Flexibilität ist gefragt: Arbeitsverträge über nur sechs Monate sind auf dem Harburger Stellenmarkt zurzeit keine Seltenheit

Harburg. Wer erfolgreich am Harburger Arbeitsmarkt sein will, muss extrem flexibel sein, das offenbaren die aktuellen Arbeitslosenzahlen.

Denn Arbeitgeber stellen bedarfsgerecht ein.

So ist die Arbeitslosenquote in Harburg gegenüber Juli 2010 um 0,2 Prozent auf zehn Prozent gestiegen. Nach wie vor liegt Harburg bei der Arbeitslosenquote unter den Hamburger Bezirken unverändert an sechster Stelle. Zum einen sei laut Ines Rosowski, Leiterin der Harburger Arbeitsagentur, mit dieser Entwicklung aufgrund der Urlaubszeit, währenddessen am Jobmarkt nichts läuft, zu rechnen gewesen - zum anderen "sehen wir einige Arbeitssuchende gleich mehrmals im Jahr." Denn immer mehr Betriebe gehen laut Rosowski dazu über, auf vier oder sechs Monate befristete Arbeitsverträge abzuschließen. "Das sorgt für viel Bewegung am Arbeitsmarkt, und das schlägt sich auch in der Statistik nieder." So ist es zu erklären, dass sich 2738 Harburger im August arbeitslos meldeten, 2700 allerdings auch wieder in Lohn und Brot kamen. "Es ist natürlich etwas besorgniserregend, wenn Leute nur einen Arbeitsvertrag für ein halbes Jahr vorweisen können. Andererseits finden sie mit unserer Hilfe schnell wieder eine neue Beschäftigung."

Besonders gesucht sind derzeit Verkaufspersonal im Einzelhandel, Logistik-Kräfte, Handwerker und Gastronomie-Personal. Und wenn die Bewerber unter 25 Jahre alt sind, haben sie besonders gute Chancen auf einen Job, denn es sind besonders die jungen Leute, die von den Chancen auf dem Arbeitsmarkt profitieren. Der demografische Wandel ist in den Köpfen der Arbeitgeber anscheinend noch nicht präsent.

Hervorzuheben sei laut Rosowski ebenso, dass die Arbeitslosigkeit bei Männern stärker rückläufig ist als bei Frauen. Weiterhin bietet der Ausbildungsmarkt hamburgweit mit 1500 Angeboten gute Zukunftsperspektiven für Jugendliche. Unter anderem gesucht werden Augenoptiker, Groß- und Außenhandelskaufleute sowie Bäcker.

Im Landkreis ist die Situation ähnlich. Dort finden ebenfalls junge Arbeitssuchende schnell einen Job, und es sind ausgerechnet Auszubildende, die für eine Entspannung des Arbeitsmarktes sorgen. "Viele Jugendliche, die sich nach ihrem Schulabschluss arbeitslos gemeldet haben, haben nun eine Lehre begonnen", so Klaus Stietenroth von der Regionaldirektion Niedersachsen. Aber auch der wirtschaftliche Aufschwung im Hamburger Hafen trage dazu bei, dass Firmen wieder mehr Personal einstellen. Vor allem bei den unter 25-Jährigen fanden viel wieder einen Job. So wurden im August 13 086 Arbeitslose bei der Agentur für Arbeit Lüneburg und den Arbeitsgemeinschaften (Argen) für die Landkreise Lüneburg und Harburg registriert. Gegenüber Juli sank die Zahl um 437 Personen. Die Arbeitslosenquote liegt nun bei 6,1 Prozent und ist rückläufig. Im Landkreis Harburg beträgt sie 5,4 Prozent. "Dieser Positiv-Trend ist bei allen Standorten der Arbeitsagentur zu beobachten", berichtet Bernd Passier, Vorsitzender der Geschäftsführung der Arbeitsagentur Lüneburg. So waren in der Agentur-Geschäftsstelle Buchholz 4142 Personen arbeitslos gemeldet, 63 weniger als im Juli. In Winsen waren 2530 Menschen ohne Beschäftigung. Im Juli waren es noch 2664.

Und noch ein Faktor stimmt Passier optimistisch: "Wir haben im August einen Zugang von weiteren knapp 900 sozialversicherungspflichtigen Stellen zu verzeichnen." Auch im Landkreis bieten Arbeitgeber Jugendlichen, die bislang bei der Ausbildungsplatz-Suche leer ausgegangen sind, Chancen. 234 Lehrstellen sind noch unbesetzt.