Der kleine Ort am Rande der Lüneburger Heide feiert sein 850-jähriges Bestehen. Am Wochenende laden ein Mittelaltermarkt, Musik und Sport Besucher ein.

Nindorf. "In den Heidedörfern gibt es viele Anlässe, das Wir-Gefühl zu stärken", sagt Günter Wego vom Nindorfer Festausschuss. Das 850-jährige Bestehen ihres Dorfes gehört auf jeden Fall dazu. Seit drei Jahren laufen die Vorbereitungen. Nindorf am Walde ist mit 370 Einwohnern zwar das kleinste Dorf der Samtgemeinde Hanstedt, doch am kommenden Wochenende wird ganz groß gefeiert, schließlich wird Nindorf 850 Jahre alt. Der Ortsname Nindorf - oder auch Niendorf - kommt in Norddeutschland häufiger vor, er bedeutet schlicht "neues Dorf". Der Zusatz "am Walde" macht Nindorf allerdings unverwechselbar. Die Wurzeln liegen in der Stein- und in der Bronzezeit, doch erstmals erwähnt wurde der Ort 1162.

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Weit über Nindorf hinaus bekannt ist der Wildpark Lüneburger Heide, der 1970 eröffnet und in den vergangenen Jahren kontinuierlich erweitert wurde. Wölfe und Bären leben hier, Schneeleoparden und Sibirische Tiger, die Besucher kommen von nah und fern. Ein besonderes botanisches Kuriosum auf Nindorfer Boden ist das Wahrzeichen des Dorfes, das "Ehepaar": Eine Stieleiche und eine Rottanne sind am Rande eines Waldweges nahe der Schmalen Aue zusammengewachsen und stehen seit über 100 Jahren unzertrennlich nebeneinander. Auch das Nindorfer Wappen zieren die beiden Bäume. Da die alte Eiche schon sichtlich in die Jahre gekommen ist, sollen in diesem Jahr zwei junge Bäume, wieder eine Eiche und eine Tanne, nebeneinander neu eingepflanzt werden - "damit wir auch in 50 Jahren noch unser Wahrzeichen haben", sagt Friedrich Fenner vom Festausschuss.

Zum dörflichen Leben gehören die beiden großen "F's" - Feuerwehr und Faslam. Die Freiwillige Feuerwehr wurde 1911 gegründet und feierte im vergangenen Jahr ihr hundertjähriges Bestehen mit einem großen Fest. Feste feiern verbindet. Und so wird Faslam, die norddeutsche Variante des Karnevals, jedes Jahr in Nindorf gefeiert, zum ersten Mal im Januar 1920.

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Aus 850 Jahren Geschichte lassen sich manche Geschichten aufschreiben. Eine Gruppe engagierter Nindorfer Bürger hat das getan. 6000 Stunden Arbeit haben sie in drei Jahren dafür geleistet, sie haben recherchiert, Zeitzeugen befragt, Schuhkartons und Alben mit Fotos durchgeschaut und Texte geschrieben. Durch die Arbeit "ist die Gemeinschaft gewachsen", hat Sabine Roschlaub beobachtet. Und der Aufwand hat sich gelohnt - die Chronik ist 240 Seiten stark geworden, sie enthält historische und aktuelle Fotos und gibt liebenswerte Einblicke in das dörfliche Leben von damals und heute.

War zur 800-Jahr-Feier 1962 der Ort noch überwiegend landwirtschaftlich geprägt, wie in den acht Jahrhunderten davor, so hat es gerade in den vergangenen 50 Jahren große Veränderungen gegeben, von ursprünglich zehn Höfen sind es heute nur noch zwei, auf denen Landwirtschaftlich betrieben wird - aus dem Bauerndorf ist eine Wohngemeinde geworden. Die Menschen arbeiten anderswo, vielfach in Hamburg, aber in Nindorf sind sie zu Hause.

Was für Alteingesessene ebenso gilt wie für die Zugezogenen, die den Wohnwert auf dem Lande, die Überschaubarkeit und die dörfliche Gemeinschaft zu schätzen wissen. "Allein in den vergangenen 40 Jahren ist die Einwohnerzahl um 50 Prozent auf heute 370 gestiegen", sagt Friedrich Fenner. Willkommen sind Neubürger, vor allem junge Familien, in Nindorf am Walde, erklärt Günter Wego: "Das Dorf muss sich weiterentwickeln."

Doch Vieles aus alter Zeit hat auch noch Bestand: Der älteste Hof, der Eylershoff, wurde schon 1190 urkundlich erwähnt, neun von zehn Höfen unter den alten Eichen, die das Ortsbild prägen, werden seit Jahrhunderten von denselben Familien bewohnt, der Dorfgasthof "Zum braunen Hirsch" kann auf eine über vierhundertjährige Geschichte zurückblicken. Da Nindorf zur Kirchengemeinde Egestorf gehört, war "Heidepastor" Wilhelm Bode auch hier zuständig. Er ging oft zu Fuß auf dem alten Kirchweg von Egestorf nach Nindorf, besuchte Familien und als Schulinspektor die Nindorfer Schule. Er unterstützte in Not geratene Landwirte, für die er eine "Kuhkasse" einrichtete. Den alten Kirchweg gibt es längst nicht mehr, und auch die Nindorfer Schule ist Geschichte. Sie wurde 1971 geschlossen. Letzter Schulleiter hier war Paul Gaevert, der während der 850-Jahr-Feier an alte Zeiten erinnern wird. Einige Exemplare der Chronik sind noch zu haben, sie werden während der drei Festtage für jeweils 25 Euro verkauft.

Die Feiern zum Dorfjubiläum beginnen am Freitag, 22. Juni, auf dem Lührshoff in der Ortsmitte. Ab 18 Uhr heißt es "Nindorf tafelt" in der Scheune. An festlich gedeckten Tischen gibt es Speis und Trank - jeder soll etwas mitbringen und zum Gelingen beitragen. Gerechnet wird mit 160 bis 200 Teilnehmern. Wenn es mehr werden, "dann müssen wir eben improvisieren", sagt Ingrid Wego-Mencke. Kinder musizieren an diesem Abend und sagen Gedichte auf, zur Fußballübertragung steht eine Großbildleinwand bereit.

Ein Mittelaltermarkt auf dem Lührshoff soll am Sonnabend und Sonntag jeweils ab 11 Uhr zurückführen in die Zeit der ersten Erwähnung Nindorfs. Musik und Tanz gibt es am Sonnabend ab 20 Uhr. Ein Crosslauf und Walking im Team rund um den Ort stehen am Sonntag ab 9 Uhr auf dem Programm.

www.nindorf-am-walde.de