Immer mehr Menschen aus dem Landkreis fahren nach Winsen zum Einkaufen. Sehr gute Entwicklung in den vergangenen fünf Jahren

Winsen. Die Oktober-Sonne ließ die Blätter in ihrem schönsten Rot und Gelb erstrahlen. Menschen schlenderten durch die Einkaufsstraße, sahen sich die Auslagen der ansässigen Geschäfte an. Am Sonntag war verkaufsoffen in Winsen und die Einkaufsstraßen voller Leben. Eine Ausnahme?

"Nein, die Einkaufszone in der Innenstadt hat sich in den letzten fünf Jahren sehr gut entwickelt", freut sich Matthias Wiegleb von der City Marketing GmbH. So gut, dass der längerfristige Leerstand von Ladenlokalen bei gerade einmal fünf Prozent liegt. Und die Geschäftsleute eine Zunahme an Kunden aus dem gesamten Landkreis Harburg beobachten. "Bei uns kaufen mittlerweile sogar Menschen aus Hamburg und Lüneburg ein", so Theo Bettendorf, 61, Geschäftsführer des Modehauses Düsenberg & Harms in der Rathausstraße. Und mit dieser Bilanz steht der Traditions-Ausstatter nicht allein da. Insbesondere junge Familien fahren gerne zum Shoppen in die Kreisstadt - das war nicht immer so. Aber woher kommt der positive Trend?

Nur wenige Schritte von dem Modehaus entfernt hat Matthias Wiegleb sein Büro, im ersten Stock des Winsener Rathauses. Zusammen mit Fred Caesar ist er Geschäftsführer der City Marketing Gesellschaft Winsen. "Gerade im Innenstadtbereich haben wir einen sehr guten Branchen-Mix mit vielen alt eingesessenen Fachhandeleinzelbetrieben", sagt er. Statt Douglas gibt es in Winsen die Parfümerie Werner. Auch die Bücherei Haars ist Inhaber geführt, ebenso wie die Goldschmiede Caesar und das Schuhhaus Rebenstorf. Die Geschäfte stehen für Tradition, Qualität und Service. Werte, die vielen Kunden in der heutigen Zeit immer wichtiger werden. Darüber hinaus stehen den Einkäufern mehr als 1000 Parkplätze im Innenstadtbereich zur Verfügung, einige sind kostenfrei. Auf den anderen kann die erste halbe Stunde frei geparkt werden, jede weitere kostet 50 Cent. Im Gegensatz zu der Einkaufs-Metropole Hamburg ein guter Preis. Aber das ist noch nicht alles.

Seit 1999 beschäftigt sich die Winsener Verwaltung mit dem Thema Stadtmarketing. 2000 fing Matthias Wiegleb als Marketing-Experte im Rathaus an. Seine erste Amtshandlung: Er verlegte den Wochenmarkt auf dem Schlossplatz von Mittwoch auf Dienstag, weitete die Marktzeit auf 11 Uhr bis 17 Uhr aus. Der Sonnabendtermin blieb. "Dadurch konnten wir Händler hinzugewinnen, die am traditionellen Markttag Mittwoch schon gebucht waren", so Wiegleb. Aus drei Ständen wurden zwölf bis 15. Ein großes Plus für Winsen. 2003 gründeten die Stadt und der Verein für Wirtschaft und Stadtentwicklung Winsen dann die City Marketing Gesellschaft. "Und da wurde die Werbung auf größere Füße gestellt", so der Geschäftsführer. Ostereiersuchen auf dem Kirchplatz, Late-Night-Shopping, Kinderfeste, Beachvolleyball-Turniere - zahlreiche Events sollen Kunden in die Stadt locken. Alle werden mit den ansässigen Geschäftsleuten durchgeführt. Das Jahresbudget für Werbung: 80 000 Euro, gezahlt von der Stadtverwaltung und dem VWW. Auch die Bepflanzung der Innenstadt ist Teil des Marketingkonzepts. "Vandalismus ist ein Thema", gibt der Marketing-Experte zu. Für besonders wertvolle Bepflanzungen müsse er sogar ein Sicherheitsunternehmen zur nächtlichen Bewachung beauftragen. Und auch den allgemeinen Trend hin zum Billigsegment, wie Textildiscounter, Ein-Euro-Shops etc. könne das City-Management nicht aufhalten. Wohl aber ein bisschen steuern. So biete sich das City-Management den Immobilienbesitzern bei der Suche nach neuen Ladenlokal-Mietern als Vermittler an. "Hier gibt es eine hohe Kaufkraft, die müssen wir an uns binden", so Theo Bettendorf.

"Der frühere Neukauf-Standort in der Plankenstraße stand längere Zeit leer. Nun eröffnet dort Netto eine Filiale", so Matthias Wiegleb. Er nennt die Lebensmittel-Kette einen Frequenzbringer, der weitere Kunden anlocken wird. "Jetzt müssen die Geschäftsleute ihre Hausaufgaben machen", sagt er, "zum Beispiel in ihre Schaufenstergestaltung investieren."

Einer, der das schon getan hat, ist Henning Fast, Inhaber der Goldschmiede Caesar in der Rathausstraße. Vor zwei Jahren hat er den Laden komplett renovieren, ein neues Beleuchtungssystem einbauen lassen. "Viele meiner Kunden kommen von außerhalb und sagen, dass sie ein solches Geschäft in einer 35 000-Einwohnerstadt wie Winsen nicht erwartet hätten", so der gelernte Goldschmied. Und auch den Service, den bekomme man nicht überall, da ist er sich sicher.