Zum Lichttheater im Veritas Beach kommen maximal 60 Zuschauer

Harburg. Kaum jemand hat das offenbar bis jetzt mitbekommen: Harburg hat in diesem Monat ein Freiluftkino. Das Lichttheater im Veritas Beach Club im Binnenhafen ist das einzige Strandkino in ganz Hamburg. Und dazu noch regensicher unter einem Zeltdach. Filme laufen immer dienstags bis donnerstags bei Einbruch der Dunkelheit. 200 Besucher hätten genug Platz, sich in Liegestühlen oder Sitzsäcken vor der sechs Meter breiten und 3,60 Meter hohen Leinwand zu lümmeln. Doch zur Halbzeit der Freiluftkino-Premiere sind die Gästezahlen bescheiden.

"Die Resonanz ist erschütternd", sagt Beach-Club-Chef und Gastronom Heiko Hornbacher. Nur sieben Besucher wollten die Animationsaction "Avatar", allerdings in 2-D, sehen. Das war Minusrekord. Das beste Ergebnis spielte "Sex and the City 2" mit 60 Gästen ein. Aber auch das ist unter der Wirtschaftlichkeitsgrenze. Zum Vergleich: Zur Premiere der Freiluftkino-Saison im Hamburger Schanzenpark versammelten sich 1500 Menschen. Allerdings herrschte im Juli auch "Sahara-Wetter" in Hamburg.

"Die Sonne ist für den Beach Club der beste Werbeträger", versucht Heiko Hornbacher die niedrigen Gästezahlen zu erklären. Grundsätzlich, sagt der Gastronom, hätten es die Randbezirke der Stadt schwieriger. Viele Leute würden eben das Original im Herzen der Stadt aufsuchen.

Die Idee zum Freiluftkino in seinem Beach Club hatte Heiko Hornbacher schon vor einigen Jahren. "Wir wollen den kulturellen Anspruch in Harburg bedienen", sagt er. Damals winkte der Kinoveranstalter noch ab. Doch jetzt, nach den Erfolgen Hornbachers mit dem Public Viewing bei der Fußball-Weltmeisterschaft, fand er einen prominenten Partner: den Hamburger Kinoveranstalter Outdoor Cine, der auch das Open-Air-Kino im Schanzenpark veranstaltet.

Das Gesicht des Strandkinos in Harburg ist Heiko Dubiel: Er kassiert den Eintritt, verkauft Popcorn und führt die Filme vor. "Eigentlich bräuchten wir 100 Gäste pro Vorstellung", sagt der Mitarbeiter von Outdoor Cine. Heiko Hornbacher würde im nächsten Jahr gerne wieder Freiluftkino machen. Doch das hängt vom Kinobetreiber ab. Ob sich der Vorhang unter Palmen im nächsten Jahr öffnen wird, ist bei den Besucherzahlen fraglich.

Den wenigen Cineasten, die bisher kamen, gefällt das Standkino. Bei "Casablanca" gab es sogar Szenenapplaus für Humphrey Bogart und Ingrid Bergmann. Das Filmtheater mit Palmen und Blick aufs Wasser und Boote scheint Ereignis genug zu sein: "Das ist geil hier", sagt Matthias Wegner, 46, aus Kirchdorf am Donnerstagabend. Der Film sei egal. "Die hätten auch Hanni und Nanni spielen können."

Elke, 51, aus Harburg schaut sich "Männer, die auf Ziegen starren" an. Das Programm sei gut. Alles Filme, die man sich zweimal anschauen könne. Sie wünscht sich, das sich der Freiluftkino-Vorhang auch im nächsten Jahr wieder öffnet: Wenn nicht im Beach Club, dann vielleicht auf dem Rathausplatz." Elke hofft, dass Outdoor Cine weiter macht: "In Harburg", sagt sie, "dauert alles eben ein bisschen länger."