Die Harburger leiden unter dem Verkehrslärm. Es sind wöchentliche Proteste geplant. Die Behörden dementieren den mehrspurigen Ausbau.

Harburg. Mit einem Autocorso aus etwa 30 Fahrzeugen und einem Trecker vorneweg fuhren Anwohner am Montagabend in Polizeibegleitung die Bremer Straße von Appelbüttel/Marmstorf nach Harburg hinunter und wieder zurück. Ihre Forderung: überwachtes Tempolimit von 50 km/h mit Blitzanlagen. Denn zunehmender Lkw-Verkehr sorge vor ihrer Haustür für unerträglichen Lärm und Erschütterungen. Schon im Dezember hatte es einen Protestumzug gegeben.

Lärm mache krank, und die gesundheitlichen Beeinträchtigungen wollen sie nicht länger hinnehmen. Annemarie Schulz, Sprecherin der Initiative Engagierte Harburger: "Wegen des donnernden Lärms vor unseren Haustüren werden wir künftig jeden Donnerstag ab 18 Uhr mit Transparenten in Höhe des Restaurants La Granja an der Bremer Straße für unsere Forderungen demonstrieren und hoffen, dass weitere Anwohner mitmachen."

Hintergrund des Protestes: Vergangene Woche beschloss der Hamburger Senat die Verlagerung der Wilhelmsburger Reichsstraße auf das 200 Meter weiter östlich gelegene Eisenbahngelände. Der als sicher geltende Beschluss durch die Bürgerschaft mit der Stimmenmehrheit der Koalitionäre CDU und GAL wird für Ende Oktober oder Anfang November erwartet. Und das Ziel steht, den Straßenneubau in Wilhelmsburg bis zum Beginn der Internationalen Gartenschau (igs) bis Anfang 2013 fertigzustellen, um unnötigen Lärmschutzbau an der alten Streckenführung zu vermeiden. Vor dem Baubeginn gibt es noch ein Planfeststellungsverfahren, gegen dessen Beschluss mehrere Wilhelmsburger Klage angekündigt haben.

Friedhofskreuzung wird ausgebaut

Auch im weiteren Verlauf der Wilhelmsburger Reichsstraße/Bundesstraße 75, die im Süden in die Harburger Stadtautobahn A253 übergeht und anschließend zur Bremer Straße (B75) wird, stehen dabei bauliche Veränderungen an. Die Kreuzung Bremer Straße/Friedhofstraße/Ernst-Bergeest-Weg soll - noch ohne Zeitplan - mit mehreren Abbiegespuren ausgebaut werden, um die langen Staus auf der Bremer Straße zu den Hauptverkehrszeiten zu verringern.

Anwohner der Bremer Straße, die sich in der Initiative "Engagierte Harburger" zusammengeschlossen haben und mit der Initiative "Engagierte Wilhelmsburger", die gegen die Verlagerung der Wilhelmsburger Reichsstraße kämpft, zusammenarbeiten, sehen mit dem Ausbau der Kreuzung bereits ihre größte Befürchtung bestätigt: Die gesamte Bremer Straße könnte in der Folge vierspurig ausgebaut werden, um so eine autobahnähnliche Verbindung zwischen dem Autobahnanschluss (A255/A252), Veddel/Georgswerder, und dem Autobahnanschluss A7/A261, Marmstorf/Lürade, herzustellen.

Zu einem möglichen vierspurigen Ausbau der Bremer Straße sagt der Harburger Baudezernent Jörg Heinrich Penner: "Es ist völliger Quatsch, bei dem beabsichtigten Ausbau der Kreuzung an einen vierspurigen Ausbau der Bremer Straße zu denken. Bei einem derartigen Ansinnen würde die Kreuzung schon jetzt ganz anders ausgebaut werden. Der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer hat eine im Detail sehr pfiffige Ausbaulösung vorgelegt, die demnächst in einem unserer Ausschüsse beraten werden soll.

Neue Linksabbiegespuren sind vorgesehen

Stadtauswärts werden im Kreuzungsbereich auf 300 Meter Länge zwei Fahrspuren eingerichtet, außerdem kurze Linksabbiegespuren zu den Straßen Am Großen Dahlen und Ernst-Bergeest-Weg. Stadteinwärts bleibt eine Geradeausspur. Hinzu kommen eine Linksabbiegespur zum Friedhof und eine zur Friedhofstraße. Das wird in erster Linie die Verkehrssicherheit auf der Bremer Straße erhöhen."