Ein Bäcker schließt nach 53 Jahren seine Bäckerei im Harburger Phoenix-Viertel.

Er will nicht mehr, ist zu alt, hat keine Nachfolger, die morgens um zwei Uhr am Backtrog stehen wollen. Dies ist eine traurige Nachricht in Zeiten, wo im Hamburger Süden viele Traditionsgeschäfte schließen. Traditionsgeschäfte, die Waren und Dienstleistungen anboten, die es anderswo in der schönen neuen Ein-Euro-Shop-Welt nicht mehr gibt.

Die Brötchen bei Bäcker Böttcher schmeckten besser als jene Aufbackbrötchen in den uniformen Backfilialen in der Lüneburger Straße oder in den Back-"Shops" in Harburger Supermärkten. Aber genauso wichtig wie Böttchers knusprige Brötchen war der familiäre Kontakt, die persönliche Ansprache in seinem kleinen Laden.

Eigentlich müsste so ein Laden doch in Zeiten zunehmender Sprachlosigkeit in einem Kiez wie dem Phoenix-Viertel doch seine treuen Kunden haben, die den Laden tragen. Aber viele Bewohner des Phoenix-Viertels ziehen dann doch lieber gleich ins Phoenix Center und kaufen ihre Brötchen zusammen mit dem sonstigen Kram ein. Das scheint bequemer, ist vielleicht auch etwas günstiger, aber sicherlich unsinnlicher als ein Besuch in einer alten Bäckerei mit einem Bäcker und Verkäuferinnen, die für alles und jeden ein offenes Ohr haben. Wer das braucht, der geht in Zukunft zu einem guten Freund. Vielleicht findet er auch auf dem Wochenmarkt noch eine nette Verkäuferin mit etwas Zeit. Oder er geht zum Therapeuten.