Im Harburger Binnenhafen entsteht ein neuer Sportboothafen. Vereine aus dem Naturschutzgebiet Schweenssand sollen im Mai umziehen.

Harburg. Der Hamburger City-Sportboothafen am Baumwall bekommt einen kleinen Bruder im Harburger Binnenhafen. Gestern drückte Bezirksamtsleiter Torsten Meinberg zum Baubeginn des Harburger Sportboothafens am Dampfschiffsweg 35 auf den Knopf für den symbolischen ersten Rammschlag.

Genau genommen hatte es auf der Baustelle zuvor schon einige Rammschläge gegeben, mit denen mehrere 13 Meter lange Stahl-Spundwände in die Erde getrieben worden waren. Und der Kampfmittelräumdienst hatte die mehr als 2000 Quadratmeter große Hafenfläche während der vergangenen Monate auch schon gründlich nach Bomben-Blindgängern abgesucht. Nun aber geht es richtig los. "Wir wollen ein Zeichen setzen", sagte Bezirksamtsleiter Torsten Meinberg.

Die in Wilhelmshaven ansässige Wasserbaufirma Sieberns & Stepanowicz hat den Auftrag für die Sanierung der gut 120 Jahre alten Kaimauer des Überwinterungshafens auf einer Länge von gut 70 Meter. Die Sanierung tut Not, denn die auf Holzpfählen gegründete Kaimauer hat im Laufe der Jahre leichte Schlagseite bekommen, würde - wenn nichts repariert wird - irgendwann vornüber ins Wasser kippen. Nun haben die Wasserbauer bereits von der Landseite die Kaimauer freigelegt und wollen dahinter in kurzem Abstand mit Rüttlern und Rammen viele Spundwand-Elemente ins Erdreich treiben. Die Spundwand soll mit der Kaimauer verankert werden, um ihr für die Zukunft Halt zu geben. Die Sanierung der Kaimauer soll bis Jahresende abgeschlossen sein.

Gut eine Million Euro aus dem Konjunkturprogramm II des Bundes hat der Bezirk Harburg als Bauherr für die Arbeiten zur Verfügung. Auch die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt soll laut früheren Angaben des Bezirksamts mit Infrastrukturmitteln am Bau des Sportboothafens beteiligt sein.

Der Bau des Sportboothafens hat schon eine fast 20 Jahre dauernde Vorgeschichte, hängt mit dem Hamburger Hochwasserschutz, der Erhöhung der Deiche und der für Naturschutz eingerichteten Ausgleichsflächen zusammen. So waren die am Ufer der Süderelbe, am Neuländer und Schweenssander Hauptdeich ansässigen Vereine "Hamburger Sportbootgemeinschaft", "Hamburger Wassersportgemeinschaft Süderelbe", "Wilhemsburger Motorbootverein von 1964" und Neuländer Yachtclub von 1975" mit ihren kleinen Häfen fortan störend für den Naturschutz. Nur: Ohne ein Ersatzquartier anzubieten, konnten Behörden die Sportbootvereine nicht einfach vertreiben. Mit dem Geld aus dem Konjunkturprogramm hat der Bezirk nun die Möglichkeit, dieses Angebot zu schaffen.

Wirklich glücklich sind die gut 100 Mitglieder der Sportbootvereine nicht, denn sie verlieren ihre Hafenidylle im Grünen und sollen künftig in einem Stadthafen mit viel Beton drum herum ihre Zufriedenheit finden. Bis auf den Neuländer Yachtclub, in dem zumeist Segler zusammengeschlossen sind, haben sich in Verhandlungen alle übrigen drei Sportbootvereine zum Umzug bereit erklärt. Für die Segler wird noch elbaufwärts, eventuell auch auf niedersächsischem Gebiet nach einem Ersatzhafen gesucht.

Noch sind auch die Verhandlungen zwischen Behörden, den Vereinen, dem Hamburger Sportbund und dem Hamburger Motorbootverband wegen des Umzugs zum Binnenhafen nicht zu Ende gebracht. Für die 45 Boote der Vereine soll im kommenden Frühjahr - nach Fertigstellung der Kaianlage - eine Steganlage mit 55 Liegeplätzen (Reserve für Gastlieger) installiert werden. Die Vereine wünschen aber auch ein Vereinshaus mit Sanitäranlagen, Gemeinschaftsraum und Geräteräumen.

Sichergestellt soll sein, dass der Sportboothafen am Kai auch mit einem Kran ausgestattet wird, denn zum Frühjahr müssen die Boote zu Wasser gelassen und zum Herbst ins Winterlager an Land geholt werden können. Das Landgrundstück des Sportboothafens soll ausreichend groß sein, um neben einem Vereinshaus auch Winterlagerplätze für etwa 40 Boote einzurichten. Die drei Vereine wollen für ihre künftige Zusammenarbeit eine Hafengemeinschaft gründen. Im Mai kommenden Jahres soll der Sportboothafen in Betrieb genommen werden.