Hurra! Es lebe die Nation! Sind wir wieder im Zeitalter des blinden, verhängnisvollen Hurrapatriotismus des Wilhelminischen Zeitalters angelangt?

Angesichts so mancher jüngeren Äußerungen deutscher Politiker beschleicht einen die Angst, dass das Land gezielt wieder drauf zusteuert.

Wenn der FPD-Politiker Serkan Tören gemeinsame Fahnenappelle und ein Bekenntnis zur Nation "Deutschland" von Migranten fordert, so propagiert er, dass sich die in Deutschland lebenden Menschen von Bürgern in anderen Ländern abgrenzen und diese ausgrenzen sollen.

Eine Nation, das lehrten bereits renommierte Nationalismusforscher wie Ernest Gellner, Eric Hobsbawm oder Dieter Langewiesche, bedarf der Abgrenzung und sie bedarf der Feindbilder, um sich zu legitimieren und somit zu existieren. Wohin der Nationalismus, der gerne auch verharmlosend als "positiver Patriotismus" bezeichnet wird, führt, sollten wir alle längst gelernt haben. Auch Serkan Tören. Seine Idee eines Bekenntnisses zur Nation steht zudem in einem krassen Gegensatz zum Gedanken der europäischen Integration.

Das erklärte Ziel der Europäischen Union war und ist es, den Nationalismus, der unzählige Kriege und Genozide in Europa und darüber hinaus möglich gemacht hat, endlich zu überwinden und ein friedliches miteinander der Regionen zu ermöglichen. Wir sind weit gekommen in diesem Bestreben. Tören sollte aufpassen, dass er mit seinen plumpen Forderungen Europa keinen Bärendienst erweist.