten zu lassen, so ist der Holländer Jacob Barelds, er arbeitet als Schiffsmakler in Haren/Ems, bereits aktiv geworden. Er hatte mit den Eigentümern verhandelt und sagt: "Nachdem sie festgestellten, dass ich das Schiff im Auftrag eines Abwrackbetriebs suchte, hörte ich nichts mehr von ihnen." Barelds sagt, für das nackte Schiff würde ein Abwrackbetrieb etwa 10 000 Euro bezahlen. Aber zuvor müssten alle nicht metallischen Einbauten ausgebaut worden sein.

Rudolf Sommerfeld, Seniorchef der Jöhnk Werft im Harburger Binenhafen, hat die "Gloria D." inspiziert und sagt: "Bevor wir als Werft tätig werden, würden wir 50 000 Euro Vorkasse verlangen und die Zusicherung, dass das Schiff notfalls an seinen alten Liegeplatz zurück gebracht werden kann. Die Zusicherung gibt uns HPA nicht. Somit ist das Risiko viel zu groß".