Die Konjunktur zieht an.

Die erwarteten Steuermehreinnahmen füllen aber nicht in dem Tempo die tiefen Löcher in den Kassen der Gemeinden, wie sie die Wirtschaftskrise gerissen hat. Deshalb muss Seevetal die Einnahmen erhöhen - und zwar sofort.

Deutschlands größte Gemeinde probiert es mit einer Kindergartengebühr für Reiche. Auf dem ersten Blick ist das charmant. Von denen, die viel haben, ein wenig mehr zu nehmen. Problematisch ist, dass die Verwaltung nicht beziffern kann, wie viel mehr Geld das Ganze bringen wird. Das erweckt den Eindruck von Abzocke - und nicht von einer begründeten Reaktion auf eine Notlage.

Grundsätzlich ist das Signal, die Kindergartenplätze teurer zu machen, ein Falsches. Das zeigt nur, dass Deutschland von dem selbst gesteckten Ziel eines beitragsfreien dritten Kindergartenjahres so weit entfernt ist wie Österreich vom Fußball-Weltmeistertitel.

Seevetal geht einen ehrlichen Weg. Bei Gebührenerhöhungen kann der Bürger selbst entscheiden, ob er die Leistung weiter in Anspruch nehmen will. Gegen Steuererhöhungen kann er sich nicht wehren. Wenn die Steuereinnahmen wieder sprudeln, sollten die Politiker daran denken, die Gebühren wieder zu senken. Die Schaumweinsteuer, 1902 von Kaiser Wilhelm II. zum Bau der Kriegsflotte eingeführt, zahlen wir heute noch.