Eine Führung durch Harburg über 14 überraschende Stationen

Harburg. Jenseits von Tristesse und Billigläden: Für die Besucher der Harburger Kunstmeile kristallisierte sich vergangenen Freitag heraus, dass sie Harburg für kurze Zeit in einem neuen Licht wahrgenommen hatten. Dafür kann Kunstmeilenkuratorin Mesaoo Wrede gar nicht genug gedankt werden. Das Abschreiten der 14 Stationen der zeitgenössischen Kunstroute durch Harburg ließ eine Ahnung davon aufblitzen, wie sehr Kunst einem Stadtteil zu einem neuen Antlitz verhelfen und unbekannte Seiten sichtbar machen kann.

Noch recht vertraut lugte Harburg hervor, als bei Station eins in den Harburg Arcaden der Startschuss fiel. Doch auch hier sorgte die "Kunstinvasion", die unter dem Motto "Transfer: Glück" stand, für erste Überraschungen: Dort, wo normalerweise der Konsum das Glück in die Taschen füllt, setzten plötzlich Künstlerinnen wie Sigrid Gruber ihre Interpretation von Haute Couture in Szene - pink beplüscht, zeigte Stef. Engel tragbare und "andersartige Mode" (beispielsweise ein Orangenhaut-Kleid) oder von Agoston leuchtende Flaggen. Einige Künstler hatten in Geschäften Quartier bezogen, so dass der Besuch im Pfandhaus Werdier anstand, wo die mexikanische Künstlerin Saide Sesin kleinformatige, detailverliebte naive Malerei zeigte.

Der nächste Meilenstein der Kunst führte in Räume, in denen sonst über Kapitalanlagen beraten wird: Im ersten Stock der Sparkasse Harburg-Buxtehude stellten Gerda Falke, Ana Milano, Alexander von Agoston und Jutta Wedemann ihre fantastischen Bilder aus. Ein paar Meter weiter trat Apotheker Heiko Schulze vor seine Einhorn Apotheke am Sand. Er hatte die Kunst von Nine Winderlich für sein Schaufenster gewählt, weil sie den Beziehungsaspekt in ihren Bildern herausstellt und ihren Figuren schon einmal Einhörner aufsetzt.

Dann ging es in die Neue Straße. Spätestens jetzt staunte die Runde über Harburgs schöne Ecken. In den wunderschönen historischen Räumen des Frauenkulturhauses Harburg, wo die Kunstmeile geboren wurde, eröffnete sich eine Bilderpracht: verschiedene Künstler brillierten.

Durch die Fußgängerunterführung führte der weitere Weg in die Harburger Schlossstrasse, wo der architektonische Mix zwischen Alt und Neu sich vor den Teilnehmern auftat. Auch das Gasthaus Goldener Engel in der Schloßstrasse überraschte: spätestens bei diesen Schauplätzen am Rande von Harburgs Hafencity stand für die Teilnehmer des Rundganges fest: "Harburg hat vielfältige Potenziale und tolle Ecken, die kaum bekannt sind."

Neben der großartigen künstlerischen Qualität ist diese Aussage auch die eigentliche Erkenntnis der Kunstmeile, die die verbindenden Kräfte von Kunst demonstrierte. Ein Flyer listet die 14 Stationen auf, die individuell abgelaufen werden können. Am Donnerstag, 19. August, 17 Uhr ist die nächste Führung mit Start in den Harburg Arcaden.