Der Verein “Eine Schule für Alle “ will die Politiker im Kreisschulausschuss von der Gesamtschule überzeugen

Winsen. "Ich werfe meine Plakate erst weg, wenn ich unseren Max in der IGS angemeldet habe", sagt Bärbel Poschmann und lacht. Dabei findet die dreifache Mutter die Debatte um eine Integrierte Gesamtschule (IGS) in Winsen gar nicht lustig. Zusammen mit anderen Eltern kämpft sie in dem Verein "Eine Schule für Alle" für eine IGS in Winsen - nach Buchholz, die zweite im Landkreis Harburg. Ihre nächste Aktion: "Gesicht zeigen vor der Winsener Kreisverwaltung" - denn dort tagt morgen der Kreisschulausschuss. "Wir wollen zeigen, dass hinter dem ermittelten Bedarf für die IGS viele verschiedene Gesichter stecken", so Bärbel Poschmann.

Gegründet hat sich der Verein im September 2008 in Buchholz. Damals hatte die Kreisverwaltung zwei Infoveranstaltungen zum Thema IGS durchgeführt. "Doch diese Informationen waren völlig unzureichend" erinnert sich die Winsenerin. Zusammen mit Inga Rohmann, 41, und Iris Winklareth, 44, gründete sie deshalb die Ortsgruppe Winsen. "Wir haben dann selbst eine Infoveranstaltung durchgeführt, bei denen alle Schulformen umfassend vorgestellt wurden", erinnert sich Inga Rohmann. Gerade noch rechtzeitig. Zwei Tage später verschickte die Kreisverwaltung Fragebögen, an Hand derer der Bedarf an Gesamtschulen im Landkreis ermittelt werden sollte. Das war im Januar 2009.

"Ganze 49 Prozent der Befragten sprachen sich für die IGS aus", so Iris Winklareth, "für das dreigliedrige Schulsystem nur 39 Prozent." Und damit nicht genug: Als diesen Sommer die erste IGS in Buchholz an den Start ging, wollten 44 Prozent mehr Eltern ihre Kinder anmelden, als nach der Befragung erwartet worden waren. "Ein unglaubliches Ergebnis. Daran sieht man doch, dass der Bedarf im Landkreis riesig groß ist", so die Gesamtschul-Befürworterinnen. Für sie kein Wunder. "Die Gesamtschule vertritt für mich das einzig schlüssige Schulkonzept", so Bärbel Poschmann. Iris Winklareth nickt: "Die bestmögliche Förderung besteht nur dort, wo eine differenzierte Förderung möglich ist."

Dafür hat die Elterninitiative in den letzten Monaten gekämpft, demonstriert, Flyer gedruckt und verteilt, an Ständen in der Innenstadt Aufklärungsarbeit betrieben und sich mit den einzelnen Fraktionen im Kreistag und Stadtrat zusammengesetzt. "Ein finanziell und zeitlich immenser Aufwand", so Bärbel Poschmann. Der sich lohnt?

Die drei Mütter hoffen das sehr. Nach den bemerkenswert hohen Anmeldezahlen in Buchholz ist die Debatte um eine zweite IGS im Landkreis wieder in Gang gekommen. In den letzten Wochen wurde Winsen als zweiter Standort im Hinblick auf Kosten, Schülerbeförderung und die Auswirkungen auf die anderen Schulformen geprüft. Diese Ergebnisse sollen morgen im Kreisschulausschuss vorgestellt werden. Am 28. Oktober soll dann die Entscheidung für oder gegen eine Gesamtschule in Winsen fallen.

Auf Stadtebene ist ein Großteil der Fraktionen für die IGS in Winsen. "Wir wollen aber erst die Ergebnisse der Prüfung abwarten", so André Wiese von der CDU. Am 13. September will sich der städtische Schulausschuss auf der Grundlage dieser Ergebnisse dann noch einmal beraten. "Eine Ablehnung der IGS wäre eine solch eklatante Missachtung des Elternwillens", so Bärbel Poschmann, die bei beiden Sitzungen dabei sein wird. Nach vorsichtigen Schätzungen interessieren sich 224 Familien für einen Platz an einer IGS Winsen. "Aber wahrscheinlich würden es viel mehr - genau wie in Buchholz."