Der Fall Slawik C. ist ein trauriges Beispiel für Niedersachsens gnadenlose Abschiebepraxis.

In zehn Jahren wurde er das zweite Opfer dieser Abschiebungspolitik in dem Bundesland, das mit dem Slogan "Sie kennen unsere Pferde, erleben Sie unsere Stärken" wirbt. Schon vor Slawik C. hat sich ein Mensch in einer niedersächsischen Justizvollzugsanstalt selbst getötet, um der Abschiebung zu entgehen.

Umso wichtiger ist es, dass die Familie C. jetzt die ganze Unterstützung der Menschen in Jesteburg und im Landkreis Harburg erhält, damit keine weitere Tragödie dieser Art passieren kann. Die Tatsache, dass die aserbaidschanische Botschaft den Flüchtlingen in Jesteburg keinen Pass ausstellen wollte, wohl aber die armenische, kann angesichts des langjährigen Grenzkonflikts, der zwischen beiden Ländern tobte, nicht als Beweis dafür gewertet werden, dass die Familie bei ihrer Einreise ihre Identität verschleiern wollte. Die vermeintlich endgültige Klärung der Identitäten ist ebenso wenig ein Garant dafür, dass Mutter und Sohn in eine lebenssichere Zukunft in Armenien abgeschoben würden.

Hier muss Gnade vor Recht ergehen. Die Ehefrau von Slawik C. hat gerade ihren Mann verloren, der Sohn hat seinen Vater verloren. Wird auch er abgeschoben, hinterlässt er eine Frau und ein zwei Jahre altes Kind in Jesteburg. Es gibt Menschen, die die Gastfreundschaft anderer Länder missbrauchen. Aber die Jesteburger Familie gehört sicher nicht dazu.