Thorsten Bär will dem Format mit neuem Konzept und attraktiven Sponsoren zum Erfolg verhelfen

Harburg. Das "Stellwerk" inmitten des Harburger Bahnhofs ist eine der außergewöhnlichsten Bühnen Deutschlands. Wo sonst rasen unter den Füßen von Künstlern und Publikum ICE-Schnellzüge vorbei? Das Theater über den Gleisen, am Wochenende ein Jazzclub, will der Hamburger Comedian Thorsten Bär, 30, zu einer festen Adresse für die talentiertesten Witzemacher Deutschlands machen. Nach beinahe drei Monaten Sommerpause beginnt am Mittwoch, 1. September, wieder die Show im Stellwerk Comedy-Club.

Comedy, bei den großen privaten Fernsehsendern ein Quotenheilsbringer, lief bis jetzt in Harburg eher zäh an. Zu der Premiere im April und zwei weiteren Shows vor der Sommerpause kamen jeweils nur 30 bis 50 Gäste in den Saal mit den hohen Wänden und pittoresken Bahnhofsfenstern.

Dabei holt Thorsten Bär, selbst Gewinner des NDR Comedy Contests, Künstler in den Süden Hamburgs, die aus den namhaften Fernseh-Comedy-Formaten wie "Nightwash" oder dem "Quatsch Comedy Club" bekannt sind. Auf die besondere Mentalität im Hamburger Süden bereitet er seine Gäste stets vor: "Der Harburger lacht mehr nach innen, findet es aber gut", erklärt Thorsten Bär ihnen dann. Wer in Harburg auftrete, müsse eben wissen: "Ihr spielt hier nicht in einem verschwitzen Waschsalon vor 200 Kölnern, die durchdrehen."

Seine Comedy-Kollegen, die bisher im "Stellwerk" aufgetreten sind, habe die zurückhaltende Art im Hamburger Süden nicht abgeschreckt. "Keiner hat gesagt, es sei der schlimmste Auftritt gewesen", sagt Thorsten Bär. Dazu trägt auch bei, dass er eine feste Gage garantiert und im Bedarfsfall ein kostenloses Hotelzimmer vermitteln kann - ein Luxus in der Kleinkunstszene.

Die meisten Comedians wissen an der Bahnhofsbühne zu schätzen, dass sie sozusagen direkt aus dem Saal wieder in den Zug unter ihnen fallen können. Und von der Atmosphäre des Stellwerks, sagt Thorsten Bär, seien bisher alle begeistert gewesen.

Trotz des zähen Auftakts vor der Sommerpause: Thorsten Bär ist überzeugt vom Comedy-Standort Harburg. Davon, dass die Menschen hier auch mal "eine Runde lachen wollen". Von den vielen noch unbekannten, aber sehr guten Talenten in Deutschland, so dass er eigentlich fünfmal in der Woche eine Show machen könnte. Und von der Bahnhofsbühne über den Gleisen, die eigentlich Kult werden müsste. "Ich habe einen langen Atem", sagt Thorsten Bär. Und den, das wisse er, habe auch Stellwerk-Chef Heiko Langanke. Von Dezember an ändert Thorsten Bär das Konzept, um Harburg als wichtige Adresse der deutschen Comedy-Szene zu etablieren: Die monatliche Show wird dann von Mittwoch auf den Donnerstag verlegt. Grund dafür ist, dass die Künstler des Stellwerk-Comedy-Clubs einen Tag später am Freitag bei der neuen Reihe "Comedy on Boat" im Hamburger Hafen spielen - auf einer Barkasse als schwimmender Bühne. "Und alle müssen rudern", scherzt Thorsten Bär. Die Idee dahinter: Ein Doppelengagement an zwei Tagen macht den Comedy-Standort Harburg für die Künstler attraktiver. Dazu dürfte sicher beitragen, dass nach derzeitigem Stand ab Dezember zwei namhafte Sponsoren einsteigen: die Astra-Brauerei und das Elysee-Hotel.

Etwa Neues gibt es bereits am 1. September im Stellwerk-Comedy-Club: Premiere hat eine neue Figur, die Moderator Thorsten Bär verkörpert: Mike Petersen, ein typischer Busfahrer. "Einer, der nach innen lacht und gut nach Harburg passt", sagt der Hamburger Comedian, der während der Fußballweltmeisterschaft im Berliner Hörfunk Bundestrainer Jogi Löw parodiert hat.

Thorsten Bär hat eine Vision. Einmal einen ganz Großen der Branche nach Harburg zu holen. Mit kurzen Worten würde er über den Gleisen sagen: "Liebes Stellwerk, heute Atze Schröder!"