Das BID will mit Kunst und Kultur weitermachen. Großes Vorbild der Veranstalter ist die Altonale

Harburg. Kultur lässt Kassen klingeln - was anderswo in Hamburg, unter anderem während des Altonale-Straßenfestes in Altona und Ottensen, funktioniert, könnte auch in Harburg erfolgreich sein, heißt es aus BID-Kreisen (das steht für Business-Improvement District, dem Zusammenschluss von Geschäftsleuten an der Lüneburger Straße). Deshalb haben BID-Chef Peter Kowalsky und sieben Sponsoren, darunter auch die Wohnungsbaugesellschaft Saga, den ersten Harburger Kunst- und Kultursommer ins Leben gerufen.

So konnten Besucher bei mehr als 40 Programmpunkten vor und in den Geschäften nicht nur die Harburger Innenstadt, sondern auch Harburgs kulturelle Seiten kennenlernen - unter anderem bei Führungen durch die Falckenberg-Sammlung. Für Kinder gab es Kunst zum Mitmachen: Bildhauer und Maler in spe konnten ihre ersten Werke aus Ytong-Steinen herausmeißeln und ihre Zeichenkünste unter Beweis stellen.

Für das BID stellte die Veranstaltung, die den Brückenschlag zwischen schwieriger Bevölkerungsstruktur einerseits und dem Bestreben, die Innenstadt erfolgreich aufzuwerten andererseits, eine große Herausforderung dar. Nicht alle Harburger waren von der Veranstaltung begeistert.

Jutta Lindberg, Vorsitzende des Kulturausschusses, sieht die Aktion kritisch: "Es ist nicht mehr originell, Einkaufszonen mit Kunst beleben zu wollen. Und die Erfahrung - gerade in Altona - zeigt, dass Kunst Fehlentwicklungen in Einkaufsstraßen niemals kompensieren kann." Vielmehr müsse sich der Einzelhandel auf seine eigenen Stärken besinnen. Lindberg: "Viel sinnvoller wäre es, wenn das BID und die Einzelhändler Harburgs den Harburger Kulturtag finanziell unterstützen würden." Der Harburger Kulturtag, der dieses Jahr nun schon zum siebten Mal stattfindet, sei ein genuines kulturelles Ereignis mit eigener Ausstrahlung. "Hier lohnt es sich, über Kooperationen nachzudenken und weiterreichende Ideen zu entwickeln." Das BID will allerdings einen anderen Weg gehen. Die Rundschau hat Peter Kowalsky zu Kultur und Kommerz befragt.

Harburger Rundschau:

Herr Kowalsky, sind Sie zufrieden mit der Resonanz und den Aktionen für den ersten Kunst- und Kultursommer?

Peter Kowalsky:

Wir finden es toll, dass wir so viele Besucher von dem Konzept begeistern konnten. Auf der einen Seite haben wir ein hochwertiges Kulturprogramm angeboten. So konnten die Leute interessante Künstler kennenlernen. Wir wollten mit den Aktionen aber auch den Spagat zwischen Kulturangeboten und der Belebung des öffentlichen Raumes in der Innenstadt hinkriegen. Wenn sicherlich nicht alle Geschäftsleute gleich begeistert sind und die Veranstaltung unterschiedlich wahrgenommen haben - ich bin mir sicher, dass wir einen guten ersten Impuls geliefert haben. Viele Einzelhändler waren zufrieden.

Der öffentliche Raum in Harburg ist ein problematisches Thema aufgrund der schwierigen Bevölkerungsstruktur. So wollten Sie mit der Veranstaltung auch Menschen erreichen, die sich in ihrem Alltag eher nicht für Kultur interessieren. Auch Harburger mit Migrationshintergrund sollten nicht ausgeschlossen werden.

Ja, das stimmt. Deshalb haben wir ein Kinderprogramm mit vielen Mitmachstationen organisiert. Alle sollten Spaß in der Innenstadt haben und sie positiv wahrnehmen. Wir wollten auch für Menschen aus prekären Lebensverhältnissen Brücken etwas bieten. Die Sambapercussion und die Bollywood-Show waren tolle Höhepunkte. Viele Kinder haben begeistert mitgetanzt.

Nicht nur die Harburger sollten vom Programm angesprochen werden.

Wir haben unsere Werbung für den Kunst- und Kultursommer auf den Landkreis ausgedehnt. Das ist notwendig, wenn Harburg innerhalb der Metropolregion aufgewertet werden soll. Wir müssen künftig stärker über den Tellerrand gucken. Und das zeigt Erfolg. Viele Besucher aus dem Landkreis waren hier.

Sie wollen mit dieser Veranstaltung neue Kundenpotenziale erreichen. Kann ein Straßenfest wie die Altonale mit einem ähnlichen Konzept in Harburg erfolgreich sein?

Auch die Altonale hat einmal klein angefangen. Man muss Visionen haben und den Mut, neue Pläne zu schmieden. Deshalb wollen wir dieses Konzept weiterentwickeln. Es wird einen zweiten Kunst- und Kultursommer in Harburg geben. Viele Künstler haben schon angefragt. Wir sind optimistisch.