Das Café Albers Miteinander in Cranz schließt. Jetzt hoffen die Bürger darauf, dass sie wieder einen Nahversorger bekommen.

Cranz. Der leckere Butterkuchen soll es gewesen sein, der das Café Albers in Cranz bei Ausflüglern und Einheimischen so beliebt machte. Schließlich hatte man auch Zeit genug gehabt, am Rezept zu feilen. Seit 1830 war in dem Haus am Estedeich eine Bäckerei untergebracht. Da passte es gut, dass der Förderverein Miteinander im Süderelberaum das Gebäude, als es 2006 zum Verkauf stand, mit ähnlichen Zielen erwarb. Ein Café mit Backstube und Lebensmittellädchen sollte entstehen. Behinderte junge Menschen sollten dort arbeiten und eine neue Perspektive finden, das Nebengebäude sollte in ein Wohnhaus verwandelt werden.

Doch all das ist jetzt Geschichte. Der Förderverein hat das Café, das mittlerweile den Namen Café Albers Miteinander trägt, inklusive des Nebengebäudes an die Firma Heinrich Bernhard Haus- und Hypothekenmakler in Stellingen verkauft. Bis zum 15. Juli sollen die Gebäude geräumt sein, damit sie Mitte August auf den Markt gebracht werden können. "Ich könnte heulen", sagt Jörg Philipps, der das Café gemeinsam mit der Bäckermeisterin und therapeutischen Leiterin Heike Kühn betreibt. Mehr als 900 unbezahlte Überstunden habe er sicherlich in das Haus gesteckt. Gelohnt habe sich das nie.

"Allein schon der Laden hat nie Gewinn abgeworfen", sagt Heike Kühn. Bereits im vergangenen Jahr hätten sie sich deshalb dazu entschlossen, ihn zu schließen und nur noch das Café und die Küche weiterzuführen, in der sie für den Kindergarten in Neuenfelde Mittagessen kochen. Das Wohnprojekt für Behinderte im Nebengebäude war in all den Jahren nie realisiert worden.

Für die rund 800 Cranzer Bürger ist das Ende des Traditionscafés ein herber Verlust. "Der Ort braucht einen Lebensmittelladen und einen Mittelpunkt, wo man sich einfach so treffen kann", sagt Gudrun Schittek vom Arbeitskreis Cranz. Das nächste Geschäft, das die Cranzer mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen können, liegt etwa neun Kilometer entfernt in Finkenwerder. Sie wisse, dass sich ein Laden allein wirtschaftlich wohl kaum rechnen werde, fügt sie hinzu. "Es müsste eher eine Kombination aus Gaststätte, Café, Laden und Bootsanleger entstehen."

Unterstützung für die Bürger gab es von der Grünen-Fraktion in der Harburger Bezirksversammlung. Sie hatte den Antrag gestellt, dass die Bezirksverwaltung darauf hinwirken solle, die dörfliche Infrastruktur in Cranz mit einem Lebensmittel- oder Bäckerladen im Gebäude des Cafés zu erhalten. Am Dienstagabend wurde der Antrag abgelehnt. "Wir sollten so ehrlich sein und sagen, dass wir nichts tun können", sagt SPD-Fraktionschef Jürgen Heimath und verweist auf den freien Wettbewerb. Es sei viel sinnvoller, öffentlich dazu aufzurufen, dass sich vor allem Interessierte melden sollen, die ein Café oder einen Laden betreiben wollen.

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CDU und Grüne sehen das anders. Die Verwaltung hätte Gespräche mit dem neuen Besitzer und Interessenten führen können, sagt Grünen-Fraktionschef Kay Wolkau. CDU-Fraktionschef Ralf Dieter Fischer wertet den Antrag als Appell an die Verwaltung. Es sei wichtig, einen Stadtteil zu unterstützen, der alleine aufgrund seiner Randlage und der geringen Bevölkerungszahl nicht viele Möglichkeiten habe. Die Verwaltung könne durchaus auf Grundstücksgeschäfte einwirken, um Fehlentwicklungen zu vermeiden.

Barbara Heikes wundert dieser plötzliche Einsatz für das Café. Sie ist Mitglied im Vorstand des Fördervereins Miteinander im Süderelberaum und sagt: "Von der Stadt haben wir nie Unterstützung bekommen." Beispielsweise hätten sie gerne mehr behinderte Jugendliche zur Betreuung aufgenommen, doch das sei nicht gegangen. Der Förderverein bestünde aus Eltern, deren Kinder behindert sind, und mit dem Projekt hätten sie sich schlicht überschätzt. Sie seien nun mal keine Profis, die sich in Wirtschaftsfragen gut auskennen. "Am Ende hatten wir einfach keine Kraft mehr." Der Verkauf der Gebäude war die einzige Option.

Was jetzt mit ihnen geschieht, wird sich zeigen. "Wir sind für jedes Angebot offen", sagt Peter Beecken vom Maklerunternehmen Heinrich Bernhard. Er würde die Grundstücke beispielsweise einzeln weiterverkaufen, damit die Bäckerei separat weiterbetrieben werden könnte. Möglich sei auch der Abriss der Bebauung, um Platz für drei neue Reihenhäuser zu schaffen. "Das müsste aber noch genehmigt werden."

In Cranz, so viel ist jedenfalls sicher, wird es in wenigen Wochen nur noch in zwei Gaststätten und einem Dönerladen etwas Essbares zu kaufen geben. Heike Kühn und Jörg Philipps würden gern in das Gemeindehaus am Estebogen ziehen und dort für den Kindergarten weiterkochen. Eine Art offenes Haus würden sie dort gern einrichten, sagt Philipps. Ähnlich wie das Café Albers Miteinander soll es werden, wo es ebenfalls regelmäßig Treffen gab. Nur eben ohne Cafébetrieb.