Mehr als 1000 Harburger besitzen bereits eine Kundenkarte für die Einrichtung der katholischen Caritas-Organisation “In Via Hamburg“

Harburg. Hier gibt es eine Kinderkarre für zehn Euro, eine Jacke für einen Euro oder einen Schrank für 50 Euro. Das vor 100 Tagen eröffnete "fairKauf hamburg" Sozialkaufhaus in der Straße Küchgarten 19 in Harburg hat einen perfekten Start hingelegt. Gestern waren Bezirksamtsleiter Torsten Meinberg und Bürgerservice-Dezernatsleiter Bernhard Schleiden an Ort und Stelle, um sich einen Eindruck von der neuen Einrichtung zu verschaffen. Das Kaufhaus existiert von Spenden, zumeist Möbel, Hausrat und Bekleidung, beschäftigt Menschen aus dem Bereich der Langzeitarbeitslosen, bietet Möglichkeiten zur beruflichen Qualifizierung und sorgt auf der anderen Seite dafür, dass Menschen mit geringem Einkommen, bis 800 Euro pro Monat, preiswert einkaufen können. Die Kundenkarte gibt es nur nach Prüfung der Verhältnisse für Menschen, die beispielsweise Arbeitslosengeld II, Grundsicherung, Wohngeld oder BaföG beziehen.

Kaufhaus-Betreiber ist die katholische Caritas-Organisation "In Via Hamburg", die ihren Schwerpunkt in Qualifizierungs- und Beschäftigungsprojekten hat. Schirmherr ist der Hamburger Erzbischof Werner Thissen. In Via-Geschäftsführerin Renate Anhaus: "Wir haben in den ersten 100 Tagen bereits acht Langzeitarbeitslose in Ausbildung gebracht." Die Vermittlung von Langzeitarbeitslosen in Berufsausbildung oder eine Anstellung auf dem ersten Arbeitsmarkt ist vorrangiges Ziel. Davon hängt auch die Förderung der Einrichtung durch "team.arbeit.hamburg" (Jobcenter Harburg, Am Werder) ab.

Kaufhaus-Leiter Markus Gott: "Das Kaufhaus beschäftigt 98 Personen, davon 87 Langzeitarbeitslose in den Bereichen Verkauf, Holzbearbeitung, Textilbearbeitung, Service und Verwaltung. Stammbelegschaft sind sieben Hauptamtliche und vier Anleiter."

Möbel haben die kürzeste Verweildauer im Kaufhaus, haben zumeist nach zwei Tagen einen Käufer gefunden. Die katholischen Kirchengemeinden in Hamburg zählen bislang zu den großen Unterstützen der In Via-Spendensammlungen. Wer ebenfalls gut erhaltene Bekleidung oder sonstige Haushaltsgegenstände abgeben möchte, kann sich an das Spendentelefon 040/7 94 16 77-15 wenden. Kaufhausleiter Markus Gott: "Wir müssen aber auch deutlich machen, dass wir wirklich nur gut erhaltene Gegenstände annehmen. Ein Kühlschrank beispielsweise darf nicht älter als drei Jahre alt sein. Und Stromfresser, die hohe Betriebskosten verursachen, können und wollen wir unseren Kunden ebenfalls nicht anbieten." Wichtige Ansage: "Wir nehmen keinen Sperrmüll entgegen. Die Entsorgungskosten können wir uns nicht erlauben."

Die Nähe vom Jobcenter in der Straße Am Werder und dem Kaufhaus am Küchgarten sorgt für Nachschub an Mitarbeitern und auch für Käuferschaft. Besonders an Zahltagen herrscht im Kaufhaus Hochbetrieb. Hans-Wilhelm-Rabeler, Teamleiter Jobcenter, lobte die hohe Vermittlung von acht Langzeitarbeitslosen in Ausbildung nach nur 100 Tagen des Kaufhausbetriebs. Das Kaufhaus kann als Sprungbrett für den Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt gesehen werden. Das Potenzial der Langzeitarbeitslosen ist qualitativ höchst unterschiedlich. Rabeler: "Zunehmend problematisch wird es für Menschen mit geringer Qualifizierung, eine Beschäftigung zu finden. Es liegen in der Regel multiple Vermittlungshemmnisse vor." Rabeler weist auch darauf hin, dass das Bundesministerium für Arbeit nur noch Projekte fördert, die nachweislich Erfolg versprechende Arbeit leisten.

Bezirksamtsleiter Torsten Meinberg: "Diese Initiative ist ein Baustein, der in den Bezirk passt. Wir haben noch einen hohen Nachzüglerstand, junge Leute ohne Schulabschluss und Berufsausbildung oder liegen auch bei den Abiturientenzahlen unter dem Hamburger Durchschnitt. Aber wir haben die Arbeitslosenzahlen auch überdurchschnittlich abgebaut und wir haben ein Sonderprogramm, um die Harburger Schulen fit zu machen."

Das Sozialkaufhaus wirke sich nach Einschätzung Meinbergs auch nicht negativ auf das Geschäftsleben der Harburger Innenstadt aus. Der Bezirk habe großes Interesse an der Belebung des Einzelhandels in der Lüneburger Straße. Meinberg: "Das Sozialkaufhaus dient der Unterstützung von Menschen in Harburg. Die große Anzahl von bereits mehr als 17 000 Spenden zeigt, dass Solidarität in unserem Bezirk aktiv gelebt wird.