“Die Menschen nicht einfach vertreiben“ - Sicherheitskonferenz setzt auf EU-Projekt und Alkoholverbot für Harburger Rathausplatz

Harburg. Auf dem Harburger Rathausplatz wird kurzfristig nichts gegen die ausufernde Trinkerszene getan. Der Plan, einige der dortigen Sitzbänke zu demontieren, ist vom Tisch. Darauf hat man sich bei einem nicht öffentlichen Treffen der Sicherheitskonferenz geeinigt. Ein Alkoholverbot soll aber kommen. Es wird frühestens im kommenden Jahr verhängt. Begleitet wird es von dem klangvollen 100 000-Euro-Projekt "Arbeitsmarktpolitische Aktivierung Alkohol konsumierender Personen im öffentlichen Raum", das zur Hälfte mit Steuergeldern über die EU und den Bund gefördert wird.

Man wolle die Menschen nicht einfach vertreiben. Deshalb, so hieß es aus dem Rathaus, werde der Plan, die Bänke, auf denen sich die Trinkerszene von morgens bis abends breit macht, zu demontieren, nun nicht weiter verfolgt. Haben will man die Szene vor dem Rathaus allerdings auch nicht. Laut und aggressiv gebärde die sich. Deswegen sollten für diese Klientel Alternativen angeboten werden.

So soll das Projekt "Arbeitsmarktpolitische Aktivierung Alkohol konsumierender Personen im öffentlichen Raum" an der Buxtehuder Straße in dem unter Denkmalschutz stehenden "Toilettenhäuschen mit Trinkhalle" am Beginn der Schwarzenberganlage einziehen. Dort, so hofft man, wird sich auch die Trinkerszene hin bewegen, wenn auf dem Rathausplatz die Gelage nicht mehr geduldet werden. Die zweite Alternative soll der Container an der Knoopstraße sein, in dem sich bereits seit Jahren eine vergleichbare Szene aufhält.

Bei der Behörde geht man davon aus, dass man das Alkoholverbot auf dem Rathausplatz durchsetzen kann. "Polizei und Behördlicher Ordnungsdienst stehen bereit, um es in die Tat umzusetzen", so die Auskunft aus dem Rathaus. Zwar sei eine Überwachung "rund um die Uhr" nicht möglich, regelmäßige Kontrollen aber schon. Dabei kann man auf längst gemachte Erfahrungen zurückgreifen. Der Rathausplatz war 2004 zum Gefahrengebiet erklärt worden, nachdem sich dort die Drogenszene breit gemacht hatte. Mit ständigen Kontrollen war sie damals zerschlagen worden.

Mit dem aktuellen Plan gegen die Trinkerszene schlägt man mehrere Fliegen mit einer Klappe. Mit dem teuren EU-Projekt, in dessen Rahmen Sozialarbeiter die Trinker direkt in der Szene aufsuchen, um sie von den Vorteilen geregelter Arbeit zu überzeugen, besänftigt die CDU ihren Koalitionspartner GAL. Erfahrungswerte gibt es schon. Wobei zumindest in Frankreich ein vergleichbares Projekt nicht gegriffen hat.

Mit der Einquartierung der Projektmitarbeiter in dem ehemaligen Toilettenhäuschen von 1937 wird man zudem eine "Gammel-Immobilie" los. Das Gebäude steht zum Verkauf. Bereits seit April sucht die zuständige Finanzbehörde einen Käufer. 90 000 Euro sollte der Verkauf der Stadt bringen. Kein einziger Interessent hatte sich bislang gemeldet. Jetzt hätte man ohnehin in das Gebäude investieren müssen. Es begann allmählich zu verfallen. Durch das Projekt hat man für ein Jahr einen Mieter - mit Option auf Projektverlängerung.