Die Sportboot-Kapitäne sollen in den Binnenhafen umziehen, wollen aber lieber an der Elbe bleiben

Harburg. Nach der Flutkatastrophe 1962 konnten sich vier Hamburger Sportbootvereine kleine Häfen am Ufer der Süderelbe, am Neuländer- und Schweenssander Hauptdeich, anlegen. Doch weil der Flutschutz an der Elbe weiter verbessert und die Deiche erhöht werden mussten, waren auch ökologische Forderungen zu berücksichtigen, weshalb das Gebiet 1993 unter Naturschutz gestellt wurde. Seitdem versucht der Bezirk Harburg die vier Vereine mit ihren etwa 110 aktiven Mitgliedern und ebenso vielen Sportbooten anderswo unterzubringen. Bislang ohne Erfolg.

Aber inzwischen laufen Vorbereitungen, im Harburger Binnenhafen ein Ersatzquartier zu schaffen. Monika Uhlmann, im Bezirksamt zuständig für Naturschutz und Landschaftsplanung, will Anfang August mit den Vereinsvorständen über die weitere Vorgehensweise sprechen, wie die Verlagerung unter den aktuellen Veränderungen aussehen könnte.

Petra Schulz, Sprecherin der Bezirksverwaltung: "Wir werden ab August bis voraussichtlich Ende dieses Jahres im Überwinterungshafen, gegenüber dem Grundstück Dampfschiffsweg 35, die Kaimauerkonstruktion auf einer Länge von rund 70 Metern sanieren lassen. Im Anschluss, ab Frühjahr 2011, wollen wir eine Ponton-Steganlage am Kai befestigen. Bei unserer Planung ist sichergestellt, dass im Binnenhafen Platz genug für alle ist."

Aber wie sieht es aus mit der Bezahlung? Schulz: "Nach derzeitigem Stand ist unser gesamtes Vorhaben durchfinanziert. Auf der einen Seite durch Konjunkturmittel des Bundes und auf der anderen Seite durch Infrastrukturmittel der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt." Für die Vereine müssten ersatzweise auch Geräteschuppen und ein oder mehrere Clubhäuser errichtet werden.

Maria Lanzki, Vorstandsmitglied des Wilhelmsburger Motorbootvereins von 1964: "Wir möchten bei einer Verlagerung als Verein natürlich zusammenbleiben und uns nicht nach großen und kleinen Booten voneinander trennen lassen. Von der Trennung war in früheren Gesprächen schon die Rede." Die Vorstände der vier Vereine setzen sich für den Fortbestand im grünen Revier ein und sagen, dass die kleinen Sportboothäfen und der Naturschutz miteinander harmonieren. Alle hielten sich an die Vorschriften und die Sportbootsaison belaufe sich ohnehin nur auf sieben Monate im Jahr. Lanzki: "Hamburg könnte ohne die Verlagerung viel Geld sparen."

Doch die Entwicklung des Binnenhafens ruft. Vor einem Monat stimmte der Senat der Entlassung der Harburger Schlossinsel aus dem Hafengebiet zu. Gesetzliche Reife erlangt die Übergabe aus der Zuständigkeit von Hamburg Port Authority (HPA)/Wirtschaftsbehörde an den Bezirk Harburg aber erst durch Beschluss der Bürgerschaft voraussichtlich am 15. September.

Zuvor schon, am Sonnabend, 28. August, soll im Namen der Internationalen Bauausstellung (IBA 2013) auf der Schlossinsel ein Sommerfest gefeiert werden. Zur Feier des Tages ist auch daran gedacht, den Grundstein für das erste Wohnungsbauprojekt (180 Wohneinheiten / Investor: Provinzial Rheinland) zu legen. Ursprünglich hatte sich Bürgermeister Ole von Beust zur Teilnahme am feierlichen Akt angesagt. Immerhin war er es auch, der bei der Grundsteinlegung des Bürohauses "Kaispeicher" (Veritaskai) im September 2002 der Wohnbebauung auf der Schlossinsel die Türen öffnete. Da von Beust aber bereits zum 25. August seinen Rücktritt erklärt hat, dürfte nun der vorgesehene Nachfolger Christoph Ahlhaus zur Grundsteinlegung kommen.

Für die Entwicklung der Schlossinsel sind Investitionskosten in Höhe von 43,4 Millionen Euro vorausberechnet. Davon befinden sich 22,4 Millionen Euro bereits in der Haushaltsplanung. Die restlichen 21 Millionen sollen in den Jahren 2014 bis 2023 fließen. Ein Teil soll über Grundstückserlöse bezahlt werden.

Welcher Raum bei der Stadtentwicklung für die Sportbootvereine übrig bleibt, wird Teil der weiteren Verhandlungen sein. Zu beachten wird sein, dass alle Sportboote im Winter auch einen Lagerplatz an Land benötigen. Vertreter vom Bezirksamt, dem Hamburger Sportbund und dem Sportamt (Behörde für Kultur, Sport und Medien - BKS) werden mit den Vereinsvorständen und dem Vorsitzenden des Hamburger Motorbootverbands, Dieter Wippelmann, sich auch dazu Gedanken machen. Wippelmann hatte bislang auch darauf hingewiesen, dass den Sportbootvereinen 1993, als das Süderelbeufer unter Naturschutz gestellt wurde, die damalige Umweltbehörde den Vereinen Bestandsschutz zugesichert hatte.

Thorsten Meins von der Hamburger Wassersportgemeinschaft (HWGS): "Es gibt keine wirkliche Begründung, warum wir hier weg sollen. Das Elbufer ist auch trotz unserer Anwesenheit Naturschutzgebiet."