20 000 Lkw-Ladungen sind zwischen Autobahn und Neuländer See eingebracht

Harburg. Endspurt am Rande der Autobahn 1, bei der Anschlussstelle Neuland. Seit sieben Jahren ist zwischen der Autobahn und dem aus vier Windrädern bestehenden Windpark Neuland ein 1,2 Kilometer langer, 75 Meter breiter und bis zu 13 Meter hoher Erdwall herangewachsen. Nur noch wenige Sandlastwagen werden dort bis voraussichtlich kommenden Monat ihre Ladung abkippen. Dann ist bis auf restliche Anpflanzungen von Bäumen und Büschen alles fertig.

Garten- und Landschaftsarchitekt Winfried Zeng, 67, ist seit 2002 vom Moorburger Fuhrunternehmen August Ernst als Planer und Projektleiter eingesetzt und sagt: "Hier ist mehr als ein Lärmschutzwall entstanden. Es handelt sich um einen Immissionsschutzwall, der neben Geräuschen auch Stäube und Gase vom Erholungs- und Naturschutzgebiet am Neuländer See weitgehend fernhält."

Im Jahr 2002 hatten das Fuhrunternehmen August Ernst, das Bezirksamt Harburg und ein unabhängiges Institut für Bodengutachten einen öffentlich rechtlichen Vertrag abgeschlossen. Darin ging es um Fragen des ökologischen Ausgleichs und Verbesserungen für die Umwelt. Weil Hamburg für die Verlängerung der Airbus-Startbahn und Erweiterung des Airbus Werksgeländes Teile des Mühlenberger Lochs zuschütten ließ, wurde dem Elbestrom auf der Insel Hahnöfersand zum Ausgleich Landfläche abgetragen. Den Aushub schaffte das Moorburger Fuhrunternehmen nach Neuland, etwa 70 000 Tonnen. Eine Lkw-Ladung entspricht etwa 30 Tonnen.

Der Sand von Hahnöfersand reichte aber nur für den unteren Aufbau des Erdwalls. Für weiteres Wachstum sorgte in den Folgejahren Bodenaushub von Hamburger Großbaustellen, darunter vom Gelände der Messe Hamburg oder vom Bavaria Gelände auf St. Pauli. Und weil von den Baustellen aus dem Hamburger Stadtgebiet trotz Kontrollen gelegentlich ein zu hoher Anteil an Bauschutt mit dem Erdreich angeliefert wurde, hatte es laut Zeng in der Anfangszeit Probleme mit dem Umweltschutz gegeben. "Wir mussten nachträglich Gestein aussieben und der Wiederverwertung durch Baustoff-Recycling zuführen", so Zeng.

Ohnehin sei der Bau des Erdwalls ein äußerst komplizierter Vorgang gewesen. Es bestand die Gefahr von Erdbrüchen, weil sich die Neuländer Wiesen auf einer vier bis sieben Meter mächtigen Torfschicht befinden. Die Erdschicht darüber ist nur etwa einen Meter stark. Da ist keine große Belastung möglich. Zeng: "Das Ganze ist vergleichbar mit einem wassergetränkten Schwamm, auf den man einen Ziegelstein legt. Bei ungleicher Lastverteilung käme es zu übermäßiger Wasserverdrängung im Untergrund und zu den Erdbrüchen. Zeng: "Wir haben alles richtig gemacht. Der Erdwall steht sicher. Die Torfschicht ist von sieben auf 5,50 Meter zusammengepresst und würde jetzt auch Gebäude tragen."

Der Wall ist im Laufe der vergangenen sieben Jahre von Süden nach Norden aufgeschüttet worden. Gut 300 000 Kubikmeter, etwa 20 000 Lkw-Ladungen wurden angekarrt. Zeng: "Die Böden entsprechen der durchschnittlichen Belastungsklasse des Hamburger Stadtgebiets. Unbelastete Böden gibt es nirgendwo. Die obere Abdeckung besteht aus einer etwa 30 Zentimeter starken Schicht aus Mutterboden. Darauf pflanzen wir unter anderem Eichen und Ahorn, Erlen und Weiden und an Sträuchern unter anderem Wildrose, Weißdorn oder auch Faulbaum."

Der Bezirk Harburg hat das Grundstück für den Immissionsschutzwall zur Verfügung gestellt und bekommt das Bauwerk ohne selbst dafür großartig Geld ausgeben zu müssen. Bezahlt wird auf der Baustelle an den Fuhrbetrieb, wo Erdaushub und Abtransport anfallen. Die Firma August Ernst ist als Projektträger noch die kommenden 15 Jahre für die Pflege zuständig.