Die Keso GmbH ist eines der 100 innovativsten mittelständischen Unternehmen

Buchholz. Die HSV-Fußballprofis sind gut bei ihr aufgehoben. Und auch Promikoch Johann Lafer vertraut ihr sein Schlosshotel und Gourmet-Restaurant an. Das Vertrauen der Großen genießt ein kleines Unternehmen mit 40 Mitarbeitern aus Buchholz. Die Rede ist von der Keso GmbH, einer der führenden Anbieter für mechanische und elektronische Schließsysteme in Deutschland. Keso-Zylinder sichern zum Beispiel die Imtech-Arena im Hamburger Volkspark, sozusagen das "Wohnzimmer" des HSV, das Phoenix-Center in Harburg oder auch weltweit die Gebäude des Metro Handelskonzerns.

Die Keso GmbH ist jetzt als eines der 100 innovativsten mittelständischen Unternehmen Deutschlands ausgezeichnet worden. Die Wirtschaftsuniversität Wien unter Leitung von Prof. Dr. Nikolaus Franke hat die Buchholzer Firma in ihr bundesweites Unternehmensranking "Top 100" aufgenommen. Mentor der Initiative für Einfallsreichtum und neue Wege in der Wirtschaft ist der frühere baden-württembergische Ministerpräsident Lothar Späth. Die Unternehmen müssen sich um das Gütesiegel "Top 100" bewerben. Voraussetzung: Die Kandidaten sind Mittelständler mit höchstens 5000 Mitarbeitern und setzen sich von der Masse ab.

Wer Langfingern eine Nase voraus sein will, muss immer neue Ideen haben. Keso-Chef Jörn Both, 42, schafft ein Klima für solche Geistesblitze. Er gewährt seinen Leuten bezahlte kreative Auszeiten. Wer eine Idee für Verbesserungen der eigenen Produkte hat, darf sich jenseits des Betriebsalltags darum kümmern. Egal, ob Hilfsarbeiter oder Akademiker. Auch auf das Risiko hin, dass die Idee sich später als nicht umsetzbar erweist. Boths Angestellte dürfen für Kreativstunden auch mal den nüchternen Gewerbebau verlassen. Ein Team zog sich schon einmal zum Ideen schmieden in den Biergarten zurück. Ein anderes ging drei Tage in einem Sporthotel in Klausur. Die Mitarbeiter würden entscheiden, wo sie Kreativpausen nehmen. "Bis jetzt", scherzt Jörn Both, "hat noch niemand einen Segeltörn in der Karibik beantragt."

Etwa 200 bis 250 Stunden kreative Auszeit insgesamt nimmt die Keso-Belegschaft im Jahr. Zeit, die sich offenbar für das Unternehmen rechnet: Ein neues Schließsystem, an dem Mitarbeiter mit Auszeiten beteiligt waren, hat sechzig Prozent der früheren Produkte abgelöst. Wenn Kreativpausen zum Erfolg führen, gibt es Bares. Boni von 50 bis 10 000 Euro zahlt der Chef seinen Mitarbeitern, wenn ihre Einfälle praktikabel sind. Dabei geht es nicht um vollständig ausgereifte Produkte. Den Feinschliff macht die Forschungs- und Entwicklungsabteilung in der Schweiz. Die Keso GmbH gehört zum internationalen Assa-Abloy-Konzern. "Die Entwickler aus der Schweiz kommen auch mal zu uns nach Buchholz", sagt Both.

Der Keso-Chef, ein Betriebswirt, geht Wege, die anderen schlicht undenkbar erscheinen. "Ich bin ein Gegner von Überstunden", sagt Jörn Both. Da ließe die Konzentration nach. Both ist ein Normabweichler. Das hat die Top 100-Jury beeindruckt. Ein Unternehmer, der die Auffassung vertritt, dass es auch ein Leben nach der Arbeit geben müsse. "Die Zeit für Kreativpausen", sagt er, "fehlt dem Unternehmen nicht. Der Firma wird viel zurückgegeben." Jörn Both fällt auf, dass ihm nur wenige Krankschreibungen auf den Tisch kommen.

Was ist das Top-100-Gütesiegel wert? Die Auszeichnung habe große Ausstrahlungskraft auf die Kunden gehabt, sagt Both. Es zeige Keso als Unternehmen, das versucht, etwas nach vorne zu bringen. Das sei von Vorteil im hart umkämpften Markt. In keinem Land gebe es mehr Mitbewerber in der Sicherheitstechnikbranche als in Deutschland. Bei der Belegschaft sei die Auszeichnung sehr gut angekommen. "Meine Mitarbeiter fühlen sich bestätigt", sagt Jörn Both. Und das schafft ein Klima für neue Ideen.