Harburger Rathausplatz bleibt auch nach Umgestaltung Treffpunkt der Trinkerszene

Harburg. Der Harburger Rathausplatz und die Museumsachse sind neu gestaltet, und die Arbeiten gelten als beendet. Inzwischen zeigt sich allerdings auch, dass der Rathausplatz durch den Umbau für die Trinkerszene nicht an Attraktivität verloren hat und Passanten wegen Pöbeleien und befürchteter Gewalttätigkeiten lieber einen großen Bogen um den Platz machen.

Opfer einer Bedrohung war nicht zuletzt Manfred Schulz (SPD), stellvertretender Vorsitzender der Harburger Bezirksversammlung, geworden. Er setzt sich seitdem für ein Alkoholverbot auf dem Rathausplatz ein und plädiert dafür einen Trinkerraum einzurichten - nach dem Vorbild der Stadt Kiel. Die Bezirksversammlung entschied sich hingegen für aufsuchende Sozialarbeit. Und die mit der Einstellung von Straßensozialarbeitern beauftragte gemeinnützige Gesellschaft "Passage" (Dienstleistungszentrum) wird voraussichtlich Anfang September mit zwei Halbtagskräften den Kontakt zu den Trinkern suchen.

Bezirksamtsleiter Torsten Meinberg, Vorsitzender der 2003 eingerichteten Sicherheitskonferenz "HarburgSicher", wird heute in einer Konferenzsitzung das Thema "Trinkerszene" aufgreifen. Dabei geht es auch um die Frage, ob ein generelles Alkoholverbot auf dem Rathausplatz durchgesetzt werden kann und welche Auswirkungen beispielsweise auch die Demontage der aufgestellten Sitzbänke haben könnte.

Meinberg: "Wir werden mit dem Bezirklichen Ordnungsdienst, der Polizei und mit Juristen den Fortgang beraten. Dabei geht es auch um die Frage der Kosten, die beispielsweise durch den Abbau der Bänke entstehen würden." Und bei einem Alkoholverbot auf dem Rathausplatz müsse auch die rechtliche Situation einwandfrei geklärt werden. "Wir wollen die Szene nicht einfach vertreiben. Wir müssen auch Angebote schaffen." In der Frage des Trinkerraums verweist Meinberg auf das Vorhandensein des "Freizeitvereins" und seiner Aufenthaltsräume in der Knoopstraße.

Seit zwei Monaten sucht die Beschäftigungsgesellschaft "Passage" nach Diplom-Sozialpädagogen oder ähnlich qualifizierten Mitarbeitern, die die schwierige Aufgabe übernehmen, mit den Trinkern in Kontakt zu treten. Anfangs gab es keine Bewerber. Gestern sagte Passage-Geschäftsführerin Corinna Braun: "Es liegen uns inzwischen zwei Bewerbungen vor, aber die Bewerbungsfrist endet erst am Freitag und somit haben wir noch eine Chance, aus einer größeren Bewerberzahl auswählen zu können." Zwei halbe Stellen sollen besetzt werden.

Auch Corinna Braun hat ihre Meinung zu der zu lösenden Aufgabe. "Bänke weg bedeutet nicht nur, dass für unsere Zielgruppe kein Platz mehr da ist, sondern auch für die vielen Fußgänger, die sich auf dem Rathausplatz gern ausruhen würden. Ziel kann es doch letztendlich nicht sein, sämtliche Aufenthaltsplätze zu bereinigen. Das Ziel muss ein Miteinander der unterschiedlichen Gruppen sein, und wir brauchen die öffentlichen Treffpunkte."

Die Dienstleistungsgesellschaft Passage würde Trinker, die Bereitschaft zeigen, beschäftigen, beispielsweise in der Garten- und Landschaftspflege.